[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
die
erlebnisse von christian h. an einem
himmelfahrts-nachmittag in mitteldeutschland... bittesehr
und dankeschön, auch an die beteiligten weiteren
fotografen michael p. und erika.
"...
Himmelfahrt. Seit jeher Feiertag in Deutschland,
zumindest sicher im Osten - denn das kann ich
persönlich beurteilen -, den man wörtlich
verstehen kann, darf und vor allem:
Muss.
Werden doch stets ambitionierte Partyalternativen dem
Feiervolk (ein weiteres Schlagwort, welches im o. g.
Territorium ebenso wörtlich verstanden
werden darf) präsentiert; man denke da nur an die
allseits geliebten Veranstaltungen der
Elan-Schmiede zurück, welche an
entlegenen Winkeln von Natur und letztendlich
Kultur (nicht zuletzt der
grundsätzlichen Tatsache des immernoch
Nischen-Daseins unserer Szene,
wenn gleich die Open Air´s hiesigen Landes drauf und
dran sind, die Wurzeln des Etikettes
Ungewöhnlich am Wörtchen
Tekkno zu entspinnen - oder besser: zu
zerschlagen) statt fanden.
Für
eine in vielerlei Hinsichten (dazu im folgenden mehr)
anspruchsvolle Freiluft-1-Tages-Veranstaltung müssen
jedoch nicht immer Burgen, Schlösser und das
wäldische Dickicht als Bühne für den
großen Auftritt herhalten. Da kann der passenden
Örtlichkeit auch mal Genüge getan sein mit
einer bekannten Clubinstitution samt seinem umgebenden
Areal, welches für diesen Zweck eben entspr.
aufgerüstet wird. In vielen Fällen
dann auch gleich ein Club mit entspr. Bekanntheitsgrad
und behafteten - positiven - Image, so dass
der Partyspaß von Beginn an als
garantiert betrachtet werden
kann.
Wie
das am besten funktioniert, haben dieses, wie auch die
letzten Jahre, die Querköpfe des
Klangkinos in Gebesee unter Beweis gestellt.
Unter dem einfachen wie genialen, plakativen Banner
Himmelfahrt stellen Sie in Stil, Form und
Größe alljährlich ein Programm auf die
Beine, welches mindestens in Thüringen seines
Gleichen sucht. Aber wie solls auch anders sein, wenn
doch allein das Herzstück des Ganzen, eben jenes
Klangkino, in der Riege der besten
Techno-Clubs (nun wieder mit ch) Sachsen und
Thüringens sich ganz oben wähnen kann. Quasi
frei nach dem Motto:
Die
Schallplatte fällt nicht weit vom Stamm. Das
programmatische Prädikat Klangkino
sollte sich eben nicht nur auf die reinen Clubnächte
erstrecken.
Und
so, wie im vorherigen Absatz schon vorweggenommen, gab es
auch dieses Jahr abermals ein geschmackvolles
Freiluft-Kino der besonderen Güte: Lokalmatadoren,
Klangkino-Residierende, Label-Homies, Newcomer,
Dauerbrenner, Traditionalisten, Lückenfüller
(diese Begrifflichkeit muss ja nicht immer abwertend
aufgefasst werden; und irgendwie muss man ja auf die 80
Acts kommen...), und... natürlich Headliner.
Aufgeteilt auf, wie zu erwarten, mehreren - mehr oder
weniger ansehnlichen - Floors sollte für jedes Herz
etwas dabeigewesen sein. Im Vorfeld der Feierlichkeit
konnte man schon mal unvoreingenommen konstatieren: Die
größte Techno-Party weit und
breit. Denn der Inhalt - zumindest in
quantitiver Form des vollgepackten
Geschenkpaketes an diesem F E I E R - Tag, welches
für 25 € (Abendkasse) zu erwerben war, sollte schon
anhand der Flyer-Aufschriften absehbar gewesen sein:
6 Floors, 80 Acts, 24h.
Soviel
zu den Fakten und der Größe des ganzen Zirkus
(im Themenbereich von Techno-Veranstaltungen
eigentlich immer als positive Umschreibung zu
sehen!). Viel ist Groß.
Groß
ist Viel. Groß ist aber - zum Glück - nicht
Alles. Gerade Synonyme wie Wachsen und
Vergrößern sind bei kommerziellen
Events heutzutage mehr denn je im Munde; viele
Artgenossen, besonders die erster,
back2theroots-Gattungen von Musik- und
Technokultur-Konsumenten, blicken dem Ganzen oft mit
einem weinenden Auge entgegen. Mit der Masse von Dingen
leidet bekanntlich - allzu oft - die Qualität. Wenn
dann von den Veranstaltern dann stolz mit dem
Wachstumszustand des Events geworben wird, muss man nicht
gleich allen Grund dazu haben, diesen noch freudiger in
die Arme zu springen.
