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mutek

montreal - kanada

02.06.2010

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

was sind schon ein paar tausend kilometer und unmengen an litern (zunehmend öl-verseuchtes) wasser im vergleich zu freundschaft, dem internet und der liebe zu musik?

eben, nichts... deswegen freuen wir uns über die maßen, dass unsere wahl-kanadierin (im herzen natürlich immernoch thüringerin) sandra auch dieses jahr sehr ausführlich und anschaulich vom mutek festival in kanada berichtet.

vielen dank sandra und grüße über den teich!

"...

Wir sind Mutek 2010

Szenemag ist bei MUTEK nun schon das zweite Jahr in Folge zu Gast! Nachdem wir letztes Jahr zusammen das 10-jährige Jubilaeum des in Montreal angesiedelten Festivals feiern durften, haben wir uns ohne mit der Wimper zu zucken auch dieses Jahr wieder vor Ort blicken lassen.

Wer einen generellen Ueberblick zu dem Festival und seiner Idee bekommen moechte , dem sei unser Link von 2009 und die Website des Festivals ans Herz gelegt:

review last year on szenemag

infos on mutek.org

Wie seinerzeit im Endartikel 2009 vorangekuendigt, hatten wir den diesjaehrigen Termin schon fett im Kalender angestrichen: 2 - 6 Juni 2010.

Mit grosser Vorfreude und mit einem wie immer sehr gut ausgewaehlten, sowie spannenden Line-up, kuendigte sich das 5-taegige Festival nun schon seit geraumer Zeit an: mit mehr als 150 Kuenstlern aus diversen Ecken der Welt, die in 80 Auftritten die angereisten Freunde unterschiedlichster elektronischer Musik und digitaler Kreativiataet begeistern sollten. Hierbei sei erwaehnt, dass das diesjaehrige Programm 6 Welt-, 10 Nordamerika- und 16 Kanada- Premieren umfasste.

Vielversprechend wie immer also… na dann, LOS GEHT'S!

MITTWOCH - 2. JUNI 2010

Und los ging's dann auch mit der A/VISIONS 1 - PANDORA'S MUSIC BOX.

Wie dem einen oder anderen bereits schon bekannt sein mag, ist die A/VISIONS Serie im experimentelleren Audio-Visuellen Bereich angesiedelt und fand auch wie im Jahr zuvor im "Monument National" statt. Diese Locaton dient quasi waehrend des Festivals als MUTEK Headquarter und Hauptanlaufpunkt. Mit seinem Konzertsaal im Stil eines alten Theathers und der grossen Leinwand ist es geradezu perfekt fuer die audiovisuellen Darbietungen der A/Vision Kuenstler. Es wurde Platz genommen, sich gemuetlich gemacht auf den roten Samtsitzen und erwartungsvoll dem ersten Act des Abends entgegengefiebert:

BERNIER + MESSIER "LA CHAMBRE DES MACHINES"

Den Auftakt der Avision machten die beiden Montrealer Soundesigner Nicola Bernier und Martin Messier mit ihren "Soundkaesten" - den so genannten Intonarumori.

Diese Schachteln wurden Anfangs des 20. Jahrhunderts von dem italienischen Futuristen Luigi Russolo entwickelt, um Geraeusche und Laerm in musikalische Kompositionen zu integrieren. Der Unterschied zum klassischen Intonarumori und die des Montrealer Projektes besteht darin, dass Bernier+Messier's Kaesten offen sind. Somit kann der Zuschauer die verwendenten klangerzeugenden Objekte & Mechaniken sehen und nachvollziehen (z.B. alte Uhren…). Dieses wurde wiederum durch die faszinierenden Visuals unterstuetzt. Um den mit den Kaesten "handgemachten" organischen fuehlbaren Sound abzurunden, benutzte man desweitern zusaetzliche digitale Technologien.

Die ganze Darbietung gipfelte in einem energiegeladenen Ende, bei dem die beiden ihren Maschinen mit einer Hingabe und physischen Einsatz bearbeiten, wie man es sonst nur von diversen Rockstars gewoehnt ist. Organisiertes Klangchaos mit grossartigen ergaenzenden Visuals! Alles in Allem eine wirklich beindruckende Performance, die meine absolute Neugier weckte. Am liebsten haette ich direkt selbst Hand angelegt an diese Kaesten. Nur um zu sehen, was sich alles genau dahinter verbirgt und um mal ein paar Klaenge zu produzieren, aber des Programm ging weiter mit….

MATMOS

Hinter diesem Namen verbirgt sich das aus Baltimore stammende Duo Drew Daniel und Martin Schmidt.

Beide sind schon seit ihrem 1998er Debut Album "Matmos" in einschlaegigen Kreisen bekannt und beliebt. Zaehlt doch auch Bjoerk zu einer ihrer grossen Fans und liess die beiden auch schon bei 2 von ihren Alben mitproduzieren. Auch bei MUTEK sind Matmos keine Neulinge und hatten bereits die Gelegenheit 2001 ihre Musik bei MUTEK vorzustellen. Heute abend praesentierten sich Matmos ueberaus gut gelaunt dem Montrealer Publikum. Matmos nahm den Zuschauer mit auf eine Reise in ihre Welt der verspielten, psychedelischen und teils humoristischen Tracks, die aus unterschiedlichen Soundgeflechten konstruiert waren. Ihre Performance gipfelte in einem 10minuetigen Track der sich in seiner Komplexitaet und Schoenheit mehr und mehr entfaltete und hoffentlich nie mehr enden sollte! Diese wurde durch eine Art Op Art Visuals unterstuezt. Grandios und mein Highlight dieses Tages fuer die A/Vision.

