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klanglauf

kassablanca - jena

30.05.2008

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

kurz bevors in die festival saison und damit ins freie geht, gabs im kassablanca noch eine runde klanglauf. wenn der sommer dieses jahr nur annähernd so warm wird wie heute, dann ist die sommerpause dringend notwendig und die festival-saison gesichert.

man merkte auch, dass sich doch einige für rost&bratwurst, anstatt house&techno entschieden. natürlich wars dennoch gut gefüllt, alles andere hätte uns auch schwer enttäuscht, aber es war nicht erforderlich, den oberen rang des kassablancas zu öffnen. außerdem bestand so die möglichkeit mit ganzem körpereinsatz auf bässe&rhythmen zu reagieren, anstatt sich nur limitiert mit dem kopf und schwenkbewegungen im flow der masse zu bewegen.

die vielen vielen vorteile des kassablancas, die wir bereits in anderen reviews gepriesen haben, sind weiterhin gegenwärtig (low price eintritt/preise, solide location, guter sound, bewusster umgang mit politik/umwelt). text-/inhaltlich kann ich dem heute nur noch beifügen, dass das kassa auch in regelmäßigen abständen licht/deko ändert und/oder verbessert. zu unserem letzten besuch haben sich viele neue details gesellt, was euch - als wachem leser/zuschauer - sicher an den bildern auffällt.

das lineup heute abend war - wie so oft - sehr stimmig. neben den 2 aufstrebenden künstlern/djs johannes moses und douglas greed aus unseren breitengraden, gabs sascha funke aus berlin - der dauersympathieträger vom bpitch label.

johannes moses johannes moses

mit johannes moses ging es los. ihm wurde bis ca. 2uhr recht viel zeit eingeräumt. das zeugt von vertrauen in sein tun, spricht aber auch für die philosophie des kassas bzw. speziell klanglaufs, den dingen eben ihre zeit zu geben.

der name johannes moses taucht ja nicht nur hier bei szenemag in letzter zeit des öfteren auf. der junge mann aus dem dixon record store in erfurt ist zur zeit ein vielgefragter dj und das was er tut, scheint immer mehr leuten zu gefallen. es wird daher sicher nicht mehr lange dauern, dass sein name in noch größeren zusammenhängen (geographisch wie semantisch) auftauchen wird.

wenn es also irgendwann einmal ein buch mit dem titel "strategien, ein erfolgreicher dj zu werden" geben sollte (oder gibts das schon?), so wird sich ein kapitel damit befassen müssen, dass es große vorteile hat, in einem plattenladen zu arbeiten.

für den moment genossen wir den schönen und deepen sound von johannes, welcher nach wie vor sichtlich viel spass an seinem tun zu haben scheint.

ab 2uhr übernahm douglas greed. auch sein name taucht derzeit an vielen orten und auf vielen flyern auf, was wir ebenfalls als beweis dessen werten, dass er irgendwas richtig machen muss.

wir hören ihn heute mit seinem liveset ja erstmalig. bzgl. seines sonstigen, breit gefächerten schaffensspektrum, verweisen wir - nur zu gerne - auf unser review vom letzten kassablanca-besuch im märz.

unter seinem alter ego douglas greed hat sich mario bereits mit wenigen auftritten einen ziemlich guten ruf erspielt. zusammenfassend können wir das nun sehr gut nachvollziehen. wobei die meinungen im szenemag-kader etwas auseinander gingen im detail.

ich persönlich fand das liveset sehr gut. von der wirkung her sowieso (die leute sind geradezu ausgerastet), als auch von der machart her. lediglich einwenig stimmiger (also vom aufbau und der abfolge der stücke her...) könnte es vielleicht sein.

der sound ist sehr vielseitig und wird getragen von einer eher dunklen note. allerdings immer ziemlich mitreißend und fordernd. vor dem umgang mit melodien, sprech- sowie auch "richtigem" gesang (nicht sein eigener... mehr so im sinne von fauna flash´s hit-track... wie hieß der noch gleich... carl craig hat den remix dazu gemacht... ach, keine ahnung) scheut sich douglas dabei nicht, was dann auch wieder viel zurückgibt, wenn die rhythmus-pattern streckenweise etwas straighter werden.

bemerkenswert war der sichere umgang den douglas mit der technik an den tag legte. wenn man etwas näher bei ihm stand, bekam man gut mit, dass er viel live improvisierte. gerade die kleinen rhythmus-parts, diese "tiny elements", die das ganze rund machten (bildlich: ein zeigefinger, der "tick-tick-tick" auf einen button trommelt... :), waren definitiv nicht von der festplatte, sondern spontan gespielt und geloopt.

bevor wir jetzt anfangen zu sehr ins detail zu gehen und über prozessoren und synthie-kürzel zu sprechen: ich fands gut und die masse vor ort auch.

douglas hat dann auch 2h lang live gespielt, sodass es gut 4uhr wurde, bis sascha funke mit seinem set begann.

seltsamerweise wurde es innerhalb der nächsten stunde spürbar leerer. anscheinend waren die meisten mit dem sound bis hierher schon so dermaßen zufrieden, dass sie sich nicht vorstellen konnten, sascha funke könne noch einen draufsetzen.

dass es natürlich im leben nicht immer nur ums "noch einen draufsetzen" gehen kann, gilt für die tanzfläche umso mehr. und sascha funke verkörpert diesen geist mehr als manch anderer. er macht eben sein ding und lässt sich nicht beirren. große gesten und konstruierten schein braucht er nicht. er glänzt ganz allein durch sein künstlerisches schaffen, was insich sehr detailreich ist und genauso ohne große gestern zu begeistern vermag. im american-english gibts dafür worte wie "deep" und "real", die das am besten ausdrücken (und mir eine umständliche übersetzung ins deutsche ersparen).

darüber hinaus zeichnet ihn mut aus, eine eigenschaft, die man als dj unbedingt haben sollte. mut, ein eigenes set zu spielen und das auch konsequent durchzuziehen, ohne dabei die tanzfläche zu vergraulen. so führte sascha die leute platte für platte an seinen sound heran und sprengte dann des späteren nochmal die bisherige euphorie-grenze.

es gab viele klassiker zu hören (z.b. aus der plus8 rec. zeit irgendwann in den 90ern), einige house-tracks und dann immer wieder schöne, deepe (da war es wieder) technoplatten.

ein schöner abschluss eines rundum schönen abends also. besten dank an alle beteiligten!

6 in the morning wittenberg rules!

zu dieer aufnahme liegt uns - auch wenn es anders zu sein scheint - das explizite einveständnis des aufgenommenen objekts vor! :)