auch
wenn ich mich in den letzten wochen in der hiesigen
partylandschaft rar gemacht habe, lasse ich mir die
sommer-highlights nicht entgehen. allen voran das
melt-festival, aber auch in kürze sonnemondsterne.
beides ja fast schon pflicht-termine.
fürs
melt das zehnte mal, speziell für szenemag immerhin
das siebte (ok, eigentlich sechstes... weil 2003 nur das
ausfall-date in der muna im archiv ist), erfreut es sich
nach wie vor hoher beliebtheit. im grunde sogar
größerer beliebtheit denn je, da man
rückblickend offiziell 16.000 besucher vor ort
waren.
eine
gute gelegenheit also, was für die google-statistik
zu tun und pluspunkte durch links zu sammeln -
biddeschön:
freitag
- melt! 2006
- samstag
|
freitag
- melt! 2005
- samstag
|
melt!
2004
|
melt! 2003 @ muna
|
melt!
2002
|
melt! 2001
|
im
zehnten und erfolgreichsten jahr blieb man seiner
philosophie selbstverständlich treu und vereinte
alle möglichen sub- und semi-subkulturen auf 6-8
bühnen.
wie
gewohnt war alles dabei, was sich in irgendeiner art und
weise in jüngster vergangenheit positiv bemerkbar
gemacht hat. dieser umstand macht das festival so gut wie
für jeden attraktiv, der nicht gerade im
täglichen heavy-rotation-tümpel
fischt.
das
ganze paart sich - auch im zehnten jahr - mit der
einmaligen location, die jedes jahr schöner und
effektvoller in szene gesetzt wird. ich könnte das
review im grunde ausschließlich mit bagger-bildern
füllen und hätte nicht das gefühl, dass
dabei etwas zu kurz kommt...
nachdem
ich jedoch nicht erwarte, dass jeder von euch ein
passionierter fotograf ist, auch ein paar eindrücke
von den auftritten der djs/bands.
seit
2004 (2003 setzte das melt einmal aus und tourte "nur"
durch die clubs) ist ja das intro magazin im boot und
hinterläßt deutliche spuren. was kein
nachteil, sondern klarer vorteil ist. so nah dran am
indie/rock/anti-blingbling-hiphop/pop-strudel ist ja
sonst kaum jemand. und "umsonst" ist intro-magazin nach
wie vor auch, was die glaubwürdigkeit umso mehr
erhöht .
nebenbei
verknüpft man das ganze noch mit einem hochwertigen
und ebenfalls geschmackssicheren elektronik-lineup (siehe
die drei bilder hier) und schon ist das rundeste
festival-packet mit dem besten (m.e.)
preis/leistungs-verhältnis
geschnürt.
und
nachdem ich jetzt alle coolen bilder von der location
aufgebraucht habe, kommen wir zum eigentlichen inhalt
eines musik-festivals, zumindest in subjektiven
auszügen und spontan eingeholten o-tönen
diverser kanäle:
dank
superstau persönlich erstmal olli schulz
(& der hund marie), i´m from barcelona,
jamie t., markus kavka und tobias
thomas verpasst.
so
richtig aus dem auto heraus- und in das festival
hineingestiegen bin ich erst mit apparat &
band. band deswegen, weil er mit seinem just
erschienenen album neue strukturen erschließt. eben
song-mäßiger, mit gesang/strophe und so, eben
das, was eine band nunmal ausmacht. er selbst
läßt verlauten, dass die neuen tracks schon
des längeren auf seiner festplatte im sleeparchive
verweilten. er somit also auch schon zu zeiten des
vorgänger albums nicht in das schema des
laptop-artisten paßte!
völlig
willkürlich ließen wir danach kettcar,
the notwist u.a. links - respektive auch rechts -
liegen und genossen tanzmusik by alex smoke sowie
justine electra (auf dem redbull
floor).
und ob
ein floor nun flügel, der andere magengeschwüre
und ein dritter unklare krebssorten aufgrund elektrosmog
verleiht, muss man den sponsoren redbull (... music
academy radio floor), coca-cola (... soundwave tent) und
nokia (mainstage) dennoch hoch anrechnen, dass ihr geld
hier vor ort soviel gutes bewirkte. wirklich wichtig ist
ja eh nur, wer oder was auf der bühne steht. denn
mal ehrlich, wer zieht schon nach einem solchen besuch
los und kauft sich ein handy? wodka-redbull oder
cuba-libre vielleicht schon eher... aber solange keiner
auf die idee kommt, auftritte mittendrin für eine
werbepause zu unterbrechen, ists tolerierbar.
im zelt
der braunen imperialisten-brause also waren erstmal die
puppetmastaz, die es wie kaum ein anderer an
diesem abend verstanden, die sponsoren-gelder zugunsten
blanker euphorie zu verbraten.
für
diejenigen, die die puppetmastaz nicht kennen: es stehen
tatsächlich vordergründig muppets-ähnliche
puppen auf der bühne! diese geben aber eine extrem
mitreißende und authentische vorstellung aller
gängigen hiphop-klischees ab. und ausnahmsweise
kamen auch die "mastaz" hinter den puppen für einen
track auf die bühne. by the way wurde das festival
von den mastaz genutzt, um inhalte für deren noch
kommende dvd aufzuzeichnen.