Was ich sehr mochte war, dass die beiden sich direkt vor und zwischen ihren Tracks an das Publikum wandten und uns somit mit ihrer netten und wirklich natuerlichen Art und Weise unterhielten.

Mit dem ein oder anderen Witz oder Anekdoten ueber ihren Aufenthalt in Montreal waren sie die einzigsten Perfomer, die auch in worten an das Publikum addressierten. Meine Empfehlung: Wenn's mit der Musik mal nix mehr wird dann sind die Chancen als Stand up Komiker aufzutreten durchaus gut. Unterhaltsam, witzig und sympathisch die beiden!!!

Als naechstes folgten: [THE USER]

Radikaler Stimmungswechsel - dunkler Raum - Stille - 2 Maenner - ein Netzwerk aus einem Dutzend Computern - jeweils ein angeschlossener Nadeldrucker, Mikrofon und Videokamera.

Hinter all dem aufwendigen Set up verbarg sich das Projekt "The Symphony #2 for Dot Matrix Printers", kreiert von Thomas Macintosh und Emmanuel Madan.

Diese Duo wiederum ist bekannt fuer sein Talent unerwartete Resourcen von Sound zu nutzen und diese in einem orginellen Kontext darzulegen und umzuwandeln.

Fuer diese Symfonie wurden die Gerausche der mittlerweile veralteten Nadeldrucker und "Score" von ASCII-Textdateien benutzt, um ein bemerkenswert harmonisches Kreischen der unterschiedlichen Frequenzen, Tonhöhen und Melodien zu erzeugen. Damit es fuer den Zuschauer auch was zu sehen gab, konnte man die unterschiedlichen Druckvorgaenge ueber die individuell installierten Kameras auf dem Screen verfolgen.

Ein sehr beindruckendes und aufwendiges Projekt! Ein leichter Kritikpunkt sei gestattet meinerseits. Ich haette mir das ganze Set ein wenig kuerzer, dafuer gen Ende etwas intensiver erhofft, um die Spannung beim Zuschauer zu halten. Nach 30 Minuten Druckergraeuschen ging dem ein oder andern Zuschauer leider doch die Puste aus und manch einer verliess den Saal. Was dem Projekt leider Unrecht tat. Allerdings koennte man den Spannungsbogen sicherlich ein wenig mehr ausreizen und manchmal ist weniger ja doch mehr. Mit der ersten A/Vision ging der eher "ernstere, experimentellere" Teil des Abends zu Ende.


video 1


video 2

Auf gings zur NOCTURNE 1 der ersten Abendtanzveranstaltung, die unter dem Motto " FIESTA ESPONTANEA!" stand und im SAT stattfand.

MUTEK uebergab den Abend an Kompakt's MATIAS AGUAYO, der mit seinen Mannen vom neuen CÒMEME collective und Label, den Gaesten ordentlich einheizten sollte. Und wie sie einheizten!

MATIAS AGUAYO praesentierte uns seine neue live band. Heute bestehend aus VICENTE SANFUENTES (aka Original Hamster) und DIEGO MORALES (aka Diegors) und ihm selbst.

Den Sound der Jungs Band um Matias basiert auf europaeischen Techno Klaengen, gemixt mit suedamerikanischen Rythmen und einem Hint Disko Flair. Sehr passend also zu den sommerlichen Temperaturen in Montreal. Das Gespann liess sich auch nicht lumpen, die Feier in eine ordentliche Latino Style Fiesta zu verwandeln, wie man sie vermutlich in Buenos Aires oder Santiago De Chile zelebriert. Es wurde sich auf's wesentliche konzentriert - bei der Deko und der Performance: PARTY - FIESTA … ohne grosses Tam Tam. Die Buehne war mit einem einfachen CÒMEME Banner, Bambusrohren und diversen Fackellampen dekoriert (leichte Voodoo Atmosphaere). Ansonsten wurde getanzt , gesungen und geschwitzt - auf der Buehne, als auch im Publikum.

Die ordentlich angefeuerte Masse durfte folgend REBOLLEDO mit einem seiner DJ Set's beschallen. Der aus Mexiko stammende Herr gehoert auch zum CÒMEME Kollektiv und konnte musikalisch reibungslos anknuepfen an seine Vorgaenger. Die Musik blieb sexy, hot und bouncy. Nach einer Weile konnte wohl auch der Rest der CÒMEME Truppe nicht mehr still stehen und schloss sich Rebolledo auf der Buehne an. Was kann man also erwarten von 4 jammenden, Fiesta feiernden Sued-/Lateinamerikern? Nur das beste!

Als MATIAS AGUAYO's track "Menta Latte" zum Besten gegeben wurde, war tatsaechlich kein Halten mehr - auf der Buehne und davor. Ein vielversprechender und super Auftakt der Nocturne Serie, und wohl einer der energiegeladensten dieses Festivals!

In diesem Sinne - ¡ARRIBA!

..."

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