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fusion festival

review

militärflugplatz - lärz

30.06.2013

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

dieses jahr ist rob für uns bei der fusion und hat unmengen an eindrücken und fotos davon mitgebracht. er hat auch versucht bei so klarem verstand zu bleiben, dass er in der lage blieb, davon zu berichten... dankeschön & bittesehr:

"... Nun ist die alljährliche Fusionzeit schon wieder viel zu schnell vorbei und Gefühle des Vermissens sowie der Wehmut machen sich breit. Aber auch eine große Menge Glück, Freude und Spaß, zaubern den Fusionisten bei den Gedanken an die vergangenen Tage immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Beginnen wir aber der Reihe nach. Jedes Jahr, Ende Juni, findet an der Müritz auf dem alten Militärflugplatz in Lärz ein ganz besonderes Festival statt. Für viele Menschen ist es das schönste Festival seiner Art in Deutschland und braucht wohl nicht näher vorgestellt werden. Diese Stichwörter beschreiben die Fusion sicherlich recht treffend: Freiheit, Friede, Freundlichkeit, Verrücktheit, Hingabe, Ausgelassenheit, Exzess, Idealismus, Politik, Kulturvielfalt und Funktion One an nahezu jeder Bühne!

Mir fällt es gerade ein wenig schwer, dass gesamte Festival in einen Artikel zu packen. Daher versuche ich zu strukturieren zwischen musikalisch Erlebtem in chronologischer Reihenfolge und allgemeinen Eindrücken am Ende.

Donnerstag Tag / Nacht/ Freitag Morgen

Da wir erst in der Nacht zum Donnerstag unser Zelt aufschlugen, ging das musikalische Programm für uns erst so richtig mit der Eröffnung der Turmbühne los. Die Ehre auf diesem symbolischen Festivalauftakt zu spielen, hatte in diesem Jahr die uns liebgewordenen Karocel (18-19Uhr). Wie passend, dass sie gerade ihr Debutalbum "Plaited" auf Freude am Tanzen veröffentlicht haben.

Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass dies ein mehr als gelungener Auftakt war. Die Leute feierten jeden Höhepunkt äußerst euphorisch und grinsten um die Wette. Karocel haben nach einer intensiven Studiophase ihre Performance im Vergleich zu den Vorjahren nochmal eine Stufe nach oben gehoben. Das passte und machte einfach verdammt viel Spaß. Keyboard, Saxophon, Vocals und knackige Housebeats. Eine sichere Kombination. Leider hatte Mathias noch ein Marathon-WE vor sich (Panoramabar, Awakenings und Rotterdam), sonst hätten wir ihn sicher noch irgendwo hinter den Plattenspielern entdeckt.

Okay, ich verliere mich. Bei der Fülle an Acts wird das noch ein langer Artikel :

Weiter ging es ebenfalls auf der Turmbühne (22-23Uhr) wo Recondite ein Liveset darbot. Zu ihm muss man sicherlich noch 1-2 Sätze sagen.

Im Umfeld von Grounded Theory, Berghain/Panorama Bar und Dystopian ist Recondite in den letzten 2 Jahren als sehr gefragter und beliebter Liveact bekannt geworden. Zahlreiche Veröffentlichungen auf Plagent Records und aktuell mit einer ganz starken Nummer auf Dystopian (Rodhads Label) bieten genug Material um solch ein tolles Technoset zu spielen, wie es Recondite auf der Turmbühne tat. Nicht zu schnell, nicht zu verspielt, aber dafür mit jede Menge Bums und melodiöser Energie. Da ließ es sich selbst Rodhad nicht nehmen, das Geschehen mit der Kamera festzuhalten.

Direkt im Anschluss übernahm Kristian Beyer alias Âme Dj-Part das Zepter. Gleich der Opener war grandios. Wir zogen aber weiter um seinen Bruder im Geiste Frank Wiedemann feat. Ry zu hören. Leider verzögerte sich der Auftritt so stark oder musste sogar ausfallen (Ry stand wohl im Stau??), dass wir uns erstmal eine kleine Pause gönnten.

So fanden wir uns in den frühen Morgenstunden von 4-8 Uhr bei Marko Fürstenberg auf der Tanzwiese, Mathew Jonson vs. Minilogue auf der Turmbühne, Steffen Bennemann im Kalkutta und zu Konstantin von Giegling im Querfeld ein.

