die sms
wird zum teenager. 10-jähriges jubiläum feiert
man beginnend mit diesem freitag. damit kann sich die sms
mit sicherheit als beständigstes festival für
elektronische musik in deutschland bezeichnen. noch 5
jahre mehr und wir sprechen vom rahmen europa.
schön
wäre es natürlich gewesen, diese 10 jahre
rückblickend bei szenemag dokumentiert zu wissen,
aber nunja, die ersten 4 haben wir verpasst. was entweder
daran liegen könnte, dass die digitalfotografie zu
dem zeitpunkt noch nicht derart fortgeschritten war oder
aber wir sie schlicht und ergreifend verpasst
haben:
dann
wollen wir doch mal sehen, was die sonnemondsterne nach 9
jahren noch zu bieten hat...
da
hätten wir erstmal sehr durchwachsenes wetter. wie
bereits das wochenende zuvor in olganitz (beim
nachtdigital
festival)
hat es die ganze woche geregnet und somit ist auch das
festival-gelände relativ "weich". das ultimative
matsch-chaos blieb am freitag jedoch
glücklicherweise aus. einmal, weil es prompt gegen
nachmittag aufgehört hat zu regnen und zum anderen,
weil sich die sms-veranstalter zu helfen wussten, damit
umzugehen.
das
obligatorische camping-platz-bild erspare ich euch und
mir dieses jahr. er war auf jedenfall schon ziemlich
voll, als wir freitag nachmittag ankamen. wenngleich man
im laufe der nacht schon das gefühl hatte, dass das
gelände und die zelte noch etwas mehr an leuten
hätte vertragen können. entweder weil es sich
doch einige angesichts des wetters anders überlegt
haben oder weil viele ihre priorität eher auf
samstag legten.
irgendwie
müssen die zig-hundert acts verteilt werden und
sicherlich spielen da - nach 10 jahren erfahrung - auch
strategische gründe eine rolle, wann/wie/wer auf den
zeitplan gesetzt wird.
rein
gefühl her würde ich jetzt jedoch auch
behaupten, dass es der samstag insgesamt noch etwas mehr
insich hatte vom lineup her. aber gut, dat bleibt
natürlich geschmackssache.
wenns
die jahre zuvor immer schonmal recht frisch in der nacht
wurde, wars das dieses mal bereits um 22uhr.
jackenpflicht, es sei denn man hat sein
körpereigenes thermostat künstlich
ausgeschaltet, was aber - davon können wir glaube
ich ausgehen - dauerhaft eher ungesund ist.
die
ersten eindrücke holten wir uns kurz nach zehn bei
the knife. ein geschwisterpärchen aus dem
norden europas, welche mit einem titel namens "silent
shout" sprunghaft in der bekanntheitsskala gestiegen
sind. dabei machen sie das schon länger, also
musik.
wie ihr
auf dem bild mit den rot/blauen lichtern erkennen
könnt, erkennt man nichts. das ist durchaus so
gewollt. ihr müsst euch das so vorstellen, dass the
knife hinter einem (frauenfeinstrumpfhosenähnlichen)
vorhang auftraten. somit konnte man grad so was erkennen
(ja, da steht denke ich wer...) auf der
bühne.
ungeachtet
dessen war die musik jedoch erstklassig, so wie man es
von ihrem album soundtechnisch gewohnt ist. eine art
melancholischer electro-myst-sound, silent shout ist
dabei noch der hit-igste track dieser art, ansonsten
gings schon noch etwas darker zu.
während
wir uns etwas umsahen auf dem gelände, um uns die
zeit bis zu den audiobullys zu vertreiben, konnte
man auf anderen bühnen übrigens auch
cristian vogel, mathias kaden, marek
hemmann, toni rios, suzi wong und noch
einige andere hören. die früh-darbietung von
paula (schon acht uhr) fiel dem improvisierten
abendmal/grill-fest zum opfer. den danach folgenden
westbam wollte keiner von uns sehen (klingt hart,
ist aber so. ich kann schon verstehen, warum er in der
groove kürzlich in der rubrik "künstler, die
wir nicht mehr verstehen" zu finden war).
