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melt! 10

ferropolis - gräfenhainichen

13.07.2007

auch wenn ich mich in den letzten wochen in der hiesigen partylandschaft rar gemacht habe, lasse ich mir die sommer-highlights nicht entgehen. allen voran das melt-festival, aber auch in kürze sonnemondsterne. beides ja fast schon pflicht-termine.

fürs melt das zehnte mal, speziell für szenemag immerhin das siebte (ok, eigentlich sechstes... weil 2003 nur das ausfall-date in der muna im archiv ist), erfreut es sich nach wie vor hoher beliebtheit. im grunde sogar größerer beliebtheit denn je, da man rückblickend offiziell 16.000 besucher vor ort waren.

eine gute gelegenheit also, was für die google-statistik zu tun und pluspunkte durch links zu sammeln - biddeschön:

melt! 2006 - freitag melt! 2006 - samstag
freitag - melt! 2006 - samstag
melt! 2006 - freitag melt! 2005 - samstag
freitag - melt! 2005 - samstag
melt! 2002
melt! 2004

melt! 2003 @ muna
melt! 2002
melt! 2002
Medusa Square @ Samstag Nacht
melt! 2001

im zehnten und erfolgreichsten jahr blieb man seiner philosophie selbstverständlich treu und vereinte alle möglichen sub- und semi-subkulturen auf 6-8 bühnen.

wie gewohnt war alles dabei, was sich in irgendeiner art und weise in jüngster vergangenheit positiv bemerkbar gemacht hat. dieser umstand macht das festival so gut wie für jeden attraktiv, der nicht gerade im täglichen heavy-rotation-tümpel fischt.

das ganze paart sich - auch im zehnten jahr - mit der einmaligen location, die jedes jahr schöner und effektvoller in szene gesetzt wird. ich könnte das review im grunde ausschließlich mit bagger-bildern füllen und hätte nicht das gefühl, dass dabei etwas zu kurz kommt...

nachdem ich jedoch nicht erwarte, dass jeder von euch ein passionierter fotograf ist, auch ein paar eindrücke von den auftritten der djs/bands.

seit 2004 (2003 setzte das melt einmal aus und tourte "nur" durch die clubs) ist ja das intro magazin im boot und hinterläßt deutliche spuren. was kein nachteil, sondern klarer vorteil ist. so nah dran am indie/rock/anti-blingbling-hiphop/pop-strudel ist ja sonst kaum jemand. und "umsonst" ist intro-magazin nach wie vor auch, was die glaubwürdigkeit umso mehr erhöht .

nebenbei verknüpft man das ganze noch mit einem hochwertigen und ebenfalls geschmackssicheren elektronik-lineup (siehe die drei bilder hier) und schon ist das rundeste festival-packet mit dem besten (m.e.) preis/leistungs-verhältnis geschnürt.

und nachdem ich jetzt alle coolen bilder von der location aufgebraucht habe, kommen wir zum eigentlichen inhalt eines musik-festivals, zumindest in subjektiven auszügen und spontan eingeholten o-tönen diverser kanäle:

dank superstau persönlich erstmal olli schulz (& der hund marie), i´m from barcelona, jamie t., markus kavka und tobias thomas verpasst.

apparat & band apparat & band

so richtig aus dem auto heraus- und in das festival hineingestiegen bin ich erst mit apparat & band. band deswegen, weil er mit seinem just erschienenen album neue strukturen erschließt. eben song-mäßiger, mit gesang/strophe und so, eben das, was eine band nunmal ausmacht. er selbst läßt verlauten, dass die neuen tracks schon des längeren auf seiner festplatte im sleeparchive verweilten. er somit also auch schon zu zeiten des vorgänger albums nicht in das schema des laptop-artisten paßte!

alex smoke ... music acadamy floor

alex smoke

völlig willkürlich ließen wir danach kettcar, the notwist u.a. links - respektive auch rechts - liegen und genossen tanzmusik by alex smoke sowie justine electra (auf dem redbull floor).

puppetmastaz puppetmastaz

und ob ein floor nun flügel, der andere magengeschwüre und ein dritter unklare krebssorten aufgrund elektrosmog verleiht, muss man den sponsoren redbull (... music academy radio floor), coca-cola (... soundwave tent) und nokia (mainstage) dennoch hoch anrechnen, dass ihr geld hier vor ort soviel gutes bewirkte. wirklich wichtig ist ja eh nur, wer oder was auf der bühne steht. denn mal ehrlich, wer zieht schon nach einem solchen besuch los und kauft sich ein handy? wodka-redbull oder cuba-libre vielleicht schon eher... aber solange keiner auf die idee kommt, auftritte mittendrin für eine werbepause zu unterbrechen, ists tolerierbar.

im zelt der braunen imperialisten-brause also waren erstmal die puppetmastaz, die es wie kaum ein anderer an diesem abend verstanden, die sponsoren-gelder zugunsten blanker euphorie zu verbraten.

puppetmastaz puppetmastaz

puppetmastaz puppetmastaz

für diejenigen, die die puppetmastaz nicht kennen: es stehen tatsächlich vordergründig muppets-ähnliche puppen auf der bühne! diese geben aber eine extrem mitreißende und authentische vorstellung aller gängigen hiphop-klischees ab. und ausnahmsweise kamen auch die "mastaz" hinter den puppen für einen track auf die bühne. by the way wurde das festival von den mastaz genutzt, um inhalte für deren noch kommende dvd aufzuzeichnen.

