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3 jahre le grand

le grand - dortmund

05.06.2010

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

gegen die welt, gegen den strich... dachten wir uns und entschlossen uns diesen samstag nicht voll- und ganz dem (in der tat) schönen wetter unterzuordnen.

so landeten wir nach einer kleinen begutachtung (bei tageslicht) der fußgängerzone dortmunds (die bei schönem wetter durchaus ihren reiz hat) im café le grand, wo gegen 17uhr hans nieswandt zu gast war.

das le grand besteht zum einen aus dem club, den wir vor wenigen wochen das erste mal aufsuchten (siehe review 2010) sowie zum anderen aus einem café eine etage tiefer. mal abgesehen von der lesung, auch so ein sehr angenehm betriebenes café mit gutem kaffee, tee, interessanten kuchenkreationen und weiteren überraschungen.

sicher ist es euch nicht entgangen, dass der 5.6. heute ein ausgesprochen warmer sommertag war. nicht gerade die umstände, bei denen sich der besuch einer lesung aufdrängt. wir genossen es dennoch sehr, ein wenig angenehme ruhe und passive aufmerksamkeit vom regen treiben in der drum herum gelegenen fußgängerzone serviert zu bekommen. insbesondere die darbietung einer art white-bread-balkan-unplugged-straßengruppe in der besagten fußgängerzone, ließ uns umso pünktlicher im café le grand erscheinen.

das ziemlich umfangreiche lebenswerk, welches hans nieswandt bis dato zusammengetragen hat, haben wir bereits in vorherigen reviews erwähnt. gleich mehrere auftritte in unserer "stamm-region" thüringen (siehe review 2005, review 2006) hinterließen gute eindrücke.

darunter auch eine lesung seines zweiten buches disko ramallah, in welchem er reale erfahrungsberichte aus diversen dj-auftritten im nahen osten schilderte und dabei auch auf die dort unübersehbar kriegsähnlichen politischen verhältnisse einging.

heute stellte er sein im november erscheinendes drittes buch dj dionysos: geschichten aus der diskowelt vor, was der veranstaltung heute angesichts des noch recht lang in der zukunft liegenden veröffentlichungsdatums, eine gewisse (zusätzliche) exklusivität verlieh.

ähnlich witzig, unterhaltsam und zurückhaltend smart wie bereits 2006 in meiningen, gab uns hans heute ein paar einblicke in seinen quasi ersten roman. roman deswegen, weil sein drittes buch zwar erfahrungen aus seinen eigenen dj-erlebnissen einfließen lässt, insgesamt jedoch eher eine fiktion bleibt - der titel läßts vermuten.

dennoch fanden wir bei fast allen heute gehörten geschichten aus dem neuen buch problemlos reale verknüpfungen zum manchmal eben doch paradoxen und seltsamen verhalten im nachtleben. z.b. beschreibungen von selbstsicheren digital-djs, die angesichts von laptop- und programmabstürzen kapitulierend dann doch wieder beim "schwarzen gold mit rillen" landeten, anleihen beim "the great electro (rock´n roll) swindle", allzu theoretisch aufgeladenen gesprächen zu herkunft und ursprung zeitgenössischer elektronischer musik und dem leid derer, die diese erzählungen weder hören wollen, noch verstehen.

man merkt, hans kommt viel herum in der welt und läßt uns durchs schreiben an seinen vielen erlebnissen teilhaben. interessent, wie sich so seine verschiedenen tätigkeiten als radio-moderator (jeden mittwoch 24 bis 1uhr auf 1live), kulturbotschafter für das goethe-institut, produzent, journalist für musikmagazine und eben dj angenehm zusammenfügen.

auszüge daraus könnt ihr übrigens (ich hoffe die urheberrechte sind "gecleart") auf youtube anhören:

ums mit den worten vom king zu sagen, "... a little less conversation, a bit more action", gings des nachts dann weiter mit hans nieswandt als dj im club le grand.

