im
zeitalter von globalisierung und product-placement
reagiert man eher verhalten, wenn so ein großer
multi daherkommt und sich der kultur verschreibt. doch
aus solchen kollaborationen kann auch durchaus
fruchtbares entstehen. so bescherte uns z.b. camel die
großen tage des raves anfang/mitte der 90er oder
marlboro holte die ein oder andere house-legende
über den teich.
im
falle der coke dj culture braucht man nicht mal
ein schlechtes gewissen bzgl. seines lungenkrebsrisikos
zu haben, denn in sachen gesundheit ist die limonade doch
eher als unbedenklich einzustufen, zumindest in
maßen.
daher
freuen wir uns, dass uns coke die gelegenheit verschafft,
kevin saunderson und joey beltram live hier
vor ort in erfurt genießen zu dürfen. by the
way umfaßt die coke dj culture auch eine
radiosendung, die ihr z.b. auf jam fm jeden freitag ab
20uhr hören könnt.
diese
gunst der stunde wollten wir entsprechend nutzen und
haben die gelegenheit eines kleinen interviews mit kevin
und joey wahrgenommen.
im
schicken hotel am erfurter dom trafen wir die
beiden!
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die
coke dj culture tour startete gestern abend in
berlin, im 103 club. wie
wars?
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gut.
die stimmung war klasse und es war ein guter
auftakt für die tour. really
good.
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zusammen
mit juan atkins und derrick may, werdet ihr als
die erste generation, die erfinder des detroit
techno genannt. aus deiner sicht, wann begann
detroit techno?
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das
muss ungefähr in 1981 gewesen sein. juan
prägte den begriff und machte die ersten
tracks. er war der originator. wir waren damals
immer um ihn rum und es faszinierte uns genauso
wie ihn. nach und nach inspirierten wir uns
einfach gegenseitig und im laufe der zeit
prägte sich dann der individuelle verlauf
des einzelnen heraus.
ich mochte musik schon immer sehr und irgendwann
entschied ich mich, dies mehr zu verfolgen. also
fing ich an aufzulegen, ungefähr 1983 und 2
jahre später erschien meine erste
platte.
es hat sich einfach so ergeben. damals war es
sicher auch ein weg, um ganz weg zu sein von den
dingen wie drogen, gewalt und all diese sachen.
auf diese art hatte man einfach auch das
gefühl, etwas sinnvolles und inspirierendes
zu tun. es gab und gibt unserem leben
sinn.
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aus
unserer sicht lief das ganze in etwa so ab, dass
es in europa bands wie kraftwerk, depeche mode,
new order usw. gab. diese musik bahnte sich
ihren weg nach amerika und traf dort auf euch.
ihr wiederum nahmt daraus die inspiration
für detroit techno?
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ja,
definitiv. kraftwerk waren ein großer
einfluss für uns. generell zeigte es uns,
dass musik anhand synthesizern möglich ist.
wir dachten uns man, solche musik kann man
diesen geräten machen? und fingen an, uns
verschiedene geräte zu beschaffen, lasen
die bedienungsanleitungen, fragten uns durch,
probierten rum und versuchten einfach, einen
ähnlichen sound zu erzielen.
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lebst
du nach wie vor in detroit?
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ja,
ich lebe nach wie vor ort, habe aber einen
zweitwohnsitz in belgien.
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detroit
techno und seine geschichte ist sehr bekannt
hier in europa. es gibt eine ganze reihe von
büchern, artikeln, interviews, in der die
story zum mythos erzählt wird. darin liest
man auch, dass detroit ein ort ist, der viel von
armut, gewalt, arbeitslosigkeit usw.
geprägt ist. ist dies nach wie vor das bild
von detroit?
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die
situation vor ort verbessert sich langsam, doch
im stadtkern sind diese problem nach wie vor
sehr präsent. jedoch ist es im grunde
nichts anderes, als in anderen städten, in
denen nicht genug geld für nötige
ausgaben da ist.
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gab
es neben diesen europäischen auch andere
einflüsse?
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auf
jedenfall. da waren funkadelic, also george
clinton und seine crew, was not was und z.b.
auch prince, welche uns damals sehr
beeinflussten mit ihrem sound.
darüber hinaus gab es diesen radio dj
"electric mojo" und seine radioshow. er spielte
alle diese sachen und mischte sie mit den
europäischen neuheiten, dass half uns sehr
und öffnete unsere denkensweise in diese
richtung.
