[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die besten fotos (meist zu beginn des
reviews) sind mit groß-formaten
hinterlegt. auf wunsch mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
Was
wäre eigentlich eine Welt ohne Cocoon? Hm
naja, natürlich würden wir ein Green & Blue
- Event missen müssen. Und Disco Rout. Die seit
jeher erfolgreichste Nummer des niederländischen
Musikers Danny Wolfers alias Legowelt.
Was
wäre, wenn Cocoon einst im Jahre 2002 den Track
nicht lizenziert hätte, dieser aufgrund
ausbleibender - zumindest verminderter - Distributions-
und MedienhypeMACHT auf einer - wie war der Name noch
mal? - Ghostly International-Compilation verkümmert
wäre?!
-
Natürlich, ein weniger bekannter Danny Wolfers mit
weniger Geld in der Tasche
-
Zahllose Partys ohne eben jene legendäre
Cocoon-Alltime-Rakete
- Eine
"Sound of the third (!)Season" (die meines Erachtens
beste Amnesia-Compi überhaupt) ohne den bezaubernden
Schwenk - fast schon dreiste Überraschung -
genanntes Stück nach John Starlight´s
monströsen, schmutzigen Schwergewichts-Nummer "Blood
Angels" folgen zu lassen.
- oder
einfach kein gebührender, persönlicher
Festivalabschluss für Green & Blue 2010. Doch so
konnte ich angemessen im größten Freudentaumel
um genau 20:30 diese Veranstaltung beenden und voll bis
obenhin befriedigt nach Hause fahren,
wenn wir beim
Thema wären
KICK-OFF!
KICK-OFF nicht nur bei Danny Wolfers, auch bei
MIR!
Eine Gehirnwäsche die sich gewaschen hat - ein
Sommersaison-Abschluss der bezeichnender für meine
diesjährigen Erlebnisse nicht sein könnte.
GREEN & BLUE 2010 - der Versuch eines
Flashback´s (ihr wisst, je schöner etwas ist,
desto
)
An
einem Sonn- und sonnigen -Tag machen wir uns auf den Weg
in Richtung der Mainmetropole. Eine müheloser,
leicht vom Gaspedal gehender Ritt, weil doch ausreichend
Gedankenfutter für Vorfreude gegeben war - zurecht:
Allein schon die Gewissheit, zwei hochkarätige
Pfeiler der transatlantischen
Techno-Internationalisierung über die Schulter
blicken zu können (wörtlich (!) zu
verstehen!!), welche ich noch nie zu Gesicht bekam: Die
Rede ist von Steve Bug und Guy Gerber. Doch dazu
späääder meehr
(*KarotteinseinerKüche-like*).
Zum Gelände. Wie die meisten von euch mitbekommen
haben, ist die G&B-Veranstaltung wieder zu ihren
(Wasser-)Wurzeln zurückgekehrt, nämlich an den
schönen Langener Waldsee. Nicht nur die in der Ferne
aufsteigenden und fallenden Flugzeuge (Der Frankfurter
Airport nur unweit entfernt gelegen), auch die besonders
reizvolle Kulisse aus langgestrecktem Sandstrand, durch
einen Hang hauptsächlich hervorgerufenen,
abwechslungsreichen Topografie, Wälder, Wiesen
usw.. ließen Urlaubsfeeling aufkommen (habt bitte
genau >JETZT< das Intro der 3thd Season im
Kopf).
Das
Festival ist unterteilt in zwei "Showcases" - einer
größeren Bühne, direkt am Seeufer gelegen
(3mal darf man raten wer dort u.a. gespielt hat
),
und einer nicht weniger großen Bühne auf der
Wiese, oberhalb des Hanges. Auf letzere gab es dann auch
schon ab Mittag einen "elder statesman" der Szene zu
belauschen: Johannes Heil.
Seit
über fünfzehn Jahren ist Johannes Heil fester
Bestandteil der deutschen Technoszene, gehört der
gut Dreißigjährige mit Klassikern wie
"Paranoid Dancer" (Kanzleramt, 1998) oder "Calling"
(1999) zum akustischen Langzeitgedächtnis von
Techno. Besonderes Markenzeichen: das elektrisierte, mit
wippende Auflegen des Hesseners, was zweifellos die
Partyleute anstachelt noch mehr zu geben.
Wer in
den späten 90ern nicht zu Heil´schem
Presslufthammer-Techno wie - eben schon genannt -
"Paranoide Dancer" oder auch "Offenbarung" den Verstand
verloren hat, der hat leider eine substanzielle
Technoerfahrung nicht gemacht. Dieses mal gab es zwar
keinen Presslufthammer-Sound wie einst, aber nicht
weniger kickende Mukke.
Mit
einem homogenen, stark vom Bass getragenen Set schickte
er die Menge in den frühen Nachmittag, um dann
später - 13:30 - mit offenen Armen von unserem
allseits-geliebten Karottezahn-Tieger (und seinem Freund,
dem Teddy-Hase) empfangen zu werden. Die Stimmung war
hervorragend!
