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una concerts presents

centrum - erfurt

15.01.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

sascha funke war heute abend zu gast im erfurter centrum. in thüringen war er unserem gedächtnis nach schon eine ganze weile nicht mehr, entsprechend groß fiel unsere freude über seinen besuch aus.

bei angestrengtem nachdenken, kommen uns unsere bei szenemag wahrgenommenen letzten darbietungen schemenhaft in den sinn. da hätten wir 2004 hier im centrum (siehe review), 2005 im nürnberger zoom (siehe review) sowie 2008 im kassablanca/jena (siehe review). bei letztgenanntem auftritt in jena ist unsere erinnerung (mal abgesehen von der technisch unterstützten) sogar noch etwas deutlicher und zwar im sehr positiven sinne!

sascha funke ist in unserer wahrnehmung schon immer als hochklassiger dj in erscheinung getreten. die hohe klasse zeichnete sich dabei durch das feingefühl aus, auf sein publikum eingehen und es behutsam in seine vorstellung von elektronischer musik entführen zu können. dort angekommen kann es dann ähnlich eines segels im wind in alle richtungen gehen, egal ob nun in etwas steifere technobrisen, wärmere house-luftzüge oder jedwedes andere (meist) tanzbare genre.

ich persönlich habe ihn dabei immer für die emotionalen strecken dieses spannungsbogens sehr gemocht, die er immer so gestaltete, dass es weder kitschig, noch überladen wirkte. sparsam verwendet, aber zielgenau eingesetzt.

damit zählt er für mich zu dieser ganz eigenen bundesliga (eine fußball-metapher pro funke-review muss sein) an deutschen djs, in der auch leute wie michael mayer, tobias thomas oder koze spielen. ich würd fast dazu neigen, da von einer gewissen romantik, melancholie und sehnsucht zu sprechen, hoffe aber, dafür jetzt von euch zukünftig nicht mit emo-witzen bestraft zu werden.

dass die genannten übrigens stark kompakt label lastig sind, ist kein zufall, denn sascha hat eben auch zu kompakt (neben seiner homebase bpitch control records/berlin) einen kreativen draht durch die ein oder andere veröffentlichung gehabt!

wobei man sagen muss, dass sascha funke erstmal eine gewisse herausforderung begrüßte, denn das centrum war zwar gut gefüllt, jedoch schien ein gut-teil der leute eine gewisse "gerade erwartung" an den sound zu haben.

diese wurde zu beginn des abends treffend gut erfüllt von f.o.r.n.i.x., welcher (ähnlich dem künstler redshape) mit einer ganzkopf-makse auftrat.

ohne die punkte im namen, würde fornix eine gehirnwölbung bezeichnen. mit den punkten allerdings erhaltet ihr einen künstler im technobereich. ich wähne mich in dem glauben, dass er damals in 2009 der sonnemondsterne nachwuchs-contest gewinner gewesen ist. auf jedenfall ist er seit 2009 auf und in diversen festivals/clubs in erscheinung getreten und macht mit seinem live-set die runde.

das live-set kam auch heute ziemlich gut an, ging aber soundtechnisch in eine ganz andere richtung, die sascha funke ab 2uhr einzuschlagen gedachte.

diesen hohen energie- und geschwindigkeitslevel musste sascha funke erstmal einmal runterfahren. die tat er mit etwas reduzierteren, dubbigeren tracks. im laufe ca. einer halben stunde paßte sich das publikum etwas an und tauschte sich aus. die, die bisher aussen rumstanden, gingen mehr nach innen, die, die bisher innen auf der tanzfläche standen, drängten etwas nach außen, an die bar oder nach draußen. "stehen" blieb eine immernoch gut gefüllte tanzfläche, welche nun bereitwillig den part des o.g. segels übernahm.

dieser kraftakt, von dem einen sound auf seinen eigenen überzublenden, schien sascha funke einwenig energie abzuverlangen. aber gut, dahingehend ist er nun eben schon lang genug im geschäft, um auch solche hürden nehmen zu können.