Jedoch,
und dass muss festgehalten werden, schlägt sich
physikalische Mutation in diesem Falle wie dem
Himmelfahrt-Event nicht negativ zu Buche.
Tiefe - worauf es dem vermeintlichen
Techno-Head doch ankommen sollte - wird dem Ganzen durch
eine Vielzahl von optisch differenziert ausgestalteten
Arealen geboten und - natürlich - den
Klangkinoquellen an sich: Den auftretenden
Künstlern. Die Großen, sprich
Headliner, fand man somit in den territorial
größeren Areas, die Kleineren (wie
süß) folgerichtig an den eher klein aber
feineren Tanzflächen. Diese Aufteilung macht
zweifelsohne Sinn.
Wem
dieses Angebot an Halb-Open-Air
Schauplätzen (denn leider verdecken viele Stages mit
Ihren Zeltplanen die freie Sicht nach daußen) nicht
genügte, der konnte ja immernoch Unterschlupf im
Club finden. Alleine mit dem Clubprogramm werden
sicherlich viele Besucher auf Ihre Kosten gekommen sein.
Aber nun der Reihe nach...
...
bzw. zur ganz persönlichen
Erlebnisstory:
Die
Weitläufigkeit des
Festival-Geländes war schon bei der
Anfahrt bzw. Parkplatz-Suche auszumessen. Nach gefundenem
Plätzchen ließ man sich da erst
mal für eine geraume Zeit nieder. Schon bald schlich
sich in dieser Naturidylle aus Wiesen und Felder das
Festival-Feeling ein. Für viele dürfte das
Himmelfahrt - Event der Start in diese Saison
gewesen sein (so auch für mich...). Das Wetter
passend dazu: Eine Mixtur aus beißender Sonne und
blauem Himmel, unberechenbaren Regenergüssen und
mehr oder weniger tobenden Windböhen. Treuer
Begleiter: Wolken. Aber man muss es doch so sehen:
Immerhin kein Schnee (wie erst kürzlich
zu Ostern...)!
Am
Nachmittag auf dem eigentlichen Festivalgelände
angekommen fiel sofort die mit Sandboden gesäumte
Freiluft-Stage auf, die lediglich mit einem Sonnensegel
teilweise bedeckt wird. Diese lässt sofort
Parallelen zur Seebühne auf einem gewissen Festival
in Olganitz ziehen. In diesem Falle tituliert sich diese
mit Bayou Beach Club. Dort gaben sich - wie
zu erwarten - allen voran Kenny Leaven &
Pepe die Klinke in die Hand,
pk45 sowie dazwischen auch die
Adana Twins. Housige Gemütlich-
und Lässigkeit vom Feinsten!
Da
konnte man schonmal über die paar
Regentröpfchen (jetzt sind es nur noch
Regentröpfchen) hinwegsehen. Für
den Deephouse-Jünger (vlt. das Unwort
2012, aber nun kann man es ja wieder in den Mund
nehmen...) jedenfalls stets eine sichere
Basis.
Nicht
ganz so Freiluftmäßig ging es auf
den beiden größeren Stages zu, der
Mainstage (gehostet by deep) und
der Housestage (gehostet by La
Rouge) zu. Denn, wie schon gesagt, fand man sich
dort in allseitigen Überdachungen mit - meiner
Meinung nach - Bierzelt-Romantik ein. In erstgenannter
Räumlichkeit traten Acts wie der immer
populärer werdende Oliver
Schories - Live!, Markus
Kavka, Beatamines &
David Jach (Live) und alte Hasen
bzw. Karotten wie AKA AKA und
Karotte sowie viele viele mehr
auf.
Auf
der Housestage gab es kommerziellere
House-Sounds auf die Ohren von (ein Auszug):
Lexer & Tom
B., DJ Falcon,
Lydia Eisenblätter,
Superzandy und
Gestört aber geil (was für
ein gestörter aber geiler Name!).
Wer
mag es glauben: Beide Hütten war zu
jeder Zeit (zumindest zu der jeder Zeit, die
ich dort erlebt habe...) prall
gefüllt!