für
uns kamen die audiobullys als nächstes auf
der hauptbühne zum tragen. zum ersten mal in
deutschland mit ihrem bigbeat-sound und den
dazugehörigen cockney-raps vom frontmann.
vom
sound her genau richtig für die temperatur, denn
stillstehen konnte man nicht. der sprechgesang der
audiobullys erinnert einen tick an mike skinner´s
the streets, nur eben schneller und etwas
vielschichtiger. nicht schlecht! kann schon verstehen,
warum sie in england eine riesen-nummer sind.
apropo
england und riesen-nummer, basement jaxx sollten
auf der hauptbühne übernehmen. ebenfalls aus
großbritannien und ebenfalls mittlerweile eine
riesen-nummer, nicht nur drüben, sondern in ganz
europa. wie sonst wäre es zu erklären, dass man
zusammen mit robbie williams aktuell durch deutschland
und europa tourt.
die
mindestens 10-köpfige band macht dem live-gedanken
alle ehre und rockte die bühne auf jedem
quadrat-meter. sowohl seitens der
powerfrauen-sängerinnen vom kaliber einer chaka-khan
oder angie stone, als auch vom rest der crew.
was den
eben genannten live-gedanken angeht war es hier auf der
hauptbühne dann aber erstmal vorbei, denn ab 2uhr
war diese in fester dj-hand, was sich - bei der meinung
bleibe ich - auf einer großen bühne nicht so
sonderlich gut macht.
es ist
einfach langweilig einen dj wie paul van dyk,
richie hawtin, später ellen allien
oder d.hoerste (ganz zum schluss) aus einem
45° winkel heraus nur ansatzweise hinter dem
großen ufo-dj-pult zu erkennen. zudem stellt das
den dj symbolisch auf eine so hohe stufe, derer er meines
erachtens nach nicht gerecht wird, denn schließlich
gehört der dj und die partypeople untrennbar
zusammen und sollten daher auf einer ebene miteinander
kommunizieren.
oh, ich
verliere mich etwas. zurück zum geschehen. wo wir
grad bei hauptbühne sind, handeln wir das thema doch
gleich noch schnell ab - denn wir zumindest trieben uns
nicht nur wetterbedingt dann doch eher in den zelten
rum.
paul van dyk - einziger trance-vertreter der alten
schule an diesem wochenende. in england mega-berühmt
mit genau diesem sound, den man bei uns eigentlich nur
noch selten zu hören bekommt. aber der guten alten
zeit wegen irgendwie auch mal schön.
richie
hawtin - seit seinem label-neubeginn mit m_nus der
mann der ersten stunde und - obwohl ja fast seit anbeginn
elektronischer musik mit dabei - populärer denn
je.
für
ellen allien und d.hoerste ab 6uhr hat es
dann zeitlich nicht mehr gereicht.
wobei
ich mich gerade bei einer fehlaussage erwische, denn ab
6uhr sollte es doch nochmal live zugehen auf der
hauptbühne. ellen allien hat nämlich
zusammen mit ihrem albumpartner apparat eben
dieses ca. eine stunde lang vorgetragen. das wir das
verpasst haben, bereue ich schon sehr, denn apparat ist
wirklich sehens-/hörenswert!
dann
wenden wir uns den weiteren - unserer meinung nach -
highlights in den zelten zu. diese waren - wie gesagt es
war schei**e kalt - sehr beliebt, wobei man gerade hier
merkte, dass da noch etwas puffer war,
besucherzahlenmäßig.
irgendwann
gegen null uhr z.b. mit dominik eulberg
& gabriel ananda live im
mainzirkus.
gerade
dominik eulberg hat ja seit seinem album-debut vor ca. 2
jahren einen geradzu kometenhaften aufstieg in sachen
bekanntheit hingelegt. bis dato ist nicht zu erkennen,
dass dieser sich umkehrt.
für
den rest des reviews gehen wir heute mal nicht
chronologisch, sondern geographisch vor.
