[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
dieses
jahr ist rob für uns bei der fusion und hat
unmengen an eindrücken und fotos davon mitgebracht.
er hat auch versucht bei so klarem verstand zu bleiben,
dass er in der lage blieb, davon zu berichten...
dankeschön & bittesehr:
"...
Nun ist die alljährliche Fusionzeit schon wieder
viel zu schnell vorbei und Gefühle des Vermissens
sowie der Wehmut machen sich breit. Aber auch eine
große Menge Glück, Freude und Spaß,
zaubern den Fusionisten bei den Gedanken an die
vergangenen Tage immer wieder ein Lächeln ins
Gesicht.
Beginnen
wir aber der Reihe nach. Jedes Jahr, Ende Juni, findet an
der Müritz auf dem alten Militärflugplatz in
Lärz ein ganz besonderes Festival statt. Für
viele Menschen ist es das schönste Festival seiner
Art in Deutschland und braucht wohl nicht näher
vorgestellt werden. Diese Stichwörter beschreiben
die Fusion sicherlich recht treffend: Freiheit, Friede,
Freundlichkeit, Verrücktheit, Hingabe,
Ausgelassenheit, Exzess, Idealismus, Politik,
Kulturvielfalt und Funktion One an nahezu jeder
Bühne!
Mir
fällt es gerade ein wenig schwer, dass gesamte
Festival in einen Artikel zu packen. Daher versuche ich
zu strukturieren zwischen musikalisch Erlebtem in
chronologischer Reihenfolge und allgemeinen
Eindrücken am Ende.
Donnerstag
Tag / Nacht/ Freitag Morgen
Da
wir erst in der Nacht zum Donnerstag unser Zelt
aufschlugen, ging das musikalische Programm für uns
erst so richtig mit der Eröffnung der Turmbühne
los. Die Ehre auf diesem symbolischen Festivalauftakt zu
spielen, hatte in diesem Jahr die uns liebgewordenen
Karocel (18-19Uhr). Wie passend,
dass sie gerade ihr Debutalbum "Plaited" auf Freude am
Tanzen veröffentlicht haben.
Man
darf mit Fug und Recht behaupten, dass dies ein mehr als
gelungener Auftakt war. Die Leute feierten jeden
Höhepunkt äußerst euphorisch und grinsten
um die Wette. Karocel haben nach einer intensiven
Studiophase ihre Performance im Vergleich zu den
Vorjahren nochmal eine Stufe nach oben gehoben. Das
passte und machte einfach verdammt viel Spaß.
Keyboard, Saxophon, Vocals und knackige Housebeats. Eine
sichere Kombination. Leider hatte Mathias noch ein
Marathon-WE vor sich (Panoramabar, Awakenings und
Rotterdam), sonst hätten wir ihn sicher noch
irgendwo hinter den Plattenspielern entdeckt.
Okay,
ich verliere mich. Bei der Fülle an Acts wird das
noch ein langer Artikel :
Weiter
ging es ebenfalls auf der Turmbühne (22-23Uhr) wo
Recondite ein Liveset darbot. Zu ihm
muss man sicherlich noch 1-2 Sätze sagen.
Im
Umfeld von Grounded Theory, Berghain/Panorama Bar und
Dystopian ist Recondite in den letzten 2 Jahren als sehr
gefragter und beliebter Liveact bekannt geworden.
Zahlreiche Veröffentlichungen auf Plagent Records
und aktuell mit einer ganz starken Nummer auf Dystopian
(Rodhads Label) bieten genug Material um solch ein tolles
Technoset zu spielen, wie es Recondite auf der
Turmbühne tat. Nicht zu schnell, nicht zu verspielt,
aber dafür mit jede Menge Bums und melodiöser
Energie. Da ließ es sich selbst Rodhad nicht
nehmen, das Geschehen mit der Kamera
festzuhalten.
Direkt
im Anschluss übernahm Kristian Beyer alias
Âme Dj-Part das Zepter. Gleich
der Opener war grandios. Wir zogen aber weiter um seinen
Bruder im Geiste Frank Wiedemann feat. Ry zu hören.
Leider verzögerte sich der Auftritt so stark oder
musste sogar ausfallen (Ry stand wohl im Stau??), dass
wir uns erstmal eine kleine Pause
gönnten.
So
fanden wir uns in den frühen Morgenstunden von 4-8
Uhr bei Marko Fürstenberg auf
der Tanzwiese, Mathew Jonson vs.
