[archive] - [review 2011] - [chaca chaca - münchen]

[back]


 


chaca chaca - münchen

26.02.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

wenn schon, dann richtig. christian h. ist wieder voll im rennen, uns freuts und euch hoffentlich auch. heute aus münchen:

"... Die Clublandschaft in München ist sehr vielschichtig gestrickt, neben den omnipräsenten "Off-Locations" lassen sich Partystätten von groß bis klein finden: Angefangen bei dem opulenten Kulturkomplex Muffatwerk - wo an dem nun zu reflektierenden Abend übrigens Format B, Gabriel Ananda und Marcel Janovsky u.a. gastierten - , über "mittelgroße" Clubs wie dem "Great Stuff - Szenelokal" Rote Sonne, dem in sämtlichen Poll-Rankings auftrumpfende und vlt. berühmtesten Clubs Münchens, dem Harry Klein, und letztendlich die noch mit der höchsten "Underground-Note" geschmückten Partystätten wie der 1. Liga oder eben den folgend näher zu belichtenden Club: Chaca Chaca!

Puristische Listen-Sharks und lechzende "Partyleaks"-Spürhunde verzeiht, genannte Namen bilden aus meiner Sicht nur den bedeutensten Teil an Clubinstitutionen für die elektronische Feiergemeinde ab! Und daraus lässt sich nun schließen, dass man letztgenannte Szenegröße in diesem Kreise mit inbegriffen verstehen kann - zumindest aus meiner Sicht (aber wie bedeutend ist die schon…) - obwohl das Chaca Chaca erst ganz frisch aus der Taufe gehoben wurde, nämlich erst letzten Jahres.

Sind es doch gerade die schnuckeligen, kleinen Orte, denen man den Stempel "Underground" aufdrücken kann, wenn man von diesem im heutigen Facebook-Zeitalter überhaupt noch spricht. Orte, an denen dieses besondere Flair von einem "Zusammengehörigkeits-Ding" in der Luft liegt und eine intime, familiäre Atmosphäre aufkommen kann. Solch besondere Partystätten mit solch einer Philosophie sind heutzutage rar gesät und zuweilen schwer auffindbar, aber umso wichtiger für die Club-Kultur!

Es ist eine Kunst, einen entsprechenden Grad an Balance von Kommerziell mitunter Non-Kommerziell zu finden und über längeren Zeitraum in Waage zu halten. In unserer schnelllebigen, meiden-beherrschenden Welt, demnach hoch anzurechnen, wer diesen Schritt wagt, einen Club mit jenen "verflochtenen Adern" im Knäuel von blinkenden, leuchtenden Werbetafeln und massentauglichen, mediengehypten Vergnügungsparks pulsieren zu lassen.

Es sind die Feinheiten und Details - und letztendlich die unabdingbare Akribik und Motivation seitens der Urheber jener Kulturstätte, die in das Blickfeld geraten und damit Punkte scheffeln, nicht bei jedem Hans-Müller, aber ohne Zweifel beim gebildeten, werte-bedachten und feingeistigen Szenekenner. Keine Gemäuer für eine Massenabfertigung, sondern geschmückte Rahmen für die augenscheinlich höchste Offenlegung von einer gewissen Gastfreundlichkeit. "Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt!" - der Gast ist König!

Danke Chaca Chaca, dass es dich gibt! Das kann einleitend unsererseits unbedenklich munter nach aussen posaunt werden! Und so bot sich eben am Samstag die Gunst, diesem Club die Ehre zu erweisen und unseren Einstand zu feiern. Auf dem Speiseplan stand Musik von: Christian Burkhardt und Einzelkind, "ferner" - fast schon zu Unrecht abwertend ausgedrückt: Die Resident-Djane Alma Gold (meinerseits zuletzt gesichtet auf der Schattbergalm eines gewissen Rave on Snow - Festivals - was für ne Party! :*)!

Alma Gold ist mittlerweile zu einer lokalen Größe im Partygeschäft Münchens avanciert - und darüber hinaus. Sie machte an diesem Abend den Anfang, housige Beats und vor sich hin plubberndes Minimal füllte den Raum - und mit Raum mein ich auch Raum: Das Chaca Chaca besteht vordergründig aus einem einzigen Raum, lediglich ein rechteckig-geformter Barbereich zäsiert Tanz- von "Lounge"-Flächen. Was für ein simples, wie kluges Konzept. Less is more!

Die Resident-Djane stimmte die Anwesenden in dem Maße ein, wie es sich für einen "Warm-up-Act" gehört: Nicht zu "einschläfernd", sperrig und auch nicht zu fordernd. So bot sich noch reichlich Luft nach oben für den 1. Gast DJ: Christian Burkhardt. Dieser ergriff in souveräner Manier das Zepter - die Turntables - und zog die Beats dann merklich an. Es kam dann schon ab und an mal vor, dass ich die Beats aus dem allseits umspannenden "Four 2 the Floor - Gestrick" verflüchtigten und in anderen Gefilden zu verorten waren.

HipHop-Anleihen waren unverkennbar, und besonders durch diesen Aspekt wurde das Set zunehmend "vertrackter" und folglich abwechslungsreicher. Allen voran das Duo Einzelkind, bestehend aus Arno Völker und Miguel Ayala, welche im Anschluss folgten. Da kann es durchaus schonmal passieren, dass das konventionelle, alt-ehrwürdige 4/4 Beatgerüst einem stimmungsvollem Rap-Sample weichen muss. Da tut jedoch keinen Abbruch - im Gegenteil: Gerade diese Breaks durchbrechen einen Fluss im Set und lassen aufhorchen.

Der Club war zugegebenermaßen "mäßig" gefüllt, zumindest zu unserer Anwesendheit (bis 04:00 Uhr). Bestimmt hatte dieser Umstand zum Vorteil, dass man allzeit besonders gute Sicht auf die umlaufende, leuchtende LED-Wand hatte. Denn genau diese innovative, fortschrittliche Idee bestimmt maßgeblich das Antlitz dieses kleinen aber feinen Clubs und hebt diesen als einen Exodus in der hiesigen Club-Landschaft heraus.

[anm.d.red.: exodus, lt. duden - der; -, -se [1: lat. exodus < griech. éxodos = Ausgang; nach dem 2. Buch Mose, ... keine ahnung, warum der christian das wort verwendet... aber klingt gut! :) ]

Auch wenn dieser Abend nicht die bahnbrechendste Achterbahnfahrt der Gefühle und Party nach dem Motto "Schmeißt die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum dancen" - (zum rauswerfen gibt es nichtmal was, im reduzierten Design des Chaca Chaca findet man nämlich vergebens temporäre Möblierungen, aber wer braucht das fürs Partymachen schon?!) - war, hat sich der Besuch mehr als gelohnt und uns zu der unausweichlichen Einsicht gebracht: Wir kommen wieder!

Dies kann ich jedem Partygänger mit Stil auch nur empfehlen, jedoch Vorsicht sei geboten: Man muss seine Blicke schon präziser schweifen lassen (gar nicht auszudenken im alkoholisierten Zustand…), möchte man die Koordinaten des Clubs in der Landwehrstraße (Achtung: Rotlicht-Mileu - nehmt euch in Acht!) erreichen. Möglich, dass man aufs Erste den Zugang ahnungslos passiert und erst beim zweiten Versuch erreicht. Gut Ding will Weile haben… "

2011 by bullytm, text & pics by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





[top]