Dem
Karöttchen weilten wir nicht bis zum Ende bei,
sondern verließen - grad noch rechtzeitig, kurz vor
14:00 Uhr - Floor 2 und schlugen die Segel um: Our
Destination: Floor 1. Glücklicherweise haben wir
noch den "final layer" (Manuel Tur lässt
grüßen
) von Kollektiv
Turmstraße´s Set mitbekommen (wer den noch im
Kopf hat möge mir bitte die Track-ID mitteilen!!!),
und standen nun seelenvergnügt an der Front.
Natürlich
war es kein Kampf an der Front, es war wiedermal eine
Reizüberflutung und Gefühl der
Glückseligkeit. Aber wie soll einem anders gehen
wenn man vor dem smarten Rotterdamer (ca ya @ Amsterdam
Dance Event!) Joris Voorn steht?! Ich denke da nur an
meinen "EGO"-Club-Besuch in Hamburg.
Seine
Playtime betrug eine Stunde - bis 15:00 Uhr. Innerhalb
dieser 60 Minuten nahm Br. Balance 14 die "Partypeople"
(Sven Väth stand schon in den Startlöchern!)
mit auf eine Reise. Eine Reise, für welche jeder
Anwesende selbst entscheiden konnte wohin sie gehen
würde. Aber klar war: Die Reise konnte nur gut
ausgehen! Anfangs souverän-sicher minimaler, immer
treibend, gegen Ende hin tiefer und melodischer.
Mal
ehrlich, nicht umsonst gehört, seit mehr als acht
Jahren, der Rotterdamer schon zu den prägenden
Protagonisten eines musikalischen Verständnisses,
der es schafft, die besten Elemente der Techno-Klassiker
aus Detroit mit der europäischen Geschichte der
elektronischen Tanzmusik scheinbar mühelos zu
verbinden. Joris, ich will ein Ki
.. stopp,
nächste Balance von dir!!!! :*
Wir
haben 15:00 Uhr. Den Sveni zeigten wir mal eiskalt die
Schulter, auch in dem Wissen, dass wir zu späterer
Stund noch genug Zeit haben würden, ihn zu
hören. Uns zog es wieder hinauf. Hinauf zu Floor 2,
Karotte sollte so langsam seine Rüben verschossen
haben
Es ging für mich diesmal aber noch
weiter hinaus
und so ganz plötzlich - ich
konnt es ja gar nicht glauben - stand ich dann da: Auf
der Bühne vor und über einem bunten
Menschentreiben von tausenden von Leuten. Und hinter Guy
Gerber. KICK OFF!!!
So. Ich
muss mich erst mal wieder sammeln. Wie mach ich denn
jetzt weiter
?! Also erst mal: Guy Gerber hat mich
zweifelsohne am meisten beeindruckt. Nicht nur weil er so
eine verdammt **** Freundin hat, sondern weil er so einen
gott-verdammt göttlichen Sound aus seine
Live-Controller gezogen hat, dass einem nur warm ums Herz
werden konnte.
Im
Nachhinein noch verwunderlicher, musste der aus Israel
stammende "Supplement Facts" - Head doch in Eigenregie
die Welt der Soft- und Hardware erforschen, da er in
seiner Heimat ganz auf sich allein gestellt war.
Überhaupt hatte er durch seine Herkunft ein
suboptimales Standing
Nun steht er heute hier, und
hat den Tag vieler mit wahnsinnigen
Gänsehautmomenten bereichert.
Ich
muss jetzt einfach mal ausholen: Ich denke da an die
Väth´sche Abschlusszeremonie mit
Feuerwerk-Orgien im Rahmen des Love Family Park - Events
2008, wo doch genau zum Einsetzen der Ersten Raketen
"After Love" von Guy Gerber und Shlomie Aber auf den
Tellern gedreht wurde. Gänsehaut! Dann, für den
Szene-Aktivisten absolutes Grundwissen: Der
glückstrunkene Hit "Sea of Sand", ebenfalls im
Kollektiv mit Shlomi Aber entstanden.
"Ich
mache Musik für die Gänsehautmomente. Es sollen
die Tracks sein, an die sich die Leute erinnern, wenn sie
nach Hause kommen". Guy, das glaub ich dir sofort! Back 2
Topic: Diesmal hatte ich den Segen, gleiche mehrere
Gänsehautmomente erleben zu können. Aber,
Hallo?! wie soll es auch anders sein, wenn man zum ersten
mal auf der Bühne und den DJs steht?!
Noch
dazu mit einem Guy Gerber, der mit seinem aktuellen Track
"Hate Love" (Guy Gerber ft. Dawn) auf G&B 2010 einen
ganz großen Moment geschaffen hat - Einen Moment
als Moment, eine Inszenierung als Nicht-Inszenierung:
(Ab-)Schweifende Flächen so fein und weit-gestreckt
wie die Wolkenfilme im tiefblauen Himmel, so
leichtgängig und traumtänzerisch wie das
Funkeln der reflektierenden Sonnenstrahlen auf dem
Langener See, atmosphärisch rein wie das
gegenwärtige, frische Lüftchen.