bei unserem letzten besuch im le grand (siehe review 2010) haben wir die wesentlichen hardfacts zum club ja bereits dokumentiert. neu kam heute noch ein zweiter floor hinzu, welcher dubstep durch die djs low max und ill_k featurete. grundsätzlich sind wir da auch mit vollem herzen dabei, angesichts wenig publikumszuspruch und dem dj-set von hans nieswandt nebenan, konzentrierten wir uns jedoch mehr auf das geschehen dort.

dort spielte zu beginn tim bernhardt und gleich danach hans nieswandt.

hans spielte ein ausgewogenes houseset mit altem und neuen stuff. durch viele viele jahre erfahrung, hat er ein sehr breites spektrum, was so ziemlich alle facetten von house abdeckt, von altem discokram bishin zu neuen/aktuellen platten. an der stelle sei nochmal seine radiosendung (siehe oben) hervorgehoben, welche das woche für woche hörbar unter beweis stellt.

und wo wir beim thema sind: wenn ihr diese mit der dienstags auf dem österreichischen radiosender fm4 laufenden reihe high spirits von bto spider kombiniert, habt ihr - auch als nicht-djs - schon einen relativ guten überblick im veröffentlichungsdickicht in sachen housemusic.

trotz vielem profunden wissen zu housemusic und seiner entstehung...

(was der protagonist in hans´ neuem buch übrigens mal eben - natürlich richtigerweise - bis zu den baumwollfeldern und den von afrika deportierten schwarzen sklaven zurückverfolgt. ein vergleich, der soweit geht, dass die seinerzeit vorherrschenden zustände zusammengeketteter sklaven auf den schiffen der menschenhändler afrikas, durchaus hier und da ähnlichkeiten mit dem ein oder anderen großrave und clubgeschehen haben)

... hat hans keinerlei probleme, diese theoretischen pferdestärken auch auf die tanzfläche und in den club zu bekommen. denn schließlich bleibt housemusic etwas herrlich un-theoretisches, schließt heißts an anderer stelle "can you feel it" und nicht "do you understand it".

das richtige gefühl für die richtige platte (denn für ihn bleibt vinyl die erste wahl) hat er uns bereits bei seinen auftritten in meiningen bewiesen. daran merkt man auch am besten seinen jahrzehntelangen erfahrungsschatz im "funky businezz".

etwas später wurde hans noch abgelöst von cassique und dennis herzing, welche dann eher flotteren techno-schrittes unterwegs waren.

in dieser disziplin wollte des späteren auch hans noch ein paar sounds beisteuern, was jedoch nach wenigen platten jäh von der sperrstunde unterbrochen wurde.

nach ähnlich rigorosen erfahrungen letzte woche in nürnberg (siehe review rakete), scheint uns dieses thema zu verfolgen. aber immerhin, hier im le grand konnte wenigstens ein wenig mid-volume unterhaltung durch die boxen weiterlaufen, das licht gedimmt bleiben und keiner musste den club verlassen.

bis 6uhr musste man sich so die zeit vertreiben, um dann in den genuss der afterhour zu kommen, für welche gerade das le grand über dies hinaus noch sehr berühmt und berüchtigt ist. hätten wir gerne auch noch mitgemacht, denn schließlich waren noch ein paar dj-namen angekündigt, allen voran sven weisemann.

diesen breiten- und tiefensport des afterhour´ens wollten wir uns heute jedoch nicht hingeben, dafür waren die wetteraussichten weiterhin zu gut.

was bleibt also unterm strich?

ein schöner nachmittag/abend zum beispiel mit angenehmer musik und viel bewegung - soweit die habenseite.

auf der sollseite fehlten (auch heute) einwenig die besucher, anscheinend hatte das sonnige wetter für die meisten doch mehr anziehungskraft als "the night, the heat, the sweat" eines clubs... was man im grunde ja auch niemanden verdenken kann ;) dennoch schade, denn amüsiert haben wir uns dennoch prächtig.

thanx hans!

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