[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
wir
freuen uns sehr über die ungebrochene energie,
welche christian an den tag legt und in
thüringen das partygeschehen lückenhafter denn
je portraitiert. vielen dank & euch viel
spass!
"...
Pantha
du Prince. Das Alter Ego des
Hamburg´schen Bub´ Hendrik Weber. Ein Name,
welcher in meinen Playlists auf dem Ipod häufiger
Platz einnimmt. Wohlgemerkt Ipod, denn seine Musik ist
größtenteils "Kopfhörer"-Musik, die
Begrifflichkeiten "Ambient", "Electronica" treffen seinen
Stil am ehesten. Umso interessanter mag es nun
erscheinen, Hendrik Webers Sound nicht nur über
Ohrstöpseln, sondern "hautnah" im Clubkontext zu
erfahren.
Denn
solch experimentelle Klänge im
"tanzmusik-untypischen Format" habe ich bisher sehr
selten - in der Form eigentlich noch nie - beim
nächtlichen Ausgehen zu Ohren bekommen. Wenn man
sich intensiver mit dieser Musik befasst stellt man sich
zwangsläufig die Frage, wie man wohl diese im Club
umsetzen mag. Liest man dann noch solche Geschichten
dieses Dial-Familienmitglieds in einer Spex, DeBug oder
Groove, dürfte schon so viel Interesse an Artist und
Sound beim Leser geweckt sein, dass dem Clubbesuch nichts
mehr im Wege stehen dürfte. Zumindest ging es mir
so
Gelegenheit
dazu bot sich am vergangenen Freitag in Erfurt, wo Pantha
du Prince im Rahmen seiner Album-Tour - "Black Noise" -
im Club "Centrum" gastierte. Das ließen wir uns
nicht entgehen und somit war die Freitag-Abend-Planung
bzw. unser Kontrastprogramm zum folgenden Samstag
perfekt, an welchem dann mit Adam Beyer schwerere
Geschütze aufgefahren wurden.
Black
Noise. Der Albumtitel seines dritten und neuesten Werkes,
welches nicht mehr auf Dial, sondern auch Rough Trade
diesem Frühjahr erschienen ist. Noch stärker
als auf "This Bliss" (seinem Vorgänger-Werk)
verdichtete Hendrik Weber scheinbar mühelos
Gegensätzliches wie fragile Meldodien und grimmige
Basslines, naturalistische Klänge sowie kühle
Maschinen-Sounds, liebliches Glockenspiel und
schmirgelndes Rauschen zu einem sich konstant
änderndem Fluidum auf sehr hohem
Energielevel.
Mein
letzter Besuch des Centrums lässt sich auf
"Amsterdam Dance Event 2009 - Zeiten"
zurückdatieren, als im Oktober die M_Nus Night mit
Mr. Hawtin & Co anstand. Wie zu erwarten ließen
sich am vergangenen Freitag im Vergleich zu diesem Event
bei weitem weniger Besucher zählen. Jedoch war der
Club kontinuierlich ausreichend gefüllt, besonders
zur Primetime von 02:00 bis 03:00, wo Pantha du Prince
sein Liveset zum Besten gab.
Pantha
du Prince ist ein Universalgebildeter: Er ist belesen in
Kulturtheorie, wurde auch zum Tischler ausgebildet, eine
handwerkliche Fähigkeit, die er in Hamburg als
Bühnenbildner für experimentelle
Theaterprojekte anwendete. Somit war also nicht zu
erwarten, dass man Hendrik Weber an diesem Abend hinter
gewöhnlichen Turntables antreffen wird: Ihm wurde
für diese Nacht der Platz auf der Bühne
eingeräumt, welche im Centrum gegenüber der
eigentlichen DJ-Kanzel zu finden ist.
Diese
war für seine Arbeit ein angemessener Ort, bot die
Bühne doch den nötigen Platz für
beispielsweise Leinwänden, auf welchen der visuelle
Aspekt seiner Arbeit Berücksichtigung finden konnte
und fortwährend der Sound mit album-spezifischen
Bildfragmenten und Motiven begleitet werden konnte.
Außerdem müssen die unzähligen
Gerätschaften für sein Live-Auftritt auch i-wo
verstaut werden.
Punkt
02:00 Uhr. Der noch unbemannte Schauplatz ist
nebelverhangen, teils brechen Laserstrahlen die
Nebelschichten. Im Ausklang der letzten Töne des
Vorgänger-Sets ist deutlich eine Spannung
auszumachen, welche im Raum "liegt". Vorrausgesetzt man
ist noch ganz bei Sinnen. Es war zu vernehmen dass gleich
etwas "passieren" musste.
[anm.d.red.:
der vorgänger dj müsste/könnte
torek vom hohen c gewesen sein oder auch
franzi aus der muna, wobei das eher auf eine djane
schließen läßt... hmm... wir fragen
einfach nochmal...]
