[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
gegen
die welt, gegen den strich... dachten wir uns und
entschlossen uns diesen samstag nicht voll- und ganz dem
(in der tat) schönen wetter unterzuordnen.
so
landeten wir nach einer kleinen begutachtung (bei
tageslicht) der fußgängerzone dortmunds (die
bei schönem wetter durchaus ihren reiz hat) im
café le
grand,
wo gegen 17uhr hans nieswandt zu gast
war.
das le
grand besteht zum einen aus dem club, den wir vor wenigen
wochen das erste mal aufsuchten (siehe review
2010)
sowie zum anderen aus einem café eine etage
tiefer. mal abgesehen von der lesung, auch so ein sehr
angenehm betriebenes café mit gutem kaffee, tee,
interessanten kuchenkreationen und weiteren
überraschungen.
sicher
ist es euch nicht entgangen, dass der 5.6. heute ein
ausgesprochen warmer sommertag war. nicht gerade die
umstände, bei denen sich der besuch einer lesung
aufdrängt. wir genossen es dennoch sehr, ein wenig
angenehme ruhe und passive aufmerksamkeit vom regen
treiben in der drum herum gelegenen
fußgängerzone serviert zu bekommen.
insbesondere die darbietung einer art
white-bread-balkan-unplugged-straßengruppe in der
besagten fußgängerzone, ließ uns umso
pünktlicher im café le grand
erscheinen.
das
ziemlich umfangreiche lebenswerk, welches
hans
nieswandt
bis dato zusammengetragen hat, haben wir bereits in
vorherigen reviews erwähnt. gleich mehrere auftritte
in unserer "stamm-region" thüringen (siehe
review
2005,
review
2006)
hinterließen gute eindrücke.
darunter
auch eine lesung seines zweiten buches disko
ramallah, in welchem er reale erfahrungsberichte aus
diversen dj-auftritten im nahen osten schilderte und
dabei auch auf die dort unübersehbar
kriegsähnlichen politischen verhältnisse
einging.
heute
stellte er sein im november erscheinendes drittes buch
dj dionysos: geschichten aus der diskowelt vor,
was der veranstaltung heute angesichts des noch recht
lang in der zukunft liegenden
veröffentlichungsdatums, eine gewisse
(zusätzliche) exklusivität verlieh.
ähnlich
witzig, unterhaltsam und zurückhaltend smart wie
bereits 2006 in meiningen, gab uns hans heute ein paar
einblicke in seinen quasi ersten roman. roman deswegen,
weil sein drittes buch zwar erfahrungen aus seinen
eigenen dj-erlebnissen einfließen lässt,
insgesamt jedoch eher eine fiktion bleibt - der titel
läßts vermuten.
dennoch
fanden wir bei fast allen heute gehörten geschichten
aus dem neuen buch problemlos reale verknüpfungen
zum manchmal eben doch paradoxen und seltsamen verhalten
im nachtleben. z.b. beschreibungen von selbstsicheren
digital-djs, die angesichts von laptop- und
programmabstürzen kapitulierend dann doch wieder
beim "schwarzen gold mit rillen" landeten, anleihen beim
"the great electro (rock´n roll) swindle", allzu
theoretisch aufgeladenen gesprächen zu herkunft und
ursprung zeitgenössischer elektronischer musik und
dem leid derer, die diese erzählungen weder
hören wollen, noch verstehen.
man
merkt, hans kommt viel herum in der welt und
läßt uns durchs schreiben an seinen vielen
erlebnissen teilhaben. interessent, wie sich so seine
verschiedenen tätigkeiten als radio-moderator (jeden
mittwoch 24 bis 1uhr auf 1live),
kulturbotschafter für das goethe-institut,
produzent, journalist für musikmagazine und eben dj
angenehm zusammenfügen.
auszüge
daraus könnt ihr übrigens (ich hoffe die
urheberrechte sind "gecleart") auf youtube
anhören:
ums mit
den worten vom king zu sagen, "... a little less
conversation, a bit more action", gings des nachts dann
weiter mit hans nieswandt als dj im club le
grand.
