[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
beginnen
wir mit der alice-im-wunderland-frage: welche von beiden
türen würdet ihr wählen?
als
wenn ihr es ahnen würdet, das wunderland liegt
hinter dem etwas "be-moos-teren" eingang. wobei beide
türen zur hausnummer 67, also zum selben
großen gebäude-quader gehören. dieser,
ein ehemaliger luftschutzbunker, beheimatet zum einen den
club gothebunker
und zum anderen das theater
courage
und dessen förderverein.
erstgenannten
gibt es seit ca. 5 jahren und ist eine der
subkultur-locations in essen. zufälligerweise, als
hätten wir das so geplant, wird dieser auch just in
der aktuellen groove-ausgabe
vorgestellt und gelobt. ein zufall, den wir -
glücklichen... - ja schon öfters erlebt haben
(siehe z.b. bob beaman club in münchen von christian
h.´s review).
was
verschlägt uns also dahin? zum einen die - selbst
für berliner verhältnisse - bemerkenswerte
kombination des lineups, bestehend aus den
skull
disco
(rip) label initiatoren shackleton und
appleblim. zum anderen der club, welcher in
unseren gesprächen in letzter zeit öfters
erwähnung fand. also eine perfekte kombination,
beides einmal live zu erleben.
die
bildqualität bitten wir zu entschuldigen, da wir
"drinnen" die große kamera außen vor lassen
mussten. respektieren wir auch, schließlich kann
man einem dahergelaufenen kleinen edelamateur-magazin so
aus dem nichts nicht den roten teppich ausrollen. ist uns
auch mal ganz recht und wirkt dem chronischen
haltungsschaden entgegen, den das dauerhafte tragen der
großen kamera auslöst. somit nur iphone-fotos
von drinnen und (wir könnens eben doch nie ganz
lassen) großformate von draußen. in diesem
sinne, sind wir heute also weitestgehend in-offiziell und
undercover unterwegs, schließlich wollten wir uns
den abend nicht entgehen lassen, aller kosten (eintritt,
diesel...) und mühen (fahrzeit) zum
trotz.
gut,
also der goethebunker. wie oben schon erwähnt ein
ehemaliger luftschutzbunker und damit von vornherein eine
sehr interessante adresse. das bedeutet natürlich
erstmal viel harter, kalter und dicker beton. dennoch hat
man es geschafft, eine wirklich knallige anlage in den
hauptraum einzupassen. ich muss zugeben (und insider
meinen, die anlage sei an dem abend noch nicht einmal
optimal eingestellt gewesen...), dass ich schon seit
einiger zeit nicht mehr soviel druck gespürt hab in
der magengegend.
der
club liegt (wenn ichs richtig mitbekommen habe) im
süden von essen, am rande eines wohngebietes. da
machen sich die dicken wände des beton-bunkers
gleich doppelt gut, da man von außen im grunde
keinerlei schallwellen mitbekommt.
historisch
gesehen, kurz nach dem jahrestag der befreiung von
ausschwitz diese woche, ist so ein bunker natürlich
nicht ganz unproblematisch. aber gut, dass thema
würde den rahmen jetzt sprengen. ich denke aber,
dass es kaum eine positivere umdeutung für so einen
ort gibt, als daraus einen platz zu machen, an dem
politik, rasse, alter, religion eben keine rolle mehr
spielt. auch wenn man darüber sicherlich
ausführlich und kontrovers diskutieren könnte.
da paßt der name "theater courage" (welches sich
auch auf dem areal befindet) ganz gut und trägt der
geschichte m.e. gut rechnung.
der
club teilt sich auf in 2 floors. einen hauptraum und ein
kleinerer floor, welcher sozusagen die
raucher-tanzfläche stellt, zusammen würde ich
maximal ca. 400 leute fassungsvermögen
schätzen. insgesamt also ein eher kleiner und
kompakter club, so wie wir das eben mögen. licht
schön gedimmt, effekte nur aufs nötigste
beschränkt. angenehme und (heute abend...) passende
video-installation - den/die-dazugehörigen vjs
konnten wir auf dem online-flyer jedoch leider nicht
entziffern :(
eintritt
(heute...) 12 euro, wodka-orange 6,50 euro,
jägermeister 2 euro... jo... in anbetracht der
exklusiven location und im sinne einer aktiven
förderung dieser mit jedem drink, geht das noch in
ordnung. ansonsten alles sehr solide und autenthisch,
nette leute, kein streß, freundliche crew an bar-,
kasse und der security. schön...
musikalisch
wurden unsere erwartungen voll erfüllt. begonnen
beim heute quasi veranstalter mike
dnmk alexander,
der der schirmherr der untertauchen
reihe hier im bunker ist. auch ansonsten hat er eine
lange geschichte, die dj-technisch bis 1995
zurückgeht und - großraum essen - auch seit
1997 veranstaltungen im elektronischen bereich umfasst.
musikalisch stimmte mike die besucher heute gut auf das
im anschluss folgende live- und dj-set der britischen
gäste ein.
