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nachtdigital 12

bungalowdorf - olganitz

31.07.2009

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]


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people

impressions from the past. taken from the szenemag archive... *click*


nach sehr guten erfahrungen in den vergangenen jahren, insbesondere im letzten, kam ich sehr gerne auch dieses jahr zum nachtdigital festival. wo anderen ortes jahr für jahr neue rekorde aufgestellt werden und der easy jet set reuelos ausgelebt wird, bildet nachtdigital einen angenehmen gegenpol... i know a place, no planes go... no subs go... no cars go (ok, die schon...).

seit ein paar jahren hat sich das nachtdigital vom geheimtipp zum absoluten muss für jeden ernsthaften electronic-lover entwickelt. oder geht das nur mir so? denn besucher können es zahlenmäßig definitiv nicht mehr geworden sein. hintergrund ist die goldene zahl 3000, welche nicht nur meine telefonnummer auf arbeit, der nachname von andré von outkast und das (so denke ich zumindest) grandios pleite gegangene modelabel aus berlin ist, nein, es ist auch die seit jahren limitierte anzahl von karten bei nachtdigital.

diese limitierung hat man konsequent eingehalten. was umso schwerer wiegt, als das man mittlerweile gut und gerne dreimal soviel leute ziehen könnte. dies macht nachtdigital nicht nur sympathisch, es setzt vor allen dingen ein deutliches zeichen gegen jeglichen ausverkauf und macht klar, dass die macher es hier wirklich ernst meinen.

was die macher aus diesen 3000 (schnell) verkauften karten rauszuholen im stande sind, haben sie auch dieses jahr wieder eindrucksvoll unter beweis gestellt. ein insich abgestimmtes und wohl dosiertes lineup rund um das aktuelle geschehen in electronic dance music, mit vielen anleihen aus der vergangenheit, aber auch ausblicken in die kurz- bis mittelfristige zukunft.

dieses beständige konzept, welches man gegen alle widerstände verteidigt hat (denn das mit den 3000 karten hat nicht jedes jahr finanziell so souverän funktioniert...), sah auch dieses jahr wieder 2 bühnen vor. einen zelt-floor und einen openair. neu war lediglich der 3,0 & friends floor, welcher letztes jahr noch einen kleinen chillout vorsah.

trotz aller überschaubarkeit hab ich es dennoch fertig gebracht, ein paar acts zu verpassen. macht aber nichts, denn das letzte was man hier braucht und will, ist ein routinierter sowie durch und durch termin-organisierter pressefuzzi. mensch, hab ich ein glück ;)

dem allgemeinen verkehr auf deutschlands autobahnen sowie einer nicht vorhersehbaren totalsperrung ist somit geschuldet, dass ich dj ata nicht und von thomas zimmermann nur wenig hören/sehen konnte. aber das trug dem gedanken der limitierung ja auch irgendwo rechnung. von der illusion alles mitkriegen zu wollen verabschiedete ich mich an diesem frühen punkt des wochenendes schon einmal gänzlich. ein konzept meinerseits, was in barcelona auch schon bestens funktionierte... die kunst des weglassens.

gut, musikalischer aufschlag somit für mich todd terje. ein mann aus mjøndalen/norwegen, welcher schon an diesem frühen punkt des festivals ein paar akzente in richtung housemusic setzte und zwar insbesondere in die discoide ära davon, welche bis vor einigen jahren als unspielbar galt. natürlich präsentiert er sie in einer unaufdringlichen art und weise, dass man nur wenig an die ein oder andere abgedroschene geste dieses 70er-jahre-genres denkt. dazu kommt, dass die skandinavier allesamt ein ganz anderes verständnis von musik (der populären insbesondere...) haben, als sonstwo.

wie oben schon erwähnt, ist das lineup gut aufeinander abgestimmt. so folgte hier im zelt black rose, der liveact von jesse rose und henrik schwarz (welcher letztes jahr ja schon hier spielte). man blieb also im housebereich, wich jedoch etwas zur seite aus, raus aus den discos, rein in die warehouses und underground-clubs. versehen mit soul einflüssen, die wohl maßgeblich von henrik schwarz beigesteuert wurden, denn dessen steckenpferd ist genau dieser schöne alte soul, funk & philly sound, der zitiert im gewand heutiger housemusic mehr sinn macht denn je.