Allzeit
waren die verschiedene Areale anstatt in Massen
maßvoll mit feierlaunigen Menschen gefüllt;
Gefühle der Beengtheit und Freiraum-Entzug sollten
sich keineswegs einstellen! Gut so! Trotz dem
nächsten geilen Scheiß auf
Festivals mit so neumodischen Ausstattungen wie einer
Konfettiblasmaschine (gibs dafür eine
offizielle Bezeichnung?) auf der
Chillout-Area (gehostet by
Wolke)! Ja, was es denn nicht alles gibt! Das
Teil kam jedenfalls mehr als gut beim Publikum an! Viele
Szenen erinnerten stark an Kindheitserlebnisse auf dem
Spielplatz... und schon wären wir beim
Schlagwort:
Erwachsenspielplatz
(auch ganz ohne Bar 25). Fakt ist: Nice Ideas seitens der
Veranstalter! Musiken bspw. von Cortex
Delay, Peedge und einem
Sven Tasnadi gaben Ihr Übriges
dazu...
Das
bunte Konglomerat an Dancefloors komplettierten die
beiden Innenräumlichkeiten des Klangkinos: Das sog.
Heizhaus (gehostet by
Hard&Smart, Motorenfabrik)
mit der eherhärteren Gangart des Technos und
selbstverständlich der Mainfloor. Ein Auszug des
Line Ups zweitgenannter Szenerie:
Burlesque, PK
45 (Nebenanmerkung: welcher auch hinter den
Decks beim Bayou Beach Club zugegen war. Gut so!),
Tobias Abicht,
Gunjah, Thomas
Stieler und Monkey Maffia
samt ihrer Rasselbande Freude am Tanzen, und
- Achtung! - Barnt! Der hochgelobte
Newcomer letzten Jahres, prämiert mit so manchen
Auszeichnungen, bspw. von einer seriösen Fachpresse
wie der Groove.
Die
Website des Grooves-Magzins schreibt folgende Zeilen
über Barnt (ein Auszug): Mit Geffen hat
sich Daniel Ansorge besser bekannt unter seinem
Künstlernamen Barnt im vergangenen Jahr
endgültig ins Rampenlicht katapultiert. Der Track
erschien im Frühjahr 2012 auf dem Mini-Sampler
The Power Of Now des
kölsch-südamerikanischen Labels Cómeme
und wanderte mit seinem hypnotisch trockenen Bass in
derart viele Plattentaschen, dass er in unseren
DJ-Jahrescharts den verdienten dritten Platz einnahm. Bei
Geffen zeigt sich so etwas wie das
Tanzflächengesicht Ansorges, der als Teil des
Kölner Labelkollektivs Magazine auch keine Angst vor
ausufernden Expeditionen in kosmische Kraut-Gefilde
besitzt.
Mit
besonderer Aufmerksamkeit verfolgten wir somit das Set
von diesem Herrn, welcher in unserer Gegend ohnehin so
far nicht so oft zu sehen war wie bspw. ein Karotte (was
sich ggf. noch ändern wird...). Es war ein
fulminantes Gewitter an wuchtig-aufbäumenden
Basswänden mit gen Ewigkeit schallenden Rave-Siren!
Paukenschlag! Bäm! Um nicht weiter der blumigen
Ausdrucksweise zu verfallen, einfach in short: es war -
leider? - GEIL!
Aber
sowas von! Gerne mehr (z.B. auf dem - bereits - besagten
Festival in Olganitz in ein paar
Wochen...)!
Mit
Spannung war da auch das Chance Over des
Polynom-Heads Thomas Stieler zu erwarten,
welcher im und um den Dunstkreis von
Fatplastics bzw. Jena durch seine
Triebtätigkeiten und konstant hochwertigen
musikalischen Output immer größere Wellen zu
schlagen scheint. Meisterhaft und gekonnt leitete er den
etwas technoideren Mix seines Vorgängers auf die
housigere Tour um, ohne dabei an Spannung und Energie
einzubüßen. Spätestens an den Reaktionen
des Publikums war das zu erkennen - weiterhin: Full &
Loud House! Mit einem stilvollen und
seriösen (schönes Wort)
Disko-Deep-House-Set leutete Stieler die Mitternacht ein.
Die Zeit, welche für uns das Ende für dieses
Jahr auf diesem Event beteudete.
Was
danach passierte, steht in den Sternen. Oder einfach auf
einem anderen Schriftstück.
Zuletzt:
Die Tiefe, von welcher in Absätzen
weiter vorne die Rede war, konnte man spätestens mit
letztgenannten beiden Auftritten am eigenen Leibe
erleben. Man musste nur den Gang in das schöne
Klangkino wagen. Und dem vorausgesetzt auf dem
schönen Himmelfahrt-Event anwesend sein. Wer es
dieses Jahr nicht geschafft hat, der sollte das
nächste Jahr ins Visier nehmen.
Die
Konfettiblasmaschine wartet auf euch!"