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forum - bielefeld

07.01.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

wir beginnen das neue jahr gedanklich in berlin und physisch in bielefeld. berghain-resident ben klock war zu gast bei der electronic lounge hier im forum. und als wenn er den zeitgeist der "nie enden wollenden party" auf vinyl gepresst mit im plattenkoffer hat, bekam er das forum scheinbar spielend leicht zum siedepunkt.

ganz dunkel und vage kann ich mich daran erinnern, dass das erste wochenende nach neujahr einmal als party-off-zone bekannt war. davon war heute abend keine spur, was hoffentlich kein schlechtes zeichen für die vorangegangenen neujahrs-/weihnachtspartys ist, welche hier im umkreis stattfanden.

die einmal monatlich stattfindende electronic lounge (kurz: el) habe ich ja schon vor einer ganzen weile ins herz geschlossen, was in erster linie am sehr guten booking des herrn hinter der el liegt. das dabei des öfteren auch wohlvertraute namen aus (meiner) heimat dabei sind (oliver goldt, daniel stefanik, wighnomy brothers...), machte das natürlich umso einfacher. aber auch abseits von diesen zufälligen regionalen gemeinsamkeiten, legt die el viel wert auf qualität und scheut dabei auch das ein oder andere experiment nicht.

ganz den allgemeinen entwicklungen folgend, spielt dabei der kreativ-magnet berlin natürlich auch eine rolle. so kamen in den vergangenen monaten/jahren bookings mit tama sumo (ebenfalls berghain-resident), pete (dito...), mike dehnert (siehe unser eigenes review dazu) und zuletzt sven weisemann (auch mein letzter besuch hier - review) zu stande.

und als würde mir eben besagter o.g. verantwortlicher booking-herr aus der seele sprechen, wird ansonsten auf die vielfalt (überwiegend) deutscher elektroniker gesetzt, welche auch und gerade außerhalb von berlin in jeglicher schattierung vielfältig vorhanden ist, sei es nun in hamburg (smallville night...), rhein/main-gebiet (vera, miss fitz, robert dietz...), köln (hans nieswandt, klaus fiehe), weilheim (hometrainer)... ihr seht, die bookings sind allesamt treffer. kompliment an den verantwortlichen hinter dem forum, welcher soviel freiraum für die electronic lounge zur verfügung stellt.

heute abend also haben wir ben klock zu gast. seit ca. 2004 resident des berliner berghain und den älteren duracel-hasen unter euch (wozu ich mich selbst offen und ehrlich dazu zähle) ggf. auch durch sein vorheriges alter ego ben e. clock bekannt, dessen kreatives schaffen dann bis ins jahr 1998 zurückreicht.

tja, was soll ich euch jetzt noch übers berghain erzählen, was ihr nicht ohnehin schon an anderer stelle gelesen habt. natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, an dieser stelle an unsere eigenen erfahrungen in berlin allgemein sowie dem berghain im speziellen hinzuweisen (siehe archive - suchbegriff strg+f "berlin"), welche sich bis ins jahr 1999 erstrecken.

wobei mir auffällt, dass wir speziell in 2010 kein einziges mal in berlin waren, was natürlich nichts damit zutun hat, dass es sich nicht mal wieder gelohnt hätte, sondern eher damit, dass sich weder zeit noch gelegenheit dazu fand. in der beziehung steht die region hier um/in bielefeld unseren thüringer gefielden in kilometern nur wenig nach - sind nämlich auch um die 400km. ggf. nährt sich dadurch auch meine/unsere gefühlte große sympathie zu der gegend hier.

denn den paradoxesten nachteil, den berlin (in den letzten jahren mehr denn je) weiterhin hat, ist sein unerschöpfliches und nie enden wollendes angebot. alles und jeder spielt in berlin und die meisten davon haben mittlerweile mindestens einen zeitwohnsitz dort.

das ganze geht zwar nicht soweit, dass eine party mit ricardo villalobos oder richie hawtin (um 2 der populärsten wahl-berliner zu nennen) dort völlig beliebig ist, aber zumindest eingefleischten und jahre lang dort lebenden ringt so ein lineup erstmal nur ein müdes lächeln ab.

dass dieser (nennen wirs jetzt mal so) hype dennoch nicht endet, liegt zum einen daran, dass man aus den erfahrungen (und auch fehlern) der vorherigen veranstalter-generationen (berlin loveparade, camel air-rave...) gelernt hat und zum anderen an unserem geliebt/gehassten global village, angetrieben durch internet, billig-flügen sowie allgemein steigendem wohlstand (zumindest scheinbar derer, die sich für diese musik interessieren).

doch zurück zum ausgangspunkt... eine woche nach neujahr, spielt ben klock 399km von seinem berliner resident-club berghain entfernt.

das war grund genug, damit sich das bielefelder forum wirklich ausgesprochen gut füllte. hat man früher bei djs auf flyern gerne in klammern "tresor - berlin" dazugeschrieben (ganz egal, was der künstler damit zutun hatte. im schlechtesten falle hatte er dort einmal mit dem auto davor geparkt), entwickelt sich "berghain" und "panorama bar" mittlerweile zu einem ähnlichen trademark.

ben klock´s künstlerisches trademark (siehe auch soundcloud) wurde jüngst durch eine mix-cd auf ostgut ton geprägt. darüber hinaus durch seine aktuelle ep compression session. ebenfalls auf ostgut ton, dem label hinter dem berghain, welches namentlich auf den vorgänger club "ostgut" in berlin zurückging. albentechnisch kann ben aktuell one vorweisen, welches (anders als der titel vermuten ließe) nicht sein erstes ist, aber doch seit längerem (gut 10 jahre) das erste, was er in diesem format herausbrachte.

daneben sei nach das klock-eigene label "klockworks" zu erwähnen sowie die remix-tätigkeiten für unterschiedlichste künstler wie kerri chandler, martyn oder auch depeche mode, was bei aller konsequenz in seinem sound auch auf eine angenehme künsterlische offenheit schließen läßt.

große anteile des sounds von ben klock, als auch des berghains allgemein, sind stark technolastig. im positiven sinne, denn was man abseits aller diskussionen, mythen, übertreibungen, untertreibungen, verallgemeinerungen zum berghain sagen kann, ja sagen muss, ist, dass es seinen eigenen sound von techno geprägt hat. ich würde sogar sagen, wiederbelebt hat. denn berlin stand (da sind wir wieder beim alten tresor) schon immer für einen klaren und gefühlt sicher nicht gerade sanften technosound, welcher seinerzeit noch stark aus den amerikanischen einflüssen - allen voran detroit - herrührte. mittlerweile (wir reden immerhin von 20 jahren) ist diese saat aufgegangen und die diversen künstler auf (vor allen dingen) ostgut ton beweisen, dass sie ihre ganz eigene sound-ästhetik herangewachsen ließen.

eine wesentliche komponente dieser erstarkung früherer technotugenden hat mit der soundanlage des berghain zutun, welche bei eröffnung 2004 (gefühlt) eine noch nie derartig dagewesene klarheit und brillianz besaß. das hallte nach und beeinflusst bis heute die budgets von veranstaltern in deutschland und europa für deren ton-equipment - gut so!

all dies fand sich auch heute im set von ben klock wider. eine diskussion über frequenzen sowie soundsysteme werde ich als nicht-toningenieur jetzt bewusst vermeiden und verweise daher subjektiv darauf, für mich ein wenig des berghain-vibes gespürt zu haben...

... trotz fehlender darkrooms und zwielichtiger sex-praktiken, ohne strenge türpolitik und keiner aufgeklebten bärte (siehe review sommer 2009 - berghain garden).

[anm.d.red.: wer sich dem ganzen gossip um diese themen tiefer annehmen möchte, dem seien als quellen bild.de, evangelisch.de (kein witz), die new york times, der blog von airen sowie die allgemeine suche im world wide web empfohlen!]

[anm.d.red.: und wer sich trotz strengem foto-verbot, ein bild verschaffen möchte, der kann dies mittlerweile ebenfalls auf flickr.com oder google bilder ebenfalls tun]

eine weitere positive eigenschaft der electonic lounge reihe sollten wir aber zwingend noch erwähnen (neben 5 euro eintritt und äußerst günstigen getränkepreisen), die konzentration aufs wesentliche. (meist) ein gast dj und ein support aus dem umkreis machen das programm aus und haben die geballte künstlerische freiheit über die bielefelder freitagnacht!

heute übrigens vor ben klock der bielefelder ricardo gaße, welcher das treffsichere warmup übernahm.

abschließend also ein guter auftakt und vorgeschmack fürs junge jahr... in diesem sinne - ein gutes 2011!

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