[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die besten fotos (sowie die fotos der
leute, die es erlaubt haben) sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
heute
konnten wir nun endlich den cocoon
club
in frankfurt mit einem haken auf der großen
szenemag todo-liste versehen. 2004 gegründet, hat es
damit also "nur" 5 jahre gebraucht und wie so oft war
eine verkettung (in diesem falle...) glücksamer
ereignisse für unseren besuch
verantwortlich:
kettenglied
1: ein bewusst mystifizierter gutschein zu ehren einer
außergewöhnlichen, mindestens ebenso
mystischen person.
kettenglied 2: andreas gursky (wird noch
erklärt...).
kettenglied 3: ein außergewöhnliches date
zu ehren karottes geburtstag vor einigen
wochen, welches auch laurent garnier
beinhaltete.
kettenglied 4: das lineup heute abend selbst, welches
unter dem stern von cadenza
rec. stand.
kettenglied 5: das bestreben, einem inneren masterplan
folgend, alle repräsentativen clubs (sagen wir
mal mindestens...) deutschlands zu featuren.
kettenglied 6: das ganz profane streben nach
glück & freiheit, dessen tatsächliches
erleben dann alles andere als profan ist!
war vor
wochen in einem anderen review von dem kleinen, am besten
noch privat betriebenen club die rede, sprechen wir heute
von einer ganz anderen dimension. cocoon, die spielwiese
und realität gewordene fiktion des perfekten clubs,
wie ihn sich sven väth vorstellte.
im
süden frankfurts in der nähe des main gelegen
(also der club! frankfurt ja sowieso), beherbergt ein von
außen eher kalt wirkender beton-bau einen geradezu
organisch anmutenden club. übrigens unweit des
robert
johnson
in offenbach, welches quasi auf der
gegenüberliegenden seite des main liegt (also der
club! offenbach ja sowieso).
da wir
ja nun sehr spät dran sind mit unserem besuch,
dürften wohl so ziemlich alle von euch in den
letzten 4-5 jahren bereits vom und über das cocoon
gehört haben. es beinhaltet 2 tanzflächen, 2
restaurants, unzählige bars, unzählige
vip-bereiche und unzählig viel platz. letzterer kann
bei bedarf noch so umgestaltet werden, dass aus dem
ohnehin schon großen club, ein superclub wird.
davon verschafft euch am besten der fotograf
andreas
gursky
einen eindruck, welcher ein für ihn typisches,
überdimensionales bild des cocoons um die welt sowie
auf diverse plattencover des cocoon labels
schickte.
ein
stück weit anmaßend ist es ja schon,
anbetracht der perfektion gurskys, einen absatz weiter
davon zu sprechen, euch auch mit unseren "eigenen"
bildern einen eindruck des cocoon clubs zu verschaffen,
aber hey, ordnet es einfach in der kategorie "sicheres
auftreten, bei völliger ahnungslosigkeit"
ein:
wir
sparen heute nicht an fotomaterial, was angesichts der
optisch beeindruckenden fülle auch angemessen ist.
wie ihr seht hat das innenleben des cocoon clubs etwas
von einer membran. das meinte ich oben, als ich das wort
organisch ins spiel brachte. das ganze wird gepaart mit
einer ausgefeilten licht- und tontechnik. sven väth
ist schließlich ein mann, der einiges gesehen hat
in seinem dj-leben. dazu war sicherlich auch ein gewisser
persönlicher ergeiz, der welt etwas zu
präsentieren, was maßstäbe setzt, eine
zusätzlich treibende kraft.
in
sachen licht bedient man sich u.a. sehr schöner
projektionen, welche das (den großen floor
umspannenden) membran-band sowie die dj-kanzel scheinbar
leicht pulsierend erscheinen ließen.
auch
mit im spiel sind ein paar gogo-dancer/innen. wer die
cocoon-parties auf ibiza kennt, der ist jetzt sicherlich
weit weniger geschockt. wer sie nicht kennt, der sei
zumindest dahingehend beruhigt, dass diese sich nicht
schemenhaft und klischee-artig vor dem publikum
räkelten, sondern vielmehr eine art jeweils
persönlich eigene "performance" boten.
was
optik und aufbau angeht, spielt die persönliche
einstellung/neigung eine große rolle. wer
großen clubs generell nichts abgewinnen kann, der
wird hier natürlich nicht glücklich. auch muss
man zugeben, dass das ein oder andere element schon eine
gewisse discolastigkeit mit sich bringt. dennoch wirkt
das ganze stimmig und natürlich irgendwo
beeindruckend, klar!
wie
auch immer eure persönliche vorliebe/abneigung auch
sein mag, in sachen soundanlage wird euren
ansprüchen genüge getan. denn da geht es
verhältnismäßig unparteiisch zu.
eine
anlage muss so angelegt sein, dass sie den wie auch immer
gearteten raum angemessen beschallen kann und das, meine
freunde, wird hier ziemlich eindrucksvoll demonstriert.