Was für tolle 4h waren das. Gewohnt guter und grooviger Dubtechno von Marko Fürstenberg, die hypnotisierenden Soundcollagen von Mathew Jonson gepaart mit treibenden Minilogue-Flächen, gefolgt von einem trancigen und verspielten Steffen Bennemann und einem Konstantin (er vertrat Prince of Denmark alias Traumprinz, der leider nicht erschien bzw. spielte seinen Slot einfach länger) mit tiefen und gefühlvollen Technoklängen. Besser geht es für mich nicht. So war gleich die erste Nacht/Morgen für mich seit langer Festivalzeit mal wieder ein richtiges Highlight.

Freitag Tag / Nacht/ Samstag Morgen

Nach kurzem Schlaf, Katzenwäsche und einer Stärkung ging es auf der Turmbühne weiter mit einem Liveset von Horror Inc. alias Akufen (14-15Uhr). Marc Leclair aus Kanada hat mich schon vor 2 Jahren auf der Fusion und vor noch längerer Zeit zu einer Klanglauf Party im Kassablanca in Jena als Akufen sehr begeistert. Dieses Jahr spielte er als Horror Inc. ein schönes, sich nicht immer im 4/4-Takt befindliches Liveset. Chillout-House Perlon (Label von Zip)-Gefrickel ist vielleicht eine passende Beschreibung. Und immer wieder klang eine meiner liebsten Perlon Platten an (click this & this).

Danach ließen wir uns einige Zeit auf dem Gelände treiben und erfuhren von Freunden das HVOB auf der Seebühne eine tolle Show gespielt hätten, was für die Beteiligten ein Fusionhighlight war. Ich kenne den Act nicht, aber vielleicht sollte man in Zukunft auf HVOB achten (click).

So fanden wir uns nach einigen Getränken und einer Verschnaufpause am Zelt gegen Mitternacht im Bachstelzenwald ein. Erobique sollte 1h live spielen. Leider lief die Anlage nur bei gefühlten 30% Leistung wegen Rücksichtnahme auf die Anwohner (das war der einzige Moment während der gesamten Fusion, wo dieser Punkt ein "Problem" darstellte, sonst war anlagentechnisch immer alles perfekt und ausreichend laut). So sprang kein Funke auf das Publikum über und Erobique schien auch ziemlich enttäuscht und spielte die 1h routiniert zu Ende. Wir nahmen dies als Zeichen, um frühzeitig in unser Camp zu gehen und uns auf den nächsten Tag vorzubereiten.

Samstag Tag /Nacht / Sonntag Morgen

Kurz nach dem Aufstehen und auf dem Weg zur Katzenwäsche huschten wir kurz im "Schlafanzug" in den Kalkutta Floor (heißt jetzt neu übrigens Karl Kutter) und fanden eine ausgelassene Stimmung zu Edwards "the ghetto" (erschienen auf dem Label White, betrieben von Oskar Offermann) vor. Toller Track, toller Moment! Aber das nur als kleine Anekdote.

Den eigentlichen Tagesstart hatten wir auf der Seebühne mit der Band Pupkulies & Rebecca. Die Band scheint mittlerweile so beliebt zu sein, dass die Seebühne aus allen Nähten geplatzt ist. Es war leider ein bisschen zu voll und so konnte ich mich nicht so richtig der Musik hingeben und genießen. Andere Augenzeugen berichten von einem großartigen Konzert, wo ich, bei dem was ich kurz und nebenbei gehört habe, auch nicht widersprechen möchte.

Um der Masse zu entfliehen, schlenderten wir zum Ende des Geländes auf die Dubstation. Dort war gerade die Australierin Phia am Werk. Sie spielte mit einem kleinen Holzkasten und einem Loopgerät ein wunderschönes Konzert. Durch Klopfen, Spielen und Neigen des Kastens und zusätzlichem Beatboxens entstanden viele schöne Lieder, die Phia mit ihrer Stimme begleitete. Durch das Loopen der einzelnen Geräusche und Klänge konnte man wunderbar an der Entstehung der Songs teilhaben. Hier gewinnt ihr einen Eindruck der Musik (click).