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wie
siehst du die entwicklung, die ihr dann
ausgelöst habt? hier in europa, aber auch
deutschland und letzten endes ja in der ganzen
welt?
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ich
habe es ja nun von anfang mitgemacht/begleitet
und verfolgt, wie es sich entwickelte,
veränderte, schneller, dann wieder
langsamer wurde. es hat auf jedenfall seinen
platz in der ganzen welt gefunden. ich war
bereits an so vielen orten in der welt und die
reaktion war überall sehr gut.
in deutschland ist berlin natürlich der
place-to-be momentan. aber speziell hier in
ost-deutschland erinnere ich mich gerne an ein
extrem aufgeschlossenes und enthuisiastisches
publikum, welches viel energie besitzt. ich mag
es hier zu spielen.
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hier
in deutschland bist du fast eine art idol. hast
du selbst idole, zu denen du
aufgeschaust?
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damals
in der zeit war es mohammed ali, welcher mich
stark beeindruckte. aber auch
bürgerrechtler wie malcom x, martin luther
king. sie haben alle viel getan für die
schwarze bevölkerung.
musikalisch
gesehen bin ich immer sehr von stevie wonder
beeindruckt gewesen.
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was
bedeutet techno heute für
dich?
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es
ist definitiv ein untrennbarer teil meines
lebens. darüber hinaus sehe ich nach wie
vor eine große verbindung zwischen techno
und der technologischen entwicklung. in dem
bereich tut sich gerade momentan wieder sehr
viel.
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rückblickend,
würdest du sagen so wie dinge gelaufen
sind, war es perfekt oder würdest du etwas
an dem verlauf ändern, wenn du
könntest?
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nein,
ich bereue nichts und bin sehr zufrieden mit
dem, was seither passierte.
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was
können wir von dir in der näheren
zukunft erwarten? musikalisch
gesehen?
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mein
plan ist, meine ganzen verschiedenen projekte
(z.b. e-dancer, reese), unter denen ich in den
vergangenen jahren veröffentlich habe,
zusammen zu führen.
dazu dient auch ein stück weit die tour.
ich baue mein set bewusst so auf, einen teil
dieser stücke zu spielen.
am ende release ich ein album, auf welchem
verschiedene künstler meine sachen remixen,
um den leuten eine umfassende retroperspektive
meines schaffens zu geben. das ist mein
aktuelles projekt, dass ich
verfolge.
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abschließend,
was können wir heute abend von dir
erwarten?
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ich
werde ein 3h-set spielen, in dem ich zu beginn
ein paar alte house-sachen spielen werde, dann
wie schon erwähnt ein paar klassiker und am
ende wird es "bangin´" techno geben. ich
bin sehr gespannt, wie die leute darauf
reagieren...
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...
wir auch!
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die
coke dj culture tour startete gestern abend in
berlin, im 103 club. wie fandest du
es?
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es
war sehr cool. der club war nicht schlecht, nur
vielleicht etwas zu hell. ich mag mehr dunklere
clubs.
aber
die leute waren gut drauf und hatten denke ich
viel spass. der club war ansonsten sehr
angenehm.
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also
alles gut überstanden, keine
kater-erscheinigungen oder
ähnliches?
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nein
nein, mir gehts gut. wobei ich sagen muss, dass
ich gestern erst von amerika kam und noch etwas
mit meinem jetlag zu kämpfen
hatte.
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[anmerkung:
... zu dem zeitpunkt wird erstmal eine cola
bestellt. ist klar...!]
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hast
du eine verbindung zu kevin
saunderson?
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ja,
ich habe ihn in den 90ern öfters getroffen,
wenn ich mal in detroit war. doch jetzt seit
mehreren jahren nicht.
das
ist so einwenig das dj-problem. man ist immer
"on the run" und hat immer einen terminplan. da
bleibt nur wenig zeit, sich auch mal mit dem dj
zu unterhalten, der meinetwegen vor oder nach
einem auflegt.
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wann
fand techno in deinem leben das erste mal statt?
wie ist deine ganz persönliche geschichte
zu techno oder elektronischer musik
allgemein?