Es lag
eine besondere Stimmung in der Luft, und eine besondere -
live mit Live-Equipment verzauberte - Musik, für
einen ganz speziellen Moment. Und wieder ein
Gänsehautmoment. Und wieder
und wieder. Ein
Mix aus Melodiefahnen, mal ausgeprägter und mal
anders nur in Nuancen angedeutet, auf einer soliden
Grundierung aus ausgefeiltem, gekonntem Minimalismus. Es
hätte niemals enden sollen!
Doch
alles hat mal ein Ende. Alles schöne umso schneller,
und so übergab der Mann aus Tel Aviv das Zepter
weiter an den Urvater der deutschen House-Szene: Steve
Bug! Der nächste im Bunde, den ich noch nie zu
Gesicht bekam. Auch wieder einer, der allein schon durch
seine Körpersprache und (Gesichts-)Ausdruck
Sympathie ausstrahlt. Hach, da oben lässt
sich´s aushalten! ;)
Ich
spann den Bogen kürzer und dreh das Vinyl schneller:
Steve Bug lies die Bassline gewohnt minimalistisch vor
sich hin tuckern, des öfteren beseelt mit einer
Priese House. Ein paar technoidere Ausreiser konnten
natürlich nicht fehlen, und so wurde z.B. auch einer
der besten Remixe überhaupt in diesem Jahr
angespielt: Carl Craig - At Les im Christian Smith's
Hypnotica Remix, bzw. im "Editor-Modus" eines Steve
Bug´s! BOMBE!
Das
Treiben auf der Bühne wurde nicht nur geschaffen von
den gewöhnlichen Szene- und DJ-Anhängsel, auch
gesellten sich ab und an namhafte Künstler und
Szene-Gurus der obersten Riege dazu: Allen voran Pauli
Steinbach - ganz in rosa, der Labelmanager von Cocoon -
und sozusagen der Organisator des ganzen Spaßes.
Champagner-Korken ließen auch knallen: Chris
Tjetien, Butch, Karotte, Frank Lorber (stand nicht im
Line-Up - ihm war langweilig
)
und schließlich gab´s den größten
Knall - der Ober-Guru überhaupt: Ricardo Villalobos!
Was für eine Erscheinung, wenn man direkt vor ihm
steht!! Herzlichst wurde er von allen begrüßt
und geküsst. Der Mund-auf-Mund Kuss - unter
Männern wohlgemerkt - ist im Imperium Cocoon ja
normal! Er sollte den finalen Schlussakt auf Bühne
II leisten.
Ich war
zwar VIP an diesem Tag - ho ho ho *händereib* -
jedoch im Bürokratie-Wirrwarr der
Bändchen-Kategorisierungen ganz unten der VIP´s
angesiedelt. So kam dann auch plötzlich das
unerwartete, vorzeitige Ende meines - letztendlich- - 4h
Aufenthalts auf der Bühne, und ich musste wie alle
anderen mit blauem Bändchen den Ort der
Erfüllung verlassen.
Ricardo
Villalobos schenkte ich nicht mehr viel Aufmerksamkeit,
und so zog es mich noch mal herunter zu Bühne 1 zum
Baba. Und spätestens dort müsste jedem
offensichtlich gewesen sein, was für Schweiß,
Anstrengung und Gedanken in Dekoration-, Bühnen- und
Lichttechnik seitens Organisatoren wohl investiert werden
musste.
Sven
Väth spielte sein Marathon-Set vor einer
großen Projektionsfläche, welche ab Einbruch
der Dämmerung lichttechnisch durch Projektionen in
Szene gesetzt wurde. Erstaunliche, differenzierte Bilder
boten sich, und die gesamte Anlage erstrahlte
minutiös in abwechslungsreichen Erscheinungen. Laser
und Pylonen schossen in das tiefe Schwarz, Licht-Laternen
und feuerspuckende Boote auf hoher See intensivierten das
Bild einer entrückten Welt.
Eine
entrückte Welt an diesem Sonntag mit wiedermal
außerirdischen Sounds (Techno loopt sich
fortwährend, allzeit weiter!), verrückten
Menschen und einer - mit Nachdruck zu erwähnen -
mehr als gelungenen Location für solch ein Event. Da
tut auch der einsetzende Regen ab 20:00 Uhr keinen
Abbruch, die seelische Grundstimmung war mehr als
befriedigt - schätzungsweise nicht nur bei mir.
Wie
eingangs erwähnt konnte man dann um 20:30 seinen
ganz persönlichen Regentanz auf "Disco Rout"
erleben, oder sich abermals in de Ferne schwelgen mit dem
Konsens-Hit und Cocoon-Alltime-Burner "Jaguar" von DJ
Rolando. Bleibt nur zu hoffen, dass im kommenden Jahr
dieser Event an selbiger Feier-Stätte hausen kann.
Mittlerweile
hab ich nun zweieinhalb mal die "Sound of the third
season"-Compi durchgehört, dutzende Male die
speziellen Momente reflektiert (wovon ich hier nur
ansatzweise welche nenne konnte) und
ach, Schluss
jetzt!
16. Let´s continue our mission