auffällig war auch, dass viele alte housetracks nun wieder zum vorschein kommen und dadurch eine aufmerksamkeit erhalten, die auf grund anderer vorzeichen/vorlieben so noch nie da gewesen ist. gut, dass kommt jetzt nicht unerwartet und zeichnete sich natürlich schon länger ab, aber so deutlich wie heute und das gesamte wochenende hier in olganitz war mir das bis dato nicht bewusst.

durch die konzentration auf black rose, ging kelpe auf dem 1st stage unter und tim exile konnte nur bruchstückhaft wahrgenommen werden.

tim exile

klar wurde jedoch, dass der 1st stage für einen anderen sound stand als das zelt, was auch gut so war. volle wahrnehmung galt im anschluss moderat, die kongeniale verschmelzung von apparat und modeselektor.

modeselektor haben wir letztes jahr in berlin gesehen/gehört (siehe review2008), damals als vorband von radiohead. apparat solo fanden wir (ebenfalls in berlin) live am beeindruckendsten 2003 (siehe review2002). zusammen ergeben die 3 bpitchcontroller die quasi supergroup modeselektor. mit einem sound, der wie gemacht scheint für große soundsysteme und ein offen-für-alles publikum. der sound ist stylistisch schwer einzuordnen, bietet aber ein unglaubliches emotionales potential und vereint viele auf einen nenner. ich kann mir gut vorstellen, dass sie damit alle möglichen bühnen dieser welt sehr gut unter kontrolle haben werden, denn dieser sound paßt im grund so ziemlich in jedes lineup, was halbwegs ernsthaft zusammengestellt wurde.

zusätzlich wurde das ganze noch fett unterstrichen von den ausgezeichneten visuals.

vor moderat gab es auf grund umbauphase noch kurz gelegenheit, den 3,0 floor und dessen friends zu begutachten. keine so leichte übung, denn der floor hatte die ungefähre größe einer (und schon simmer wieder in den 70´s) eher kleinen knutschgrotte und ist auch auch in etwa so gestaltet/beleuchtet (also dunkel, rot, holzvertäfelungen, naturstein, niedrige decke...) gewesen.

wer jedoch platzängsten und hohen temperaturen zum trotz seinen weg in die "grotte" fand, wurde mindestens mal von guter musik belohnt (das mit dem knutschen ergab sich bestimmt aber auch hier und da...). neben den 3,0 leuten aus leipzig spielten u.a. gast-/freund-musiker aus dem benachbarten tschechien. heute z.b. click joe & diome aka djs can´t dance.

kettel auf der hauptbühne ging dann wieder sträflichst unter, das set von ewan pearson und im anschluss prins thomas allerdings nicht.

ewan pearson

beide schafften es mit ihrem sound, ohne reibungsverluste bzw. anpassungsschwierigkeiten, vom moderat liveset wieder zurück zu finden in den eher aufs rhythmische tanzen ausgelegten und darauf auch weitestgehend konzentrierten groove. ein toller satz, wie ich finde... der euch im grunde zu sagen versucht, dass es jetzt wieder house zu hören gab.

die von prins thomas losgetretene cosmic disco welle, welche er zusammen mit lindstrom ja gerade erneut auf longplayer-format auslebt, war heute nur in nuancen hörbar.

neben moderat bildeten die beiden damit das freitags-highligt für mich.

grundsätzlich befanden wir uns natürlich schon einigermaßen weit im samstag, welchen die wighnomy brothers bis ca. 11uhr mittags noch beschallen sollten. letztes jahr hatten sie ja die nachmittagsschicht.

dennoch war meine aufmerksamkeitsschwelle zu diesem zeitpunkt eine unüberwindbare hürde und motivatoren jenseits von koffein, alkohol schieden aus. da blieb also nur noch eines: schlaf... und etwas limitierung auf das wesentliche am eigenen leib bzw. der eigenen seele, ist sicher auch nicht das verkehrteste.

the long way home...

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