Minilogue auf der Turmbühne,
Steffen Bennemann im Kalkutta und zu
Konstantin von Giegling im Querfeld
ein.
Was
für tolle 4h waren das. Gewohnt guter und grooviger
Dubtechno von Marko Fürstenberg, die
hypnotisierenden Soundcollagen von Mathew Jonson gepaart
mit treibenden Minilogue-Flächen, gefolgt von einem
trancigen und verspielten Steffen Bennemann und einem
Konstantin (er vertrat Prince of Denmark alias
Traumprinz, der leider nicht erschien bzw. spielte seinen
Slot einfach länger) mit tiefen und
gefühlvollen Technoklängen. Besser geht es
für mich nicht. So war gleich die erste Nacht/Morgen
für mich seit langer Festivalzeit mal wieder ein
richtiges Highlight.
Freitag
Tag / Nacht/ Samstag Morgen
Nach
kurzem Schlaf, Katzenwäsche und einer Stärkung
ging es auf der Turmbühne weiter mit einem Liveset
von Horror Inc. alias Akufen
(14-15Uhr). Marc Leclair aus Kanada hat mich schon vor 2
Jahren auf der Fusion und vor noch längerer Zeit zu
einer Klanglauf Party im Kassablanca in Jena als
Akufen sehr begeistert. Dieses Jahr
spielte er als Horror Inc. ein schönes, sich nicht
immer im 4/4-Takt befindliches Liveset. Chillout-House
Perlon (Label von Zip)-Gefrickel ist vielleicht eine
passende Beschreibung. Und immer wieder klang eine meiner
liebsten Perlon Platten an (click
this
& this).
Danach
ließen wir uns einige Zeit auf dem Gelände
treiben und erfuhren von Freunden das
HVOB auf der Seebühne eine
tolle Show gespielt hätten, was für die
Beteiligten ein Fusionhighlight war. Ich kenne den Act
nicht, aber vielleicht sollte man in Zukunft auf HVOB
achten (click).
So
fanden wir uns nach einigen Getränken und einer
Verschnaufpause am Zelt gegen Mitternacht im
Bachstelzenwald ein. Erobique sollte
1h live spielen. Leider lief die Anlage nur bei
gefühlten 30% Leistung wegen Rücksichtnahme auf
die Anwohner (das war der einzige Moment während der
gesamten Fusion, wo dieser Punkt ein "Problem"
darstellte, sonst war anlagentechnisch immer alles
perfekt und ausreichend laut). So sprang kein Funke auf
das Publikum über und Erobique schien auch ziemlich
enttäuscht und spielte die 1h routiniert zu Ende.
Wir nahmen dies als Zeichen, um frühzeitig in unser
Camp zu gehen und uns auf den nächsten Tag
vorzubereiten.
Samstag
Tag /Nacht / Sonntag Morgen
Kurz
nach dem Aufstehen und auf dem Weg zur Katzenwäsche
huschten wir kurz im "Schlafanzug" in den Kalkutta Floor
(heißt jetzt neu übrigens Karl Kutter) und
fanden eine ausgelassene Stimmung zu Edwards "the ghetto"
(erschienen auf dem Label White, betrieben von Oskar
Offermann) vor. Toller Track, toller Moment! Aber das nur
als kleine Anekdote.
Den
eigentlichen Tagesstart hatten wir auf der Seebühne
mit der Band Pupkulies &
Rebecca. Die Band scheint mittlerweile so
beliebt zu sein, dass die Seebühne aus allen
Nähten geplatzt ist. Es war leider ein bisschen zu
voll und so konnte ich mich nicht so richtig der Musik
hingeben und genießen. Andere Augenzeugen berichten
von einem großartigen Konzert, wo ich, bei dem was
ich kurz und nebenbei gehört habe, auch nicht
widersprechen möchte.
Um
der Masse zu entfliehen, schlenderten wir zum Ende des
Geländes auf die Dubstation. Dort war gerade die
Australierin Phia am Werk. Sie
spielte mit einem kleinen Holzkasten und einem
Loopgerät ein wunderschönes Konzert. Durch
Klopfen, Spielen und Neigen des Kastens und
zusätzlichem Beatboxens entstanden viele schöne
Lieder, die Phia mit ihrer Stimme begleitete. Durch das
Loopen der einzelnen Geräusche und Klänge
konnte man wunderbar an der Entstehung der Songs
teilhaben. Hier gewinnt ihr einen Eindruck der Musik
(click).
