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kiss klub

rakete - nürnberg

09.04.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

in erfurt war die eine brigade der m_nus belegschaft, in nürnberg der andere teil, troy pierce. gesehen und gehört von christian h.:

"... 7 Tage zurück, gedanklich noch in mitten riesiger Hallenkonstruktionen mit Stahlträgern von geschätzt 4,5 Metern Durchmesser, heute schon wieder in den beschaulichen und heimischen vier Clubwänden der Rakete in Nürnberg! Ein gewisser Troy Pierce vom M_NUS-Clan beehrte am Samstag diesen Ort, für welchen wir uns letztendlich entschieden. Deshalb, da unweit entfernt, seine Lebensgenossin Magda ihr Liedchen sang, nämlich im Centrum in Erfurt (ob sie da wohl Fahrgemeinschaften gebildet haben?!).

[anm.d.red.: übrigens, aus erfurt gibts bilder bei den kollegen von schlaflosenaechte.com!]

Eine Party im Clubkontext ist stets eine "andere Sache" als jene auf den vielen grünen Wiesen und Messehallen dieser Welt, sprich Festivals - Sowohl für den Tänzer, wie für den DJ. Als erstes sind die Größenordnungen natürlich andere, und letztendlich die damit einhergehende Begrenzung des Publikumsvolumens. Jedem das seine, ich selbst bevorzuge beides gleich stark - die Abwechslung machts. Das es vergangenen Samstag eine besonders schöne Abwechslung gab, dürfte diesem Faktum geschuldet sein:

Die Rakete hat ihr Waffenarsenal in astronomische Höhen aufgerüstet und sich sich eben mal eine Funktion-One Anlage gegönnt. Zwar nicht in solchen Dimensionen wie bspw. die Tower des Ostgut-Sprösslings Berghain, aber eben Funktion One. Das die Raumakustik auch noch ein Wörtchen mit zu Reden hat, sei an dieser Stelle mal dahin gestellt. Fakt ist: Der schon ohnehin verheißungsvolle Club Rakete kommt nun noch verheißungsvoller daher, und die Erwartungen an eine gelungene Clubnacht liegen für den Connaisseur elektronischer Apperitive höher. Können sie erfüllt werden?

Meiner Ansicht nach JA! Ich bin kein Toningenieur, aber meinem subjektiven Wahrnehmungsapparat zu folgern, bekommt man schon einen ziemlich hohen Mehrwert an Musikgenuss. Und der ist umso höher, je zentraler man sich auf dem Dancefloor bewegt, denn dieser wird gleichförmig umgarnt von vier schön anzuschauenden, abgehängten Lautsprecher-Boxen. Die Gerätschaften für die tiefen Frequenzen sind auch unschwer zu erkennen, ich frage mich, ob es auch erlaubt ist, darauf zu tanzen… hm…

[anm.d.red.: witzig, dass wir zufällig am freitag im cosmopolar waren in erfurt und samstag christian in der rakete, also gleich 2 clubs mit funktion one anlage...]

In Allem, an Qualität der Technik soll es an diesem Abend nicht mangeln. Ein Aspekt, was das Hörerlebnis nun noch beeinträchtigen könnte, wäre demnach noch die Kompetenz der Instrumentalisten. Doch diese Zweifel sollten für den Kenner auch schnell abgelegt worden sein, in Wissen um den musikalischen Wert jener Protagonisten.

Michael Melchner, kein unbeschriebenes Blatt, und dass nicht nur lokal der Stadtgemäuer Nürnbergs. Neben Perlon setzte er schon Duftmarken auf Tanzmann´s Imprint "Moon Harbour Records", zu hören auf der hauseigenen Birthday (10! Congratulations…) - Werkschau mit Titelnr. 10 (Qu). Ab und an geht er hier und da mit Tanzmann und Daniel Stefanik "housieren" (man beachte die Detailtiefe und Konsistenz meiner Recherche!), heute gibt er das Vorprogramm in der Rakete zum besten.

Und das aber wahrhaft zum besten, so dass man gar nicht mehr von einem "Vorprogramm" sprechen möchte. Sein Stil ist Programm, und dass nicht nur weil dies Nick Curly und all seine Jungs um Cecille und Oslo behaupten würden. Deephouse, dieser "tiefgreifende Minimal" mit einem Hauch versunkener Melodiefahnen, machte sich über die High-End-Lautsprecher breit und füllte den angenehm vollen Raum.

Teilweise ließ sich Melchner bewusst lange Zeit, um den langatmigen - in diesem Falle als Positiv zu verstehen - Tracks Raum und Enfaltung zu geben. Und welcher DJ möchte seinen Lieblingsplatten dies über solch räumliche Gegebenheiten nicht geben? So marschierten und windeten sich die zarten Beats in die Tiefe, ein Ende war nicht abzusehen, bzw. wollte man erst gar nicht absehen, so wohltuend warum und zart massierten sie unsere Ohren.

Dennoch, den Wechsel gab es natürlich, um halb 3 war der andere dran. Troy Pierce. Punkt. Noch Fragen? Zweifelsohne ist Troy ein Meister seines Fachs, ich denke mehr im Auflegen als Produzieren (bin gerade zu… "träge" für Discogs..., zumindest fällt mir gerade keine Produktion von ihm ein), und eine charismatische Figur ohnehin. Troy Pierce erfährt eine starke Präsenz im Raum und in Allem seinem Tun, egal ob beim Apple-ans-Stromnetz-anstecken oder Ausspielen einer Peaktimenummer.

Der Star-Hype, wer kennt ihn nicht (in passiver Wahrnehmung natürlich…). Aber der ist auch gut so und den braucht die Szene. Pierce bekam mächtigen Widerhall auf seine Beats & Grooves zu spüren, ein Großteil des Publikums war sehr enthusiastisch und pulsierend. So mischten sich mit einigen Rave-Momenten und Acid-Einlagen tobendes Gegröle und andere, nicht einordenbares Laute. Die Stimmung war hervorragend. Der nun schon 3. Aspekt, welcher die Note "sehr gut" verdient hat. Die anderen, Sound-Quali und DJ-Skills, haben wir ja schon durch.

Unterm Strich hat dieser Abend somit das Prädikat "absolut tauglich" mehr als verdient. Unterschiedliche, interessante und gute Musik, über ein ebenso herausragendes Soundsystem, das Publikum wusste diese Umstände zu schätzen und bot eine sehr gute Stimmung. Zum Abschluss:

Wir hatten gute zeiten, wir waren mit dabei,

wir werden dich begleiten, wir bleiben Troy,

Wir hatten gute Zeiten, wir waren in der Rakete,

wir werden dich begleiten, wir bleiben Rakete.

(nichts zu danken für diese poetische Glanzleistung und Premium-Reim!)

..."

2011 by bullytm, pics & text by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





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