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bei
mir ist das etwas anders als bei kevin. ich
komme ja aus new york und bin auch etwas
jünger.
klar,
man kannte die produktionen aus detroit und auch
speziell die sachen von saunderson, aber in new
york gab es keine analoge entwicklung von techno
wie in detroit. new york ist mehr
"kommerziell".
was
ich in new york mitbekam, war die entwicklung
von housemusic, wie ihn z.b. tony humphries
auflegte. früher war er hiphop dj und
spielte später vermehrt houseplatten. ich
mochte seinen style sehr gerne.
auch
die sachen aus chicago bekam ich so
mit.
als
ich dann in den späten 80´ern
angefangen habe musik zu produzieren, war ich
einfach nur gelangweilt von der musik in new
york. da sprang jeder auf diesen housezug auf,
jeder große act wollte auf einmal einen
house-mix von seinem song haben, z.b. whitney
houston.
ich
wollte diesen rauen house-sound von früher
wieder zurückbringen. diesen reduzierteren
stil mit fetter bassline, coolem beat und all
das. diesen warehouse sound, wobei ich damals
als teenager nicht wusste, wie der sound nun zu
nennen war. aber das gefühl dafür,
dass war einfach da. von da an machte ich diesen
darken sound und kam nach und nach zu diesem
techno-ding.
irgendwann
bekam ich dann anfragen aus europa, belgien als
erstes und von da an ging es seinen
weg.
letzten
endes habe ich immer einfach das gemacht, was
ich für richtig hielt und daraus ergab sich
dann, dass meine musik in den verschiedensten
spielrichtungen unterkam.
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was
hast du gemacht, bevor du von der musik leben
konntest?
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ich
habe bei ups gearbeitet.
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like
in "king of queens"?
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ja,
genau. den mag ich sogar sehr... lustigerweise
bin ich auch noch von queens. also dort geboren
und aufgewachsen.
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wo
lebst du momentan?
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nach
wie vor in new york, jedoch nicht in der stadt
sondern irgendwo draußen im staat new
york. ganz ruhig und abgeschieden, zusammen mit
meiner frau und meiner kleinen
tochter.
ich
hatte irgendwie genug von der großstadt,
auch weil es mich einfach ab einem gewissen
punkt nur noch gelangweilt hat. in den 80ern war
new york heiß, da war es der universale
punkt, von dem auch viel neues und spannendes
ausging. aber die dinge die heute dort passieren
sind für mich nicht mehr sonderlich
spannend oder innovativ.
kein studio54, kein funhouse mehr, kein
limelight, keine graffities mehr, kein
breakdancen auf den straßen, garnichts
mehr von alldem, was irgendwie mal interessant
war.
n.y.
hat sich von einem der interessanten orte zu
einem der langweiligsten
entwickelt.
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von
welcher musik wurdest du
beeinflusst?
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als
ich jünger war hat mich todd terry sehr
beeinflusst. seine art aufzulegen und die musik
die er spielte.
aber
ich habe ansonsten alle möglichen sorten
musik gehört. rock-music z.b. aber auch
alles andere.
ich
mochte die ersten sachen auf dem trax-label,
diese ersten acid-sachen. aber auch tony
humphries war ein großer einfluss für
mich. er hatte eine radio-show und die habe ich
wirklich immer gehört und stand wenig
später mit der kassette im plattenladen und
habe sie dort vorgespielt , sodass die mir genau
die platten geben mussten, die da gespielt
wurden.
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und
heute? was hörst du, mal abgesehen von den
techno-sachen?
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alles
mögliche. viel 70´s sachen. hier im
hotel z.b. höre ich alte cure-sachen, wenn
ich entspannen will.
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wie
ist deine sicht auf deutschland in bezug auf
musik und das dj´en?
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ich
mag es sehr gerne hier zu spielen. mein agent
könnte dir viele orte nennen, an denen ich
hier schon gewesen bin. es ist etwas schwierig
sich alle zu merken.
es
gibt in deutschland keinen ort oder eine
erinnerung negativer art. egal an welchen ort
ich gespielt habe oder in dem ich mich dann
aufgehalten habe, hatte ich negative
erfahrungen.
was
mir gut gefällt sind die dunklen, darken
clubs, in denen es nur ein strobo gibt. weniger
diskos. that´s cool!
und
ich mag berlin sehr gerne. dort habe ich einige
freunde, die ich dann immer besuche. das
genieße ich sehr!
ich mag aber auch frankfurt sehr!
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ok,
so thank you for the interview. and we enjoy
your set later on
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gern
geschehen. ich bin auch sehr gespannt, wie es
werden wird!
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