Danach
schlenderten wir wieder an der Turmbühne vorbei wo
Catz´N Dog gerade entfesselt
aufspielten. Aber das eigentliche Ziel war Jimi
Tenor, der finnische Veteran. Ich kannte ihn
vorher nicht, was wohl ein ziemliches Defizit war. Bei
seinem Set auf der Seebühne stellte sich schnell
heraus, dass der Finne ein richtiger Vollblutmusiker ist.
Klassische Housemusik mit instrumentaler
Unterstützung aus Kuba. Keine Hauruckmusik,
auffällig "älteres" Publikum und eine
schöne Atmosphäre, wunderbar war
das.
Auf
der Turmbühne spielte unterdessen Samuel L Session
(18-21Uhr) sich und die Leute so richtig warm und in
Ekstase. Wir waren kurz essen und konnten nicht
aufhören mit dem Kopf zu nicken. Also nix wie rein
in die Menge und getanzt, was die Beine hergaben.
Für mich war das Techno at it´s best. Super
gut. Für mich der Top-Act der Fusion 2013. Die
Übergänge zwischen den einzelnen Platten nutzte
er so geschickt, um viele Kicks zu setzen und den
Spannungsaufbau immer weiter voranzutreiben. Und das
alles bei "moderatem" Tempo. Nicht schneller als die
klassischen 128bpm von Richie Hawtin und Co. zu den
"Minimal"-Hochzeiten. Für mich perfekt, um sich auf
der Tanzfläche zu verlieren und richtig loslassen zu
können.
Die
Turmbühne ließ uns danach einfach nicht los.
Aril Brikha (22-23Uhr) spielte
direkt nach Samuel L Session ein Liveset. Und der
Wahnsinn ging in die nächste Runde. Sein epischer
Track "Groove la chord" schwebte immer durch die Luft,
ohne wirklich durchgespielt zu werden. Tolles, treibendes
Liveset mit vielen melodischen und abwechslungsreichen
Momenten (u.a. ein Mix von Kim Wilde - You keep me hangin
on). Für mich, von der Technik her vergleichbar mit
Marek Hemmanns Herangehensweise á la Mix aus
DJ/Liveset. Der Abschlusstrack war Arjuna Schiks Hua Hun
- Aril Brikha Remix, der im letzten Sommer in allen
Hitlisten zu finden war.
Das
nächste Liveset präsentierte uns
Kettenkarussell aus Weimar vom Label
Giegling auf der Tanzwiese (22-24Uhr), die nebenbei
bemerkt einer der optisch herausragenden Bühnen. Auf
der Größe so einen schönen Floor zu
kreieren, finde ich sehr beindruckend. Große
Lampenschirme soweit das Auge reicht, zwei
Videoleinwände und eine große Kuckucksuhr.
Sehr
toll! Aber zurück zur Musik. Deep, deep, deep und
treibend. Und alles im Fluss. Hier war ein anderer Ansatz
zu hören als noch bei Aril Brikha. Konstantin und
Rafael setzen ihre Tracks Stück für Stück
zusammen bzw. veränderten die Struktur der Musik nur
in Details. Für mich entstand auf diese Art eine
große Tiefe und Emotionalität in der Musik.
Dies hat mich sehr beeindruckt. Wer das Label Giegling um
Konstantin, Dwig, Dj Dustin, Prince of Denmark, Vril und
und und noch nicht kennt, sollte dies umgehend nachholen.
All diejenigen, die eine Nachtdigital Karte besitzen,
dürfen sich jetzt schon freuen, denn Giegling wird
am Samstag und Sonntag die kleine Bühne am See
gestalten!
Für
uns hieß es nun, einen kurzen Boxenstopp
einzulegen, bevor wir uns zum Sonnenaufgang im Kalkutta
zu Grizzly (7-10Uhr) aus Berlin zu
unserem Abschluss der Fusion (u.a. spielten
Acid Pauli & Nu noch von
Mo-Abend 17.00Uhr an bis ?? im Bachstelzen-Wald) mit
Slow-Motion House, Disco und vielen tollen Stücken,
die man im normalen Clubbetrieb nicht hört,
verwöhnen zu lassen. Ein wolkenfreier Sonntagmorgen,
schöne Musik, entspannte Leute, mehr braucht es
nicht. Das macht es natürlich umso schwieriger sich
zu verabschieden. Das mussten wir aber tun, denn wir
hatten noch gut 800km vor uns. Bye Bye Fusion und bis
ganz bald!!
..."