bemerkenswert
(ich wiederhole mich, ich weiss...) dabei die anlage,
welche in verbindung mit dem angenehm darken licht ein
fast schon techno-gründungszeiten-gefühl
auslöst, nur eben mit etwas zeitgenössischerer
musik als damals. das hieß konkret techno, house
und dupstep, tech-step... whatever. das ist ja grade das
schöne, was dupstep vor ein paar jahren für
sich verbuchen kann, erst die sprengung der bisherigen
sehr geraden techno-house-struktur, um sie dann
später wieder einzufangen und zu vereinen.
die
schwierigkeit dabei ist lediglich, dass hier- und da die
tanzbarkeit verloren geht. einen umstand, den mike -
eigenen worten nach - aber sehr gerne nutzt, um - wie er
sagt - "... die wahrnehmung wieder anzuschalten". ein
bekenntnis also gegen die monotonie. gut so!
im
darauf folgenden live-set von shackleton
wurde dieser aspekt auch noch einmal deutlich. wie nicht
anders zu erwarten, war sein set über einige
strecken hinweg nicht im klassischen sinne tanzbar. umso
frenetischer wurden die "dance-parts" dann auch
angenommen. das intro stellte das gut unter beweis,
welches über einige minuten hinweg vor sich hin
flirrte und waberte, bis dann eine (durch die anlage gut
verstärkte) donnernde bassdrum alle erwartungen
erfüllte. zumindest wieder für einige minuten.
sein
set war m.e. recht experimentell und schwer einzuordnen.
ein kompliment quasi, denn shackleton ist für seine
künstlerische kreativität bekannt und diese
limitiert sich eben nicht auf ein gewisses genre oder
einen gewissen stil. da zählt mehr das
gesamt-kunstwerk, wie es auch seine fabric-cd
(nr
55)
deutlich machte. neben ricardo villalobos, gehörte
auch er zu den wenigen, die das format der fabric-cd
nutzten, um nicht einfach einen beliebigen dj-mix
abzugeben, sondern daraus so etwas wie ein album zu
machen, sprich eigene produktionen (teilweise
unveröffentlichte) in einen logischen zusammenhang
zu bringen.
zusammen
mit seinem (bisherigen) label-partner appleblim,
kam es so auch zu skull disco. ein gesamtkunstwerk
von einem plattenlabel, welchem eine fast schön
mystische und geisterhafte aura verabreicht wurde. zum
einen durch das artwork und zum anderen nicht zuletzt
durch den sound. ein experimentierfeld jenseits jeglicher
einschränkungen (allen voran die
tanzbarkeit...).
wie
auch immer, shackletons biographie ist vollgepackt und
bändelang... die zusammenarbeit mit ricardo
villalobos vor einigen jahren gab dem ganzen nur noch
einmal mehr einen weiteren schub und öffnete seinem
schaffen weitere aufmerksamkeit aus kreisen, die sonst
sicher nicht oder nur unwahrscheinlich auf ihn gekommen
wären. die jüngsten veröffentlichungen auf
perlon records (eine von villalobos´s
künstlerischen häfen) kann da sicherlich mit
dazugezählt werden!
nach
dem live-set übernahm appleblim, noch so ein
vor kreatitivät triefender brite. wie gesagt, bis zu
dessen einstellung labelpartner von shackleton bei skull
disco, aber auch mit seinem eigenen engagement und
schaffen hans dampf in allen gassen. mehr noch als
shackleton, wird sein name und seine produktionen in die
richtung dupstep geschoben. jüngst zusammen
beispielsweise mit ramadanman.
aus der
tanz- und club-perspektive heraus betrachtet, die
schließlich ja nichts verwerfliches ist - ganz im
gegenteil, gefiel mir sein set heute am besten. es war
weniger experimentell, aber dennoch nicht monoton. im
grunde war es gut techno-/house-lastig mit eben dieser
oben beschriebenen "steppigen" note, welche sich im
grunde durch einen scheinbar immer präsenten tiefen
bass-groove ausdrückte. das ist als grundlage
für ein schönes deepes set natürlich ein
fantastisches fundament.
des
späteren zog appleblim das tempo noch einmal an und
ging damit in die vollen.
alles
in allem ein guter auftakt für einen uns bisher
nicht leibhaftig bekannten club. gute musik, offenes
publikum (schließlich wird soviel
experimentierfreude nicht überall so vorbehaltslos
aufgenommen) und nahezu perfektes
club-setting!
die
groove hat recht...
auf dem
(leider langen...) heimweg haben wir die "große"
kamera noch ein wenig aus dem fenster gehalten, damit ihr
euch unter der stadt essen auch was vorstellen
könnt. also diejenigen unter euch (mich inclusive),
die sich unter dieser ruhr-metropole bis dato nichts
vorstellen konnten, hier ein kleiner
unrepräsentativer rundumschlag... wie ihr sehen
könnt, hat essen scheinbar im zweiten weltkrieg
viele federn lassen müssen!