von mir
definitiv als erstes highlight erlebt. genau wie die
gleich darauffolgende lady sovereign aus
großbritannien.
ein
knapp 1,50 großes energiebündel mit
schlimmerem benehmen als mike skinner, aber mindestens
derselben kreativität wie der the
streets-macher.
das
benehmen ist rüde und die texte direkt. offen sagt
sie, weder singen noch tanzen zu können. soviel
ehrlichkeit und offenheit ist begrüßenswert.
ihr können liegt darüber hinaus in ihrem
ideenreichtum. einfache ideen, klar, aber eben in einer
kombination, dass es schon wieder fast genial ist.
zweites großes highlight heute abend! auch gemessen
an der publikumsreaktion.
neben
lady sovereign wurde die aktuell wieder ziemlich
heiße britische dancemusik-szene übrigens noch
von dizzee rascal und goldie mit mc
lowqui repräsentiert. fehlte eigentlich nur noch
ein quintchen mehr dubstep, dann wär der
musikalische sub-commonwealth vollständig
gewesen.
tanzmusik
aus den anderen teilen der welt lieferten auch abe
duque (detroit-style), maurice fulton (back to
disco, new york), troy pierce (m_nus global
konsens music). frenetisch angenommen vom electro-affinen
publikum.
n´bißchen
vorbei ging an mir an diesem abend das band-programm auf
den diversen stages, z.b. motorpsycho,
ladytron, the thermals, alex ampire
& the hellish vortex.
den
auftritt von autechre zu verpassen, wäre
jedoch geradezu verleumdung der elektronischen musik als
solche gewesen. sie waren ganz dick & breit
angemarkert im timetable.
wer
letztes jahr wegen aphex twin kam, der war auch dieses
jahr wg. autechre da. im gegensatz zu richard d. james
kamen diese jedoch deutlich weniger freakig und einfach
bodenständiger daher.
zwar
nahmen auch sie sich weitestgehend aus der
performer-rolle auf der bühne raus (daher nur 2 und
noch dazu relativ wenig aussagende fotos), aber dennoch
gab es eine volle stunde lang autechre-sound. sogar weit
weniger experimentell, als es ihre letzten beiden alben
hätten erahnen lassen. ihre reise ging irgendwo mit
einem revolutionären ambient-sound los, erschloss
sich dann - quasi im alleingang - ein neues genre an
elektronischer musik und ging dann später immer mehr
in einen vertrackten, digitalen ingenieursound über,
der in bereiche vordrang, die noch nie ein ohr zuvor
gehört hat.
da ein
aktuelles album fehlt, sei an der stelle dennoch
JEDES album von autechre empfohlen.
krasser
break (passend zum autechre sound) danach mit
dendemann auf dem mainfloor. nachdem sich auch mir
der german-aggro-gangster-hop noch nicht wirklich
erschlossen hat, war es sehr angenehm zu sehen, dass
dende einem ausgesprochen grossen und begeistertem
publikum entgegen rhymed´te. m.e. ein weiteres
highligt.
schon
waren/sind wir im timetable bei ca. 3uhr. eine kritische
zeit für ein gemischtes band/dj-festival, dass schon
ab 18uhr mit big names aufwartet. entsprechend beliebt
waren ab da - weiterhin - die elektronisch beschallten
und gott weiss wie chemisch gedopeten floors. wie z.b.
tiefschwarz, magda oder auch der italiener
marco passarani (mit einem sich deutlich
abhebendem römisch/italienischen sound). das soll
die leistung der künstler natürlich nicht
abwerten. ich/wir schwören ja nun auch seit
mindestens einer dekade auf genau diesen sound. dennoch
paßt das - übrigens nicht aus dj-kreisen
stammende - zitat "take drugs to make music to take drugs
to " hier ganz gut!
aber
solange es noch ein paar leute gibt, die sich auch ohne
katalysator in tabletten/pulver-form dafür
begeistern können, besteht keine kollektive gefahr
für das genre.
einige
der weiteren topscorer in diesem bereich folgten noch:
richie hawtin, koze und die wighnomy
brothers.
soweit,
sogut. zusammengefasst hab ich viel verpasst, aber auch
viel gesehen/gehört. was noch folgen sollte,
wäre der samstag. den jedoch konnte ich für
meinen teil nicht mehr wahrnehmen. aber eine
speicherkarte von nico ist bereits auf dem weg und sollte
bis spätestens ende der woche auch in den samstag
einblicke ermöglichen.
immerhin
standen da u.a. deichkind (seit der darbietung
letztes jahr zum ultimativen pflicht-gig geworden),
goose (wie man hört mit deren - eigens
betiteltem - besten auftritt ihres band-daseins),
kelis, jan delay, michael mayer,
unkle und eben viele viele mehr auf dem
programm.
was
mich angeht kann ich aber schonmal ein kleines
zwischenfeedback abgeben: ich bin froh, dass die
philosophie vom melt-festival und das konsequente daran
festhalten nach vielen jahren auch in besucherzahlen den
angemessenen erfolg beschert bekam, den es verdient!
passend zum zehnjährigen jubiläum, herzlichen
glückwunsch!!!