steve dash war hier am werke und hat das tuning
übernommen. auf seinem gebiet so eine art heiliger,
womit wir schon 2 in diesem review haben (denn in sachen
fotos nimmt diese rolle der oben erwähnte andreas
gursky ein). integral
sound
heißt die dazu gehörige firma aus den
vereinigten staaten und in deren projects-ordner befinden
sich bezeichnende namen wie das shelter in new
york, das ministry of sound in london oder das
spirit (nochmal new york), welches sich in der location
der früheren sound factory sowie dem
twilo befindet.
wenn
diese anlage 5 jahre "alt" ist (gründungsjahr), dann
ist sie für die ewigkeit gebaut worden. denn sie
kann ohne weiteres und scheinbar spielend mit anderen
systemen zeitgenössischer clubs wie berghain, fabric
& co mithalten.
natürlich
müssen wir aber auch über den preis sprechen
oder besser, die preise. 15 euro eintritt sind angemessen
und liegen landauf-/landab gut im schnitt. angesichts des
enormen optischen und akkustischen angebots geht das auch
in ordnung. die restaurants haben wir nicht getestet,
aber bei getränkepreisen können wir mitreden.
sagen wir also mal so, wer ibiza gewohnt ist, wird
angenehm überrascht sein. wer ibiza nicht kennt und
keine eigentumswohnung in frankfurt sein eigen nennt, der
wird... nunja, ebenfalls überrascht.
auf der
anderen seite gibt man sich jedoch auch sehr freigiebig.
beispielsweise wird mal eben eine große runde
bacardi-cola von den gogos in die menge gereicht (doch,
wirklich!)...
mit
diesen genen ausgestattet, um beim thema "organismus" zu
bleiben, aber auch langsam und sicher zum wesentlichen zu
kommen, bietet man also gute voraussetzungen für
eine erlebnisreiche nacht. denn natürlich will
soviel licht- und tontechnik zielgerichtet eingesetzt
werden.
im
zentrum des cocoon steht - wie in allen clubs, die uns
zumindest interessieren - der dj und dessen
vortrag. heute abend im zeichen des cadenza labels.
vertreten durch beispielsweise mirko
loko.
er
spielte zu beginn des abends, als es sich gerade
füllte (übrigens gibt es bis 24uhr
vergünstigten eintritt von 10 euro). auch wenn
jeder, den wir trafen, betonte, dass heute eher wenig los
sei, hielten wir den club für gut gefüllt. vor
allem deswegen, weil die anwesenden viel mit der musik
anzufangen wussten und ausgelassen tanzten.
in der
beziehung fiel das set von mirko loko schonmal positiv
auf.
ganz
persönlich empfunden verhielt es sich mit dem
liveset von thomas melchior im anschluss etwas
"spröder". es war sehr technolastig, geradlinig und
ließ sich (scheinbar) nur schwer mit dem sonst
(insich) sehr abwechslungsreichen cadenza-sound in
einklang bringen. aber wie gesagt, persönliche
empfindung. die tanzfläche selbst schien eher noch
voller, als leerer zu werden, während seines sets.
es
übernahm im anschluss luciano,
der cadenza-chef in persona.
spätestens
hier waren auch wir wieder mit vollem einsatz dabei.
luciano gab ein sehr gutes set zum besten und war auch
selbst sichtlich gut gelaunt bei der sache. die in etwa
3m über der tanzfläche thronende kanzel
rückte im laufe seines sets gefühlt auf gleiche
augenhöhe mit den besuchern. er bekam es spielend
hin, eine verbindung zwischen ihm und dem publikum
herzustellen.
seine
chilenischen wurzeln ließ er in soundfetzen
(sprachsamples), aber auch in der art der rhythmik in
sein set mit einfließen. ähnlich dem ebenfalls
aus chile stammenden ricardo villalobos (welcher auch bei
cadenza veröffentlicht), scheint lateinamerika ein
ideales anbaugebiet für großartige djs im
bereich der dancemusic zu sein. der sound war
abwechslungsreich, aber nicht verspielt. gegen ende zog
luciano gut an und schaffte so einen angemessenen
spannungsbogen.
ein
weiterer guter indikator für die intensität
seines sets war, dass die zeit quasi vorbeirauschte und
es sehr schnell 7uhr früh wurde. wir hielten das
für eine angemessene zeit, den abend damit offiziell
zu beenden, auch wenn es theoretisch noch optionen gab...
denn im robert johnson (wie gesagt, wenige km um die
ecke) war heute z.b. daniel stefanik zu gast.
alles
in allem, ein guter abend. auch fünf jahre nach
dessen eröffnung weiss der club zu begeistern. dass
man natürlich bereit sein muss, sich auf das spiel
einzulassen, ist klar. mit was ihr da grob zu rechnen
habt, wisst ihr ja nun (oder habt ihr schon immer
gewusst, je nachdem...). somit können wir
wärmsten herzens feststellen: man muss es mindestens
einmal selbst gesehen und vor allem gehört haben.
was uns angeht, kommen wir gerne wieder. schon alleine
deswegen, weil wir auch die dimension des clubs in voller
räumlicher entfaltung gerne nochmal selbst
miterleben möchten. zum beispiel beim nächsten
karotte/garnier-date?! :)
vielen
dank an alle direkt und indirekt beteiligten!