[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
impressions,
picked from our archive
2003
waren wir zufällig das erste mal in olganitz... eine
wahnsinnsfahrt mit vielen schlaglöchern, baustellen,
kuhgestank, staub... 2011 ist nachtdigital so etwas wie
die "heilige liga" (um uns bei einer afterhour
partyreihe in nürnberg zu bedienen) in ganz
deutschland bzw. fast schon europa. es mutet fast schon
elitär an, eine der weiterhin eisern auf 3.000
stück limitierten karten zu bekommen.
christian
h., übernehmen sie:
"...
"Familiär",
"Intim", "Persönlich",
"Gemeinschaftsgefühl"
Vorab:
Nie und nimmer Worthülsen (und ganz besonders
niemals in Bezug auf nun zu rapportierendes Festival),
aber trotzdem im Laufe der Zeit bis hin zum heutigem Tage
- wo in unserer Welt doch so ziemlich alles mit
Superlativen geschmückt werden möchte - ein an
Bedeutung und Glaubhaftigkeit verlorengegangener
Sprachgebrauch (vor allem was die Promotion von Events in
unserer Szene anbelangt). So entscheide ich mich nun,
alle oben genannten Begrifflichkeiten nur ein einziges
mal auf diesen Seiten verwendet haben zu
wollen.
Sich
und seine Machenschaften beweihreuchern ist immer
möglich (was von den meisten an Individuen, Gruppen,
Veranstaltern auch gemacht wird). Das Schreiben
und Nachreden ist eine Sache, das Empfinden eine andere.
Ab einem gewissen Punkt muss nichts mehr gesagt werden,
es ist alles klar. Es geht nicht mehr um das Posieren,
Profilieren, Wetteifern, Titten, Techno & Trompeten.
Es geht um nichts weniger als
(jetzt fällts
mir ein: hät ich dieses Wort doch auch nach ganz
oben in die erste Reihe verlegt
):
L E
B E N.
Um
nichts mehr als DAS. Den Augenblick genießen,
Dazugehören, Teil des Ganzen sein, zur richtigen
Zeit am richtigen Platz. Innehalten und den Moment der
Bestätigung durch alle Sehnen und Adern rinnen
lassen, die richtige Musik, die richtigen Menschen, die
richtige Lebenshaltung und Leidenschaft erlangt zu haben.
Alle Empfindungen und Sinne jener Auserwählten sind
auf einen Nenner gebracht. 3000 Köpfe können
nicht irren.
Oben
angesprochenen "Punkt" hat das "Nachtdigital" längst
hinter sich gelassen. Man kann geradezu von einer
"Monopol-Stellung" reden, vorausgesetzt man verortet
diese in die entsprechenden Gesellschaftsgruppe. Damit
möchte ich mal pauschal all jene inbegriffen
verstehen, die - salopp gesagt - in erster Linie aus
Liebe zur Musik losziehen, weniger aus Gründen von
sinnlosen Alkoholexzessen, Frauen, Geld
das sonst
übliche eben.
Aber
hier ist