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klangtherapie festival

fränkische schweiz

23.-24.07.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

der verplanteste szenemag-nerd derzeit, christian h., war dieses wochenende in der fränkischen schweiz unterwegs. nicht zum motorradfahren etwa, nein, zum klang fahren. was sonst? klangtherapie festival, bitteschön!

"...

´Momentaufnahme:

Wir steigen ins Auto. Die Sonne scheint. Wir drehen die Musik lauter. Sanfte Bässe ertönen und eine wunderschöne Melodie. Wir treten aufs Gas und fahren los. Los in Richtung Freiheit. Der Feldweg beginnt. Der Schotter knistert unter unseren Reifen. Wir sehen Vögel am Himmel kreisen. Wir kurbeln die Fenster runter und atmen tief durch. Es ist der Geruch und Anblick, der uns vertraut ist, aber durch den Winter lange Zeit verborgen blieb. Wir nähern uns dem Ziel. Freudige Gefühle strömen in uns hoch und wir wissen, jetzt ist es bald wieder soweit. Das Feld der Ehre ruft nach uns!!

Dieser Moment war wie ein Startschuss in Richtung Klangtherapie. Wir haben uns zusammengesetzt und alle Neuerungen, die es auf der Klangtherapie 2011 geben wird, niedergeschrieben. Wir haben uns über alle Punkte ausführlich in langen Gesprächsrunden Gedanken gemacht. Bitte habt für alles Verständnis. Nichts passiert aus reiner Willkür, sondern hat seine guten Gründe. Also, genießt den Sommer und habt euch lieb!´

Um sich das besondere Lebensgefühl näher bringen zu können, welches auf dem Klangtherapie-Festival in der Fränkischen Schweiz (fast ein "Heimspiel") erfahrbar gemacht werden kann, bedarf es nicht unbedingt meiner Schreibkraft an dieser Stelle. Liest man sich den obigen Text von der Homepage der Veranstaltung durch, kann man sich sicherlich schon aufs Leichteste auf diese besonderen drei Tage im Juli einstimmen.

Das Klangtherapie-Festival Nähe Hollfeld in der Fränkischen Schweiz erlebte vergangenes Wochenende seine bereits 9. Austragung und zählt somit unlängst zu den fundamentalen, prägenden Eckpfeilern der hiesigen Festival-Landschaft. Mehr noch: Für mich persönlich möchte ich dieses beschauliche, schnuckelige Event zu eines der intimsten, mehrtägigen Feiereien überhaupt in Bayern zählen. Gleichsam wie die charmante, attraktive Lokation ("mitten in der Pampa", nur über Feldweg zu erreichen) gilt an dieser Stelle auch anzuführen: Ohne ein opulentes Headliner-Arsenal (siehe sonnemondsterne & co) schafft man es, jährlich an die 3000 Menschen zu mobilisieren.

Die Grundgedanken des Klangtherapie-Festivals sind keineswegs zu übersehen, es geht um Freiheit, Liebe, Glücklichsein, … LEBEN! Für jedermann erreichbar gemacht durch die universelle Sprache der Musik. Und an diesen Tagen kann es ziemlich egal sein, aus welchen Fingern diese Musik geschraubt wird - denn: Es geht ja nur um Musik. Und die war auf breiter Fläche überproportional gut, wenn auch teilweise mit ein paar wenigen Qualitäts-Ausfällen.

Aber das ist nicht verwunderlich, da - wie schon gesagt - das Künstlerknäuel nicht aus den dicken Fäden gestrickt ist, wie beispielsweise bei einem Nachtdigital-Festival in Olganitz mit gefühlten 32 Headlinern. Hier aber reichen Namen wie Brian Sanhaji, Die Vögel, Dapayk, the Fanfary of Kadebostany, A.N.A.L., Kollektiv Ost, Luna C… um nur einige zu nennen.

Um Missverständnisse aus dem Weg zu Räumen muss gleich gesagt werden, dass genannte "Hauptacts", gepaart mit den "Mittel- und Unteracts" (oder besser: "Newcomer") - ein absolut adäquates Künstleraufgebot an dieser intimen Örtlichkeit darstellten. Einen Sven Väth möchte dort wohl keiner sehen. Und diese Faktoren geben auch die Würze des Publikum-Mixes: Anstatt den großem Ansturm von Partytouristen, gibt es dort das Essen - und Trinken - der ländlichen Bevölkerung.

Somit war es vlt. meine erste mehrtägige Techno-Sause, wo der Betäubungsgarant erster Wahl nicht die herkömmlichen, allseits-bekannten chemischen Substanzen waren, sondern ein ebenso bekanntes Gemisch aus Wasser, Malz und Hopfen. Das Saufgelage auf dem Zeltplatz war immens, die Stimmung auf dem Zeltplatz - wer möchte es glauben - enorm hoch. Umso schöner, wenn jene Parameter (also lediglich die enorme Stimmung) auch auf das eigentliche Festivalgelände bezogen werden können:

Ob im großen Techno-Zirkuszelt (wo sich viele gedanklich gut auf SMS eingestimmt haben könnten, aufgrund nahezu gleicher Ausschmückung der üblichen Zelte auf dem 60000-Mann-Festivals), der halboffenen "Shampoobar" (mein Favourite!), dem Drum&Bass-Zelt und den vielen anderen kleinen aber feinen Nebenschauplätzen in und ausserhalb des Areals, die gute Grundstimmung war stets spürbar.

Freiheit, Liebe, Freude, Leben, Musik. Eine Proklamation seitens der Veranstalter, der hält was er verspricht. Die gefühlt 3000 Leute (lt. Organisator heuer erstmals das Kartenkontigent aufgestockt auf 4000 Köpfe) nahmen diese zu schätzende Gabe dankend an, und was dabei heraus kam: Ein ganz persönliches, i-wo familiäres Techno-Open-Air, auf welchem die pure Techno-Musik und dieses "Gemeinschafts-Ding" ganz hoch gehalten wurde. Das hat man spätestens - spääätestens! - gemerkt, wenn man sich Samstag früh morgens in der Shampoobar befunden hatte, und die aufgehende Sonne das Herz zum strahlen brachte.

An allen Ecken und Kanten war eine Detailverliebtheit "in das Gute" unverkennbar. Massen-abfertigung und -abzocke ade, es lebe der Gast. Es lebe die Musik. Es lebe die Liebe. Es lebe die Freiheit. Es lebe Klangtherapie! Für solch ein kostbares Gut - und vor allem in der Szene "Oberfrankens" (wenn man da überhaupt von einer sprechen kann…) - bleibt zu guter letzt eindringlich zu sagen: Bleib so wie du bist!

..."

2011 by bullytm, pics & text by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





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