denn
weil wir grad beim mainzirkus sind, nehmen wir den gleich
komplett durch. hier sollte nach dominik eulberg noch dj
tiga spielen, welcher dann von den rave-schweinen
(wobei das wort rave jetzt für bedingungsloses
"feiern" und einen "zügigen" schritt im bass steht,
nicht negativ auffassen, das wort "schwein" schon
garnicht...) von technasia, der gute alte (hey, es
ist ja tatsächlich freitag aaaabend) chris
liebing, alexander kowalski (live), der mann
des guten geschmacks dj hell, berlin-force
lexy und abschließend dann gunjah
auftreten.
zwischendrin
quasi das thüringen-zelt von freude am tanzen, mit
den eigengewächsen oliver goldt, kaden
& hemmann (erstgenannter dj, zweitgenannter
live), bruder-im-geiste koze, globe-trottern und
botschaftern des thüringer kultur-erbes wighnomy
brothers sowie das krause duo.
keine
fotos - kein besuch? ja, so deutet ihr das richtig. womit
wir - wie immer - die leistung der einzeln genannten
natürlich nicht streitig machen wollen - das steht
uns bei leibe nicht zu.
gekommen
um james holden zu hören, bekamen wir noch
ein paar tracks von tobi neumann im cocoon-zelt
mit. wobei james holden nicht zur cocoon familie
gehört. sein neuartiger sound geht über die
derzeitigen cocoon-koordinaten weit hinaus.
und das
kam gut an. vor fast genau einen monat haben wir im
rahmen der melt-berichterstattung
bereits auf border community (das label von holden)
hingewiesen. vertreten in gräfenhainichen war nathan
fake, der bei holden´s label unter vertrag ist und
dessen sound in eine ähnliche richtung
geht.
die
neuartigkeit des holden´schen sounds besteht darin,
dass eine gewisse rückbesinnung zu trance im kommen
ist - natürlich nur ganz dezent und nicht vehement
im vordergrund. eher im detail. und das macht sich sehr
gut in dem insgesamt schönen set! dazu kommt - kam
heute nicht so extrem zum tragen, aber dennoch -, dass
holden gerne auch mal querbeet auflegt. da kann es
schonmal sein, dass eine 70´s platte aus seinem set
herausblitzt.
im
anschluss an holden d.diggler.
und
irgendwann zu später stunde (begonnen hats
übrigens mit dem mückenschwarm-herrn oliver
koletzki) bereitete ricardo villalobos dem
cocoon-zelt-lineup ein würdiges ende - sicherlich
nicht vor mittag...
okay,
so langsam wird der bericht etwas zu lange, dabei kommt
das beste ja noch. das innervison/soulcialism-
oder auch muna-zelt, weil die gestaltung kam definitiv
aus bad klosterlausnitz. mit dplay &
ramin, aber vor allem dj dixon, henrik
schwarz (live) und amé (heute die
andere hälfte davon, siehe barcelona
review).
so
populär wie minimal-techno gerade ist, könnten
das diese herren bzgl. "minimal-house" (wenn mans so
nennen mag) ebenfalls in die wege leiten. auf dem besten
wegen dahin ist man ja bereits (seit jahren). in diesem
zelt haben wir auch die meiste zeit am freitag abend
verbracht.
okay
okay, so langsam reichts dann aber wirklich. deshalb sei
noch der vollständigkeit halber auf das coke dj
culture zelt, das breaks´n ´drums
zelt sowie der brandenburg allstars stage genannt,
welche das programm insgesamt abrundeten.
beim
coke-zelt gabs amerikanisches - z.b. von afrika
bambataa, aber auch carl craig.
im breaks´n´drums zelt gings sicherlich heftig
zur sache bei u.a. ex-prodigy leeroy
thornhill.
und auf dem brandenburg allstars zelt gabs ein sehr
durchwachsenes programm, was mit anja schneider,
pan-pot hochwertiges und zeitweilig mit anderen
künstlern sehr brachiales zum vorschein
brachte.
alle
drei zelte vereinten aber auch ihre ganz eigenen
zuhörer-schichten auf sich und das nicht zu
knapp.
jap,
soweit der freitag. bis morgen dann...