Für
Pantha du Prince reicht es bei weitem nicht, einen rein
sample-basierten Track mal schnell auf der Zugfahrt mit
dem Laptop "Paul Kalkbrenner-like" zu produzieren. Nein,
der feine Herr muss da schon ins Hochgebirge der
Schweizer Alpen reisen, sich dort in spärliche
Bauernhütten einquartieren und wochenlang bei allen
Witterungen mit dem nötigen Equipment Sounds
aufnehmen. Schaut man sich die Bilder auf seiner Homepage
an, kann man sich da ein gutes Bild machen.
Das
Bild, welches sich um Punkt 02:00 Uhr dem Publikum bot,
war mehr als passend: Als schleierhafte Gestalt aus der
Dunkelkeit schritt er zu seinem Arbeitsplatz, seine
Pullover-Mütze über den Kopf gezogen. Die
Gesichtskonturen waren nur ansatzweise zu erkennen, seine
Statur als Ganzes ist in in vielen Fällen auch nur
silouettenhaft in Erscheinung getreten.
WOW!
Der Einstieg war schonmal ziemlich vielversprechend.
Generell kann ein Lob nicht nur an an den Künstler,
auch die anderen Köpfe hinter der Bühnen- und
Lichttechnik des Clubs ausgesrochen werden - die visuelle
Inszenierung des Acts ist meiner Meinung nach im Gesamten
ziemlich gelungen!
Die
Spannung wurde indes noch intensiviert durch langes
Ausbleiben der ersten Bassschläge. Bis diese
erstmalig aus dem Sound-Systems schossen, vergingen ein
paar Minuten mit Geklimper, Klirren und präzise
gesetzten Effekten, welche nie willkürlich
erschienen. Besonders die Album-typischen
"glockenspiel-ähnlichen Klänge" wurden live
durch entsprechende Geräte eingespielt und kamen des
öfteren im Live-Auftritt vor.
So
nun folgten auch die ersten Bassschläge und der
Sound wurde von Jubelschreien aus dem Publikum umrahmt.
Innerhalb dieser einen Stunde spielte der
"Animal-Collective-Kollaborateur" vornehmlich Tracks
seines aktuellen Albums, ich meine aber auch Klänge
aus "This Bliss" ausgemacht zu haben. Beispielsweise ein
"Florac" (mit welchem Track ich übrigens erstmals
den Namen Pantha du Prince in mein Bewusstsein
rückte) fand im Live-Set Platz, natürlich stark
entfremdet vom Original - wie das halt so ist bei einer
Live-Einspielung. Klasse!
Letztendlich
meine ich jeden einzelnen Track erkannt zu haben, und
für mich persönlich war es interessant zu
hören in wie weit die Stücke live
editiert/transformiert wurden und noch wichtiger: Wie
harmonisch sie sich zum Ganzen fügten. Die Musik an
sich ist schon stark experimentell, durch ein Live-Set
wird diese ganze Komplexität und Vielschichtigkeit
der Sounds in ein noch höheres Level gerückt.
Wie
bereits erwähnt dauerte der ganze Spaß eine
Stunde und um 03:00 Uhr verließ der
großgewachsene Hamburger aprupt - zu aprubt, schade
- die Bühne. Der Vorhang ist gefallen.
Resümee:
Ein charismatischer, interessanter Typ, auch wenn er so
gut wie keinen Blickkontakt zum Publikum aufgebaut hat
(bei einem Live-Set auch nicht so leicht zu schaffen).
Wundervolle, melancholische, verzaubernde Musik
Reizvolle audiovisuelle Untermalung im
Club
ABER:
Ich bin der Meinung, die Musik eignet sich auf
Kopfhörern besser als im Clubgeschehen, da doch -
wie bereits erwähnt - das wenigste tanzbar ist. Ich
denke auch mal, eine Leute im Publikum konnten nicht so
richtig was mit der Musik anfangen, da die Bassdrum zu
wenig gewichtig in Erscheinung trat.
Spezielle
Musik funktioniert nicht in jedem Raum. Spezielle Musik
funktioniert nicht bei Jedermann. Spezieller Musik soll
indes aber die Möglichkeit gegeben werden, im
Nachtleben an den Mann/die Frau gebracht zu werden. Zu
zeigen, dass es auch anders geht in Zeiten des
Postminimals. Und sicherlich besteht auch die
Möglichkeit den ein oder Anderen auf den Geschmack
zu bringen.
[anm.d.red.:
amen, bruder! zu erwähnen sei noch, dass auch
junghansz live spielte an diesem abend, was
christians ganz auf pantha du prince konzentrierter
aufmerksamkeit - wir verzeihen das natürlich... -
entgangen zu sein scheint.]
..."