Danach schlenderten wir wieder an der Turmbühne vorbei wo Catz´N Dog gerade entfesselt aufspielten. Aber das eigentliche Ziel war Jimi Tenor, der finnische Veteran. Ich kannte ihn vorher nicht, was wohl ein ziemliches Defizit war. Bei seinem Set auf der Seebühne stellte sich schnell heraus, dass der Finne ein richtiger Vollblutmusiker ist. Klassische Housemusik mit instrumentaler Unterstützung aus Kuba. Keine Hauruckmusik, auffällig "älteres" Publikum und eine schöne Atmosphäre, wunderbar war das.

Auf der Turmbühne spielte unterdessen Samuel L Session (18-21Uhr) sich und die Leute so richtig warm und in Ekstase. Wir waren kurz essen und konnten nicht aufhören mit dem Kopf zu nicken. Also nix wie rein in die Menge und getanzt, was die Beine hergaben. Für mich war das Techno at it´s best. Super gut. Für mich der Top-Act der Fusion 2013. Die Übergänge zwischen den einzelnen Platten nutzte er so geschickt, um viele Kicks zu setzen und den Spannungsaufbau immer weiter voranzutreiben. Und das alles bei "moderatem" Tempo. Nicht schneller als die klassischen 128bpm von Richie Hawtin und Co. zu den "Minimal"-Hochzeiten. Für mich perfekt, um sich auf der Tanzfläche zu verlieren und richtig loslassen zu können.

Die Turmbühne ließ uns danach einfach nicht los. Aril Brikha (22-23Uhr) spielte direkt nach Samuel L Session ein Liveset. Und der Wahnsinn ging in die nächste Runde. Sein epischer Track "Groove la chord" schwebte immer durch die Luft, ohne wirklich durchgespielt zu werden. Tolles, treibendes Liveset mit vielen melodischen und abwechslungsreichen Momenten (u.a. ein Mix von Kim Wilde - You keep me hangin on). Für mich, von der Technik her vergleichbar mit Marek Hemmanns Herangehensweise á la Mix aus DJ/Liveset. Der Abschlusstrack war Arjuna Schiks Hua Hun - Aril Brikha Remix, der im letzten Sommer in allen Hitlisten zu finden war.

Das nächste Liveset präsentierte uns Kettenkarussell aus Weimar vom Label Giegling auf der Tanzwiese (22-24Uhr), die nebenbei bemerkt einer der optisch herausragenden Bühnen. Auf der Größe so einen schönen Floor zu kreieren, finde ich sehr beindruckend. Große Lampenschirme soweit das Auge reicht, zwei Videoleinwände und eine große Kuckucksuhr.

Sehr toll! Aber zurück zur Musik. Deep, deep, deep und treibend. Und alles im Fluss. Hier war ein anderer Ansatz zu hören als noch bei Aril Brikha. Konstantin und Rafael setzen ihre Tracks Stück für Stück zusammen bzw. veränderten die Struktur der Musik nur in Details. Für mich entstand auf diese Art eine große Tiefe und Emotionalität in der Musik. Dies hat mich sehr beeindruckt. Wer das Label Giegling um Konstantin, Dwig, Dj Dustin, Prince of Denmark, Vril und und und noch nicht kennt, sollte dies umgehend nachholen. All diejenigen, die eine Nachtdigital Karte besitzen, dürfen sich jetzt schon freuen, denn Giegling wird am Samstag und Sonntag die kleine Bühne am See gestalten!

Für uns hieß es nun, einen kurzen Boxenstopp einzulegen, bevor wir uns zum Sonnenaufgang im Kalkutta zu Grizzly (7-10Uhr) aus Berlin zu unserem Abschluss der Fusion (u.a. spielten Acid Pauli & Nu noch von Mo-Abend 17.00Uhr an bis ?? im Bachstelzen-Wald) mit Slow-Motion House, Disco und vielen tollen Stücken, die man im normalen Clubbetrieb nicht hört, verwöhnen zu lassen. Ein wolkenfreier Sonntagmorgen, schöne Musik, entspannte Leute, mehr braucht es nicht. Das macht es natürlich umso schwieriger sich zu verabschieden. Das mussten wir aber tun, denn wir hatten noch gut 800km vor uns. Bye Bye Fusion und bis ganz bald!!

..."

2013 by bullytm, text & pics by rob] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !


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