bei
unserem letzten besuch im le grand (siehe
review
2010)
haben wir die wesentlichen hardfacts zum club ja bereits
dokumentiert. neu kam heute noch ein zweiter floor hinzu,
welcher dubstep durch die djs low max und ill_k
featurete. grundsätzlich sind wir da auch mit
vollem herzen dabei, angesichts wenig publikumszuspruch
und dem dj-set von hans nieswandt nebenan, konzentrierten
wir uns jedoch mehr auf das geschehen dort.
dort
spielte zu beginn tim bernhardt und gleich danach
hans nieswandt.
hans
spielte ein ausgewogenes houseset mit altem und neuen
stuff. durch viele viele jahre erfahrung, hat er ein sehr
breites spektrum, was so ziemlich alle facetten von house
abdeckt, von altem discokram bishin zu neuen/aktuellen
platten. an der stelle sei nochmal seine radiosendung
(siehe oben) hervorgehoben, welche das woche für
woche hörbar unter beweis stellt.
und wo
wir beim thema sind: wenn ihr diese mit der dienstags auf
dem österreichischen radiosender fm4 laufenden reihe
high
spirits
von bto spider kombiniert, habt ihr - auch als
nicht-djs - schon einen relativ guten überblick im
veröffentlichungsdickicht in sachen
housemusic.
trotz
vielem profunden wissen zu housemusic und seiner
entstehung...
(was
der protagonist in hans´ neuem buch übrigens
mal eben - natürlich richtigerweise - bis zu den
baumwollfeldern und den von afrika deportierten schwarzen
sklaven zurückverfolgt. ein vergleich, der soweit
geht, dass die seinerzeit vorherrschenden zustände
zusammengeketteter sklaven auf den schiffen der
menschenhändler afrikas, durchaus hier und da
ähnlichkeiten mit dem ein oder anderen
großrave und clubgeschehen haben)
... hat
hans keinerlei probleme, diese theoretischen
pferdestärken auch auf die tanzfläche und in
den club zu bekommen. denn schließlich bleibt
housemusic etwas herrlich un-theoretisches,
schließt heißts an anderer stelle "can you
feel it" und nicht "do you understand it".
das
richtige gefühl für die richtige platte (denn
für ihn bleibt vinyl die erste wahl) hat er uns
bereits bei seinen auftritten in meiningen bewiesen.
daran merkt man auch am besten seinen jahrzehntelangen
erfahrungsschatz im "funky businezz".
etwas
später wurde hans noch abgelöst von cassique
und dennis herzing, welche dann eher
flotteren techno-schrittes unterwegs waren.
in
dieser disziplin wollte des späteren auch hans noch
ein paar sounds beisteuern, was jedoch nach wenigen
platten jäh von der sperrstunde unterbrochen
wurde.
nach
ähnlich rigorosen erfahrungen letzte woche in
nürnberg (siehe review
rakete),
scheint uns dieses thema zu verfolgen. aber immerhin,
hier im le grand konnte wenigstens ein wenig mid-volume
unterhaltung durch die boxen weiterlaufen, das licht
gedimmt bleiben und keiner musste den club verlassen.
bis
6uhr musste man sich so die zeit vertreiben, um dann in
den genuss der afterhour zu kommen, für welche
gerade das le grand über dies hinaus noch sehr
berühmt und berüchtigt ist. hätten wir
gerne auch noch mitgemacht, denn schließlich waren
noch ein paar dj-namen angekündigt, allen voran
sven weisemann.
diesen
breiten- und tiefensport des afterhour´ens wollten
wir uns heute jedoch nicht hingeben, dafür waren die
wetteraussichten weiterhin zu gut.
was
bleibt also unterm strich?
ein
schöner nachmittag/abend zum beispiel mit angenehmer
musik und viel bewegung - soweit die habenseite.
auf der
sollseite fehlten (auch heute) einwenig die besucher,
anscheinend hatte das sonnige wetter für die meisten
doch mehr anziehungskraft als "the night, the heat, the
sweat" eines clubs... was man im grunde ja auch niemanden
verdenken kann ;) dennoch schade, denn amüsiert
haben wir uns dennoch prächtig.
thanx
hans!