von mir definitiv als erstes highlight erlebt. genau wie die gleich darauffolgende lady sovereign aus großbritannien.

lady sovereign lady sovereign

ein knapp 1,50 großes energiebündel mit schlimmerem benehmen als mike skinner, aber mindestens derselben kreativität wie der the streets-macher.

lady sovereign

das benehmen ist rüde und die texte direkt. offen sagt sie, weder singen noch tanzen zu können. soviel ehrlichkeit und offenheit ist begrüßenswert. ihr können liegt darüber hinaus in ihrem ideenreichtum. einfache ideen, klar, aber eben in einer kombination, dass es schon wieder fast genial ist. zweites großes highlight heute abend! auch gemessen an der publikumsreaktion.

neben lady sovereign wurde die aktuell wieder ziemlich heiße britische dancemusik-szene übrigens noch von dizzee rascal und goldie mit mc lowqui repräsentiert. fehlte eigentlich nur noch ein quintchen mehr dubstep, dann wär der musikalische sub-commonwealth vollständig gewesen.

abe duque maurice fulton

troy pierce troy pierce

tanzmusik aus den anderen teilen der welt lieferten auch abe duque (detroit-style), maurice fulton (back to disco, new york), troy pierce (m_nus global konsens music). frenetisch angenommen vom electro-affinen publikum.

n´bißchen vorbei ging an mir an diesem abend das band-programm auf den diversen stages, z.b. motorpsycho, ladytron, the thermals, alex ampire & the hellish vortex.

den auftritt von autechre zu verpassen, wäre jedoch geradezu verleumdung der elektronischen musik als solche gewesen. sie waren ganz dick & breit angemarkert im timetable.

autechre autechre

wer letztes jahr wegen aphex twin kam, der war auch dieses jahr wg. autechre da. im gegensatz zu richard d. james kamen diese jedoch deutlich weniger freakig und einfach bodenständiger daher.

zwar nahmen auch sie sich weitestgehend aus der performer-rolle auf der bühne raus (daher nur 2 und noch dazu relativ wenig aussagende fotos), aber dennoch gab es eine volle stunde lang autechre-sound. sogar weit weniger experimentell, als es ihre letzten beiden alben hätten erahnen lassen. ihre reise ging irgendwo mit einem revolutionären ambient-sound los, erschloss sich dann - quasi im alleingang - ein neues genre an elektronischer musik und ging dann später immer mehr in einen vertrackten, digitalen ingenieursound über, der in bereiche vordrang, die noch nie ein ohr zuvor gehört hat.

da ein aktuelles album fehlt, sei an der stelle dennoch JEDES album von autechre empfohlen.

dendemann

krasser break (passend zum autechre sound) danach mit dendemann auf dem mainfloor. nachdem sich auch mir der german-aggro-gangster-hop noch nicht wirklich erschlossen hat, war es sehr angenehm zu sehen, dass dende einem ausgesprochen grossen und begeistertem publikum entgegen rhymed´te. m.e. ein weiteres highligt.

schon waren/sind wir im timetable bei ca. 3uhr. eine kritische zeit für ein gemischtes band/dj-festival, dass schon ab 18uhr mit big names aufwartet. entsprechend beliebt waren ab da - weiterhin - die elektronisch beschallten und gott weiss wie chemisch gedopeten floors. wie z.b. tiefschwarz, magda oder auch der italiener marco passarani (mit einem sich deutlich abhebendem römisch/italienischen sound). das soll die leistung der künstler natürlich nicht abwerten. ich/wir schwören ja nun auch seit mindestens einer dekade auf genau diesen sound. dennoch paßt das - übrigens nicht aus dj-kreisen stammende - zitat "take drugs to make music to take drugs to " hier ganz gut!

tiefschwarz magda

marco passarani

aber solange es noch ein paar leute gibt, die sich auch ohne katalysator in tabletten/pulver-form dafür begeistern können, besteht keine kollektive gefahr für das genre.

einige der weiteren topscorer in diesem bereich folgten noch: richie hawtin, koze und die wighnomy brothers.

soweit, sogut. zusammengefasst hab ich viel verpasst, aber auch viel gesehen/gehört. was noch folgen sollte, wäre der samstag. den jedoch konnte ich für meinen teil nicht mehr wahrnehmen. aber eine speicherkarte von nico ist bereits auf dem weg und sollte bis spätestens ende der woche auch in den samstag einblicke ermöglichen.

immerhin standen da u.a. deichkind (seit der darbietung letztes jahr zum ultimativen pflicht-gig geworden), goose (wie man hört mit deren - eigens betiteltem - besten auftritt ihres band-daseins), kelis, jan delay, michael mayer, unkle und eben viele viele mehr auf dem programm.

was mich angeht kann ich aber schonmal ein kleines zwischenfeedback abgeben: ich bin froh, dass die philosophie vom melt-festival und das konsequente daran festhalten nach vielen jahren auch in besucherzahlen den angemessenen erfolg beschert bekam, den es verdient! passend zum zehnjährigen jubiläum, herzlichen glückwunsch!!!

 

[c2007 by bullyTM; can i help you?] 

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