und nach dieser übergangsphase waren wir zumindest äußerst zufrieden. unsere erwartungen wurden mit dem oben beschriebenen vorzeichnen erfüllt, nur eben mit unerwarteten tracks. so wurde das tempo immer wieder angezogen, flachte dann ab und der sound spannte sich immer wieder an und entspannte sich dann wieder. so, wie das eben sein soll für meinen geschmack - nicht immer und stetig voll auf 12, sondern einmal auf 12, dann auf die 11, 10, 9, 8, 7, dann wieder 11, dann wieder 10, 9, dann mal die 11, runter auf 5 und wieder hoch auf 12... man könnte das beliebig so weiterführen... prinzip is klar!

zugegeben, dass hat natürlich nicht 100%ig bei allen vor ort funktioniert, d.h. die erwartungshaltung bei - sagen wir mal - 15% des publikums schien schon einwenig eine andere gewesen zu sein. aber gut, wir leben ja nun nunmal in einem freien land, mit freien djs... gottseidank.

was gibts sonst noch zu sascha funke zu sagen, wo wir gerade so schön im schreibfluß sind (und wenn ihr bis hierher gelesen habt, wollt ihr bestimmt noch 1-2 absätze mehr...):

ganz allgemein hat man den eindruck, dass seine veröffentlichungsfrequenz derzeit etwas kleiner ist. sein letztes album "mango" kam 2008 raus, das vorherige "bravo" 2003, 2008 gabs eine (übrigens ausgezeichnete) watergate-compilation und 2006 eine für boogy bytes (ebenfalls ziemlich jut). davor, dazwischen und danach gabs jede menge ep´s und remixe. bzgl. letzterem z.b. ganz aktuell was für nina kraviz.

das beweist auch so einwenig, dass sascha mehr der mann des understatements ist, als sich vorpreschend an die spitze einer wie auch immer gearteten bewegung zu stellen.

dazu paßt, dass er an dem sehr erfolgreichen treiben und tun von paul kalkbrenner um berlin calling (by the way auch langer freund und mitbestreiter auf bpitch control, wobei paul da mittlerweile nicht mehr veröffentlicht) zwar auch einwenig mitbeteiligt war (z.b. durch auftritte in dem film und speziell seinen track "mango", der auch sein bisher erfolgreichster track ist), dennoch dieser ganze überhype darum im prinzip spurlos an ihm vorbeiging (zumindest in meiner wahrnehmung).

ansonsten ist sascha funke nunmal ein dj durch und durch. das merkt man seinem booking-kalender an... gut so!

apropo booking-kalender, dieser scheint auch heute sehr voll gewesen zu sein, denn sascha hat nach knappen 3h schon kurz vor 5uhr sehr flink das centrum verlassen.

es übernahmen john baily und philipp kalisch (zumindest müsste er´s gewesen sein, angabe ohne gewähr!), im ping pong set.

deren sound schloss den kreis zum liveset von f.o.r.n.i.x. dann wieder und bat dann etwas geraderen und straighteren technosound, was ziemlich frenetisch aufgenommen wurde vom publikum.

was bleibt unterm strich? was uns angeht ein gutes set von sascha funke, eingebettet in sehr differente sets davor und danach, aber auch das trägt dem o.g. "spannung-entspannung-spannungs"-modell ja im großen auch wieder irgendwie rechnung.

ich fands gut, von daher danke an alle beteiligten, sascha funke mal wieder ins land zu holen!

ps: last but not least nicht zu vergessen, dass heute abend die lichtinstallation - passend zum funke-set - mal wieder sehr stimmungsvoll und ausgefeilt war! gut gemacht, lotus lumina!

pss: speziell für die leser im westen, sei das date nächste woche am 21.1. im acanto in hannover sehr empfohlen!

mehr pics gibts bei unseren kollegen von www.schlaflosenaechte.com!

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