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15 jahre part electronic lounge #2

forum - bielefeld

10.10.2015

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde

2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.

3. manche fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch mailen wir euch auch gerne die original-größen.]


15 jahre electronic lounge feierte man dieses wochenende nun schon zum zweiten mal im bielefelder forum. teil 1 der jubiläumsausgage vor einigen wochen bediente mit oskar offermann & edward sowie portable eher die house-seite des elektronischen ab-loungens. heute beim zweiten teil kamen die eher technolastigeren töne zum vorschein, allen voran interpretiert von head high aka shed.

gut gelöst eigentlich, denn schließlich steht die electronic lounge seit 15 jahren für viele facetten elektronischer musik und so konnte man zwei der essentiellen grundströme unabhängig voneinander und damit umso mehr in "reinform" zum besten geben.

standen früher für techno insbesondere vertreter aus detroit und der tresor in berlin, hat sich in den letzten gut 10 jahren der ostgut ton sound und - ums an einem bestimmt ort fest zu machen - das berghain in berlin symbolisch für techno herauskristallisiert. die fackel wird also weitergetragen, ohne das "alte erbe" dabei zu vernachlässigen, denn auf die alten herren aus detroit, kann sich auch heute immernoch jeder ohne umschweife einigen.

fackelträger konkret heute abend war shed, der ziemlich eng mit dem berghain-sound sowie dem dazugehörigen label ostgut ton zusammenhängt. unter seinem alias head high veröffentlicht er auf dem power house label (sein drittes album erschien beim vorgänger "50weapons"), welches zur monkeytown-familie gehört (also im weitesten sinne den herren hinter modeselektor).

der beginn von shed´s schaffenszeit geht zurück zu den beginnen der großen elektronischen welle, 1990. blutjung sog shed damals alles auf, was per radiowelle in seine heimat frankfurt/oder getragen wurde. prägend für ihn war dabei vor allem die radiosendung von moni d (aka monika dietl) auf sfb2 namens "sf beat" (oder später "the big beat"). damit stieg shed ein und empfindet ganz persönlich eben diese phase bis 1996 als die hoch-zeit von techno.

klar, war doch der sound damals roh, frei von jeglichen konventionen sowie vor allen dingen einfach neu und im wahrsten sinne des wortes bis dato "unerhört". das noch im zusammenspiel mit der wendezeit, die mit dem technosound ihren ganz persönlichen soundtrack bekam, zumindest für die generation, die um die 1990er jahre herum groß wurde.

interessant ist in der folge auch, dass shed nach eigenen angaben zwischen 1998 bis 2002 keine einzige platte mehr kaufte, zu schablonenartig und abgenutzt erschienen ihm die veröffentlichungen jener zeit.

mit dem projekt head high verfolgt er den ansatz, diese unverfälschte energie der anfangstage in die neuzeit zu tragen. das dazu kürzlich erschienene album "home.house.hardcore" versammelt nun einige der bisher nur auf ep/12" veröffentlichten tracks aus den letzten 5 jahren.

dem gingen übrigens 3 alben unter seinem bekannteren alias shed voran, das letzte 2012 ("the killer"), das erste ("shedding the past") 2010.

dass sein sound, egal ob nun als shed oder head high (die übergänge sind ohnehin fließend...), auch heute abend gut funktionierte, zeigte ein volles forum. auch 25 jahre nach 1990 fasziniert der sound immernoch sehr und steckt auch die heute nachfolgenden generationen immernoch zum tanzen an.

auch schön, dass das publikum bunt gemischt war, sowohl alterstechnisch, der körperlichen möglichkeiten nach, als auch von der herkunft her - und damit meine ich nicht angrenzende landkreise/kommunen, sondern ganz konkret nationalität und hautfarbe.

es wäre zu wünschen, wenn dieser elektronische sound nicht nur der vereinende sound der wendezeit deutschland´s 1989/90, sondern auch der flüchtlingszeit 2015 sein könnte - zumindest für die heranwachsende junge generation, denn auf die wird es ja nunmal ankommen in den nächsten jahren/jahrzehnten.

zumindest heute abend schien diese illusion schon einmal wirklichkeit geworden zu sein.

natürlich gab es vor und nach shed/head high noch viele verdiente electronic lounge künstler, die die serie in den letzten 15 jahren begleiteten und zu dem gemacht haben, was sie heute immernoch ist. marty gotera und neitscho z.b., welche abwechselnd vor shed´s set spielten, später ricardo gasse, der danach die ehre hatte sowie bio beatz, den man des öfteren beim kleinen ableger der electronic lounge (electric smallroom) mittwochs im forum zu gehör bekommen kann.

in diesem sinne sagen wir herzlichen glückwunsch electronic lounge und hoffen auf weitere viele jahre mit einem weiterhin guten und sicheren händchen für guten geschmack in sachen electronica!

keep on´, keeping on!

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