[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
bei
weitem nicht alle time warps, aber immerhin, die
älteste time warp aus unserem archive
ist von 2000!
time
warp
diverse locations,
meist in mannheim
since the 90´s
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08.04.2000
sven väth,
rolando, dag,
laurent garnier,
...
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07.04.2001
hell, sven väth,
carl cox, rush,
richie hawtin,
carl cox...
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27.03.2010
dixon,
sven väth,
laurent garnier,
...
|
04.02.2011
laurent garnier,
carl craig,
luciano
...
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christian
h. begab sich dieses jahr erneut zu einem kleinen
zeitsprung nach mannheim mit atemberaubenden
eindrücken aus - so scheint es - einer anderen zeit!
mission completed!
"...
Der
Bass drückt von allen Seiten in die Magengrube. Kein
Erbarmen. Immer weiter. Egal wo du dich im Raum bewegst,
die alles beherrschende Kraft ist dieses gottverdammte
Wuchern und Pochen im tieffrequentigen Bereich. Ab und An
mischen sich andere tonale Nebenerscheinungen in dieses
unwirkliche Raum-Zeit-Kontinuum, in welchem man sich
schon seit Stunden gefangen fühlt. Aber das sind nur
Nebenkriegsschauplätze. Es geht, als ob ich es noch
nicht genannt hätte, um Bass. Bass, Bass and more
FUCKING Bass! Der Bahnhof mit einem gut ausgebauten
Fernverkehrszug steht bereit. Er ist für Jedermann
zugänglich. Man muss nur einsteigen.
Ist
man die Stufen denn mal emporgetreten, kann die Reise
beginnen. Eine stetig wachsende Wegstrecke tut sich auf,
mit einer Destination, die letzten Endes offen bleibt,
welche jedoch vorläufig Ihren offiziellen Abschluss
am Sonntag, um 14:00 Uhr erfährt. Wenn das magische
Zusammenspiel von Reglern, Controllern und Knöpfen
unterbunden wird, die Kopfhörer abgelegt werden, aus
den monströsen Bassboxen nur noch ein letztes
Rauschen hervortritt. Beglückt und vollkommen
losgelöst von allen Sorgen des Lebens steht man nun
da, und weißt, das es die beste Entscheidung war,
an diesem Tag, zu dieser Zeit, hier gewesen zu sein:
Halle 1 bzw. 2 auf dem Maimarktgelände in Mannheim.
Denn
hier hatte man die letzten Stunden alles, was das
Musik-Herz begehrt: Eine erlesene Auswahl
hochkarätiger Musikkünstler a´ la carte
(Halle1: Paul Rich, Marcel
Dettmann, Ben Klock,
Chris Liebing, Carl
Cox, Adam Beyer,
Rush; Halle 2:
Dubfire,
Maetrik live, Sven
Väth, Extrawelt
live, Richie Hawtin), eine
hervorragende Soundqualität und, augenscheinlich,
die seit Jahren wohl gelungensten Ausschmückungen
der Locations in Form von Deko, Visiusals und
Bühnentechnik. Kurz: Ein säuberlich und
kunstvoll verpacktes, mulitmediales Gesamtpaket, für
welches man sich in Deutschland schon länger auf die
Suche begeben muss, um ein Gleichwertiges im
Hallen-Rave-Zirkus zu finden. Willkommen auf der
Timewarp.
Die
Time Warp wäre aber nicht die Time Warp, hätte
sie nicht noch mehr zu bieten. Mehr in Sachen Musik,
Künstler, Floors, ... Crazyness. Denn in
irgendwelchen Formen ist die Crazyness, Sven Väth
möchte meinen: Freakshow, allzeit present. Egal wo
man sich befindet, ob in den Hallen, vor den Hallen,
zwischen den Hallen, oder... auf den Toiletten. Eine
Freakshow maßgeblich zelebriert von dem Publikum,
welches sich wie bei keinem anderen Festival so
international aufstellt wie auf der Timewarp, welche sich
bereits Ihrer 17. Austragung erfreut. Von allen Herren
Ländern kommen Heerscharen feierwütiger
Techno-Rebels (mehr oder weniger...) in die
zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs
gepilgert, um diesem Fest, gehuldigt der Techno-Musik,
beizuwohnen bzw. vielmehr zu gestalten. Denn die
stellenweise für die elektronische Musikszene in
Deutschland kulturell bedeutende Feiereien auf diesem
heiligen Gelände wären diese nicht ohne jene
Protagonisten. Ob aus Spanien, Frankreich, England,
Italien, natürlich Holland, etc. - You´re
Welcome!
Die
Floors, logisch auf dem weitläufigen Gelände
verteilt (ausser der neu hinzugekommene Floor 6, welcher
seit diesem Jahr den eben nahe dem Gelände-Zugang
gelegenen "Chill-Out-Floor" [es ging oft nicht minder
zur Sache...] verdrängt), differieren in
Musikauswahl, Raumvolumen und -gestaltung, und
letztendlich Atmosphäre (nicht in der Freakshow,
denn die ist allerorten die sichere Bank). Hier ist
besonders der Floor 5 hervorzuheben, optisch
uneingeschränkt die Lokation auf Platz 1 der
Aussergewöhnlichhkeits-Skala. Und nun rinnt mir auch
schon der größte Wehmuts-Tropfen herunter, in
dem Wissen, die letzten Stunden dieser Stätte des
heiligen Grals, traditionell getragen von den Mannen
Garnier und
Karotte, nicht miterlebt zu haben.
Stichwort: erlebt. Getrost kann man davon ausgehen, und
das jedes (!) Jahr, das dort ein Manifest des Technos zu
erleben ist. Eine Feier, die wohl zu den Wichtigsten (!)
für unsere Techno-Kultur im Jahr gezählt werden
darf. Aber je mehr ich mich darüber auslasse, desto
mehr macht sich geradezu Traurigkeit breit. Ich beende
dieses Thema an dieser Stelle, und möchte mal wieder
meinen persönlichen, wirklich gut gemeinten
Ratschlag an die Leser verteilen: Jeder Musikliebhaber
sollte zumindest EINMAL in seinem Leben die Zeit von
06:00 bis 09:00 frühs an diesem Ort erlebt haben.
Bitte, gerngeschehen!
Aber
das ist eben der große Pluspunkt dieses Festivals:
die Möglichkeiten bereit zu halten, jedes Jahr mit
Neuem überrascht zu werden. Es ist die ausgewogene
Mischung aus Bewährtem und Neuen, die diese
Mega-Sause so unnachahmlich macht. Hat man in einem Jahr
das oben angesprochene Venue nicht zu Gesicht bekommen
(zumindest hab ich auf dem letzten Drücker noch ein
paar Bilder schießen können, damit ich sagen
kann "Ich war dabei"), so behält man eben andere
Schauplätze der Kunst in Erinnerung. Die Auswahl ist
groß. Die persönlichen Eindrücke aufs
Leichteste overflashed. Da tut auch das breite Spektrum
an Menschentypen im Publikum, in welchem sich die ein
oder anderen Abgründe auftun können - die aus
der Not ausgerufene, Väth´sche Apostel "Gude
Laune" kommt nicht von ungefähr [Anm. der
Red.: die Versuche der Beschwichtigung von Sven Väth
anlässlich einer Schlägerei im Publikum]
- kein Abbruch. In der Fülle an positiven
Sinneseindrücken versickern diese schnell im
Dunkeln.
Es
fällt schwer die Highlights der diesjährigen
Timewarp herauszufiltern, zudem diese Auswahl sowieso von
den subjektiven Eindrücken der "Spectators" gebildet
wird (Außer, wie schon gesagt, Floor 5
natürlich). Ob radikale Basslastigkeit (da haben wir
ihn wieder...) der Berghain-Schule
(Dettmann,
Klock), schwedischen Looptechno
(Beyer), grobes
"Hau-Druff-Gebrettere" (Rush),
minimalistisches Getänzel auf der breitspurigen
Palette von Bass- und Melodie-Abfolgen
(Magda, Kruse,
Kröcher),
Melodie-getränkter Hymnen-Sound in Live-Performance
in Form von Extrawelt, oder die
"Bass rein, Bass raus - Sounds" mit der
Minimize 2 Maximize - Philosophie
des Minus Clans (Hawtin,
Carola, etc.). Es war bzw. ist auf
der Timewarp für jeden etwas dabei. Spätestens
dann, wenn um 06:45 weit vorne am Horizont in Halle 2 -
so far as the eye can see - die obligatorischen Parolen
lautstark unters Volk gebracht wurden: "Timewarp People,
we´re celebrating 17 years. Thank you, Danke,
Grazie, Gracias, .......... WE ARE
TIMEWAAAAAAAAARP!!!!!!!!" in oben stehender Auflistung
noch mit anzuhängen: ... oder der
Väth´sche Mischmasch, verdichtete 30 Jahre
Techno-Historie.
Zu
guter letzt ein kurzer Reblick auf meine
persönlichen Höhenflüge für dieses
Jahr Timewarp: Die Geschehnisse im neuen Floor Nummero 6.
Dort nistete sich einer der momentan beliebtesten
Dj´s (nach dem Poll-Ranking von Resident Advisor) -
Seth Troxler ein. Zusammen mit
seiner (Jugend-)Bande, bestehend aus Lee
Curtiss, Ryan Crosson und
Shaun Reeves brachte er im
unnachahmlichen Stil (was für eine sympathische
Erscheinung dieser Jungs!!!) den Laden zum Beben. Man
möchte schon fast meinen, Club, denn diese "Halle"
stand in Sachen Größe/Volumen in keinem
Vergleich zum Rest. Diese war nämlich deutlich
kleiner angelegt, so dass stellenweise tatsächlich
Club-Feeling aufkam. Die Stimmung war ohne Zweifel
erhaben. Eine sehr intime, innige Beziehung zwischen
Publikum und Künstler lag in der Luft - Nebst
großartiger Klangskulpturen gemeiselt aus dem nie
enden wollenden House- und Technokosmos. House
ernährt sich bei Vision Quest
von Techno und Techno von House. Angereichert mit
ordentlicher Portion Lebensfreude. Eine Hot-Creation! Das
schrieben bzw. schreiben sich die Jungs auf die Fahne und
lassen Ihr Publikum vollends teilhaben. Das sind wieder
genau jene Momente, nach denen es zu suchen gilt. Die
besonderen, erhabenen Momente, die man nicht allertage
findet.
Den
letzten Absatz nehme ich zum Anlass, den Geist jener
Besserwisser zu öffnen, die sich strikt einem
Beisein dieses Festivals verweigern, einzig und allein
aus dem Grund mit der Formulierung, es sei eine
"Kommerz-Großraum-Rave-Kirmes-Techno-Scheiße".
Macht was ihr wollt, doch bitte seit einmal in eurem
Leben vernünftig, und kommt nächstes Jahr unter
die Glaskuppel (Floor 5). Ich schreibe es mir ganz oben
auf die Fahne. Die Fahne, empor gen dem satten Blau des
Himmels ragend, jeden noch so großen
Erschütterungen standhaltend, ganz vorne auf meinen
Fernverkehrszug. Ach ja, der fährt übrigens
immer noch. Und eurer?
..."