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orange clubbing

hangar no. 5 - hannover

19.03.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 

heute abend (nach der dj-lesung in bielefeld) ließ sich nach längerer zeit wieder ein besuch in hannover (von insidern liebevoll "hangover" genannt) realisieren. durch diverseste gute dates, empfahl sich das ja schon längst mal wieder. gerade aktuell konzentriert man in hannover scheinbar alle booking-kräfte und versammelt die nächsten monate stattliche lineups, die im grunde pro monat mindestens ein dickes rotes kreuz im kalender zulassen würden.

das ging im februar los mit daniel stefanik, dem krause duo sowie oliver koletzki und ballt sich in den nächsten 2 monaten mit matthias tanzmann, ekkohaus, karotte, heartthrob, magda und (trommelwirbel) technasia. des weiteren steht für hannover im august noch der seit jahren fixe termin mit sven väth, so eine art love family park niedersachens also...

mal befreit von jeglichen zeit- & geld-fesseln, wäre für uns ganz persönlich dennoch das heutige date die erste wahl in dieser aufzählung - tiefschwarz & sascha dive!

die veranstalter von pro event haben bei unseren vergangenen besuchen schon so einige locations aufgetan. erster besuch unsererseits war seinerzeit in einem (ehemaligen?) schwulenclub namens (men´s) factory, in welchem damals die noch nicht getrennten wighnomy brothers (siehe review 2008) einen großartigen abend bespielten. 2009 gastierten wir in der steintor event hall bei ricardo villalobos (siehe review 2009) und beim dritten raum (review).

2010 tat man als location den bismarck bahnhof auf, welchen man kürzlichst wiederum gegen den hangar no. 5 tauschte. das zeigt, dass hannover zum einen zwar mehrere möglichkeiten für veranstaltungen dieser größe bietet, zum anderen aber auch, dass es nicht so einfach zu sein scheint, sich als veranstalter dort dauerhaft zu etablieren.

von den grundgegebenheiten her, gefiel uns die o.g. factory bisher am besten, weil sie den größten "club-faktor" bot und noch dazu eine "alteingefeierte" geschichte mit sich brachte (das berghain läßt grüßen...).

der hangar heute hat nichts mit einem flughafen zutun, sondern scheint eher eine mehrzweck-location für veranstaltungen jeglicher art, von konzerten bishin zu hochzeiten, zu sein. platz ist also reichlich vorhanden und angesichts des o.g. lineups, war/ist die wahrscheinlichkeit auch sehr groß, dass dieser gebraucht wird.

an ihre belastungsgrenzen wurde die location heute jedoch leider nicht geführt. wie immer in solchen situationen, hat das jedoch den vorteil, dass man nicht um seinen platz auf der tanzfläche kämpfen muss und sich somit relativ frei entfalten kann. "freiheit" bleibt also auch indirekt in diesem review thema (siehe vorhergehendes review von hans nieswandt).

etwas in der zeit verpokert, war sascha dive um 1uhr bei meiner ankunft schon voll dabei. ich hatte eher darauf spekuliert, dass er erst gegen 2uhr anfängt, was jedoch bei näherem nachdenken in der kombination mit tiefschwarz keinen sinn gemacht hätte. schließlich sind beide, sascha dive wie tiefschwarz gleichermaßen, für ihre ausschweifenden deepen und eher längeren sets bekannt.

sascha dive ist seit geraumer zeit bei cocoon untergekommen und dort ziemlich schnell zum "nächsten großen ding" aufgestiegen. seinen namen ließt man daher europa- und zunehmend auch weltweit auf den flyern. ihr kennt diese biographie-einleitungen ja, die im prinzip immer davon sprechen, dass jemand (ich zitiere...) der "... most promising new producers and companies..." act "...at the moment..." ist.

aber in der tat ist das schaffen von sascha sehr vielversprechend und seine populariät entsprechend zunehmend im wachsen. galt er noch vor 2-3 jahren als geheimtipp, füllt sein name heute auch als headliner die ein- oder andere tanzfläche. beim rave on snow ähnlichen großevent nächste woche in österreich, wird er z.b. auch an der seite von sven väth, tobi neumann und peter kruder stehen.

obwohl noch relativ jung, hat seine tätigkeit als produzent und remixer schon einen ziemlich großen katalog an veröffentlichungen gefüllt. sei es auf seinem eigenen label deep vibes productions, drumpoet, stir15, raum...musik, oslo records oder sonstwo. gut, muss auch, denn das ist die art und weise, wie man (nicht erst seit gestern) als dj und produzent ins gespräch kommt. dennoch spricht die anzahl für einen enorm hohen kreativen output, wie man so schön sagt...

für seinen sound spricht dabei immer eine gewisse deepness, die er zwischen den diversen ausprägungen von house (v.a. amerikanischer gattung) und techno sucht.

die (=deepness) stellte er auch heute unter beweis und auch wenn wir nach ankunft quasi mittendrin im geschehen waren, gabs keinerlei schwierigkeiten in seinen sound reinzukommen. ganz im gegenteil!

wie bei so vielen, die "...at the moment..." "...most promising..." sind, wünschen und hoffen wir, dass sascha nachhaltig deep bleibt und ihm persönlich, aber vor allen dingen seiner musik die große business-maschinerie (als solches kann, ja muss man das cocoon-imperium bezeichnen, mit dem gebotenen respekt, versteht sich!) nicht schadet.

bevor es (etwas vor lineup plan) weiter mit tiefschwarz ging, gestatteten wir uns noch einen kurzen 30minütigen ausflug auf den zweiten floor, der von uschi rakete präsentiert wurde.

und auch wenn der zweite floor angesichts des lineups "drüben" keinen leichten stand hatte, muss ich sagen, hat das ordentlich gut gerockt hier. dass der zweite floor selbst sehr reduziert gestaltet war (quadratisch, mit schwarzen stoff abgehangen, wenig lichteffekte), erwies sich dabei eher als großer vorteil und unterstützte die gute stimmung noch zusätzlich.

doch zurück zum geschehen im großen raum und wo wir grad dabei sind, dort war man in sachen licht etwas größer angelegt. d.h. laser/beamer, diverse farbenspiele, strobo und eine nebelmaschine wurden ausgiebig genutzt.

wenns nach mir ginge, könnte man auf den einsatz von nebelmaschinen ganz verzichten, lieber dafür etwas darker, als regelmäßig mit dem strobo in eine nebelwolke reinzuflashen. zumal (da spricht der fotograf) der nebel natürlich auch für die bilder gift ist...

apropos dark, tiefschwarz waren nun dran.

tiefschwarz sind die brüder ali sowie basti schwarz und wie bei so vielen duos hat das den vorteil, dass man sich auf mehrere dates verteilen kann. am beispiel der gebrüder schwarz bedeutete das heute, dass basti hier in hannover und ali derzeit eine tour durch amerika bestreitet. dazu kommt im kürze noch ein offizieller dritter, welcher zwar nicht offiziell und staatlich anerkannt adoptiert wird, aber dennoch kreativ in kürze das duo zum trio machen wird. santé heißt der dritte im bunde, welcher die beiden ohnehin in den letzten jahren in verschiedener art/weise bereits musikalisch unterstützte. dann kann man also theoretisch 3 verschiedene kontinente gleichzeitig bespielen.

tiefschwarz stammen bekanntlich aus stuttgart, wo sie in den 90ern selbst veranstaltungen/clubs betrieben. durch diese nähe zur musik, ging man schnell selbst dazu über musik zu kreieren. der beginn einer über jeden zweifel erhabenen karriere, welche ungebremst bis heute läuft. mittlerweile sind sie in berlin beheimatet, was man auch an den kollaborationen jüngeren datums ablesen kann (siehe weiter unten beim aktuellen album).

auf ihrem eigenen label souvenir music kann man sich diesbezüglich ein gutes bild machen, welche definition von guter musik tiefschwarz genau dabei vertreten. ihre alben stehen für eine blaupause von deepem house aus deutschland, wie kaum jemand anders und damit sind sie (vor allen dingen in großbritannien) weltweit anerkannt.

dabei schaffen sie einen gekonnten spagat zwischen under- und overground, zwischen deepness und pop-appeal. das wird insbesondere deutlich, wenn man sich ihre lange und beeindruckende liste an absolvierten remix-aufträgen anschaut. diese beginnt in 1996 mit ultra naté (zumindest nach der recherche auf souvenir music), geht über die masters at work, whirlpool productions (passend zu hans nieswandt vorhin...), cassius, chicks on speed, isolée, hell, kelis, alter ego, phonique bishin zu missy elliott, depeche mode und madonna sowie mousse t.

letzteren erwähnen wir passenderweise insbesondere wg. seiner heimat hannover (wer genau hinschaut, entdeckt ihn auch auf den bildern heute abend!).

2010 hat tiefschwarz das album "chocolate" veröffentlicht, welches bei der o.g. vielfalt anknüpft und neben vielen eigenen produktionen auch wieder diverse fruchtbare kollaborationen beinhaltet, z.b. mit cassy, seth troxler und dave aju. auch stil-technisch ist das album eine wiese der vielfalt, die neben den deepen auch ruhige tracks á la "what you want" featured.

das set heute schloss an die sets und compilations an, die es darüber hinaus natürlich ausserdem noch zahlreich gibt. allen voran die 2006er fabric29 mix-cd oder die viel beachtete mischmasch doppelcd (welche mix-cd & remixe gleichermaßen featurete).

d.h. es gab einen druckvollen sound, der sich auch nicht scheute, einmal etwas emotion auszupacken, aber dennoch nicht zu verschwenderisch damit umging. am besten ihr verschafft euch davon selbst ein (ton)bild, denn auf der soundcloud-site ist das set vorherige woche bei ihrem watergate-auftritt online. wobei ich euch etwas warnen muss, darin (und auch heute abend blieb das leider nicht aus) enthalten ist auch ein edit/remix von britney spears "toxic"... wie also gesagt, ein spagat zwischen deep und pop.

... und unter einem seit 20jahren nicht mehr so hellem mond, gondelten wir friedlich und frei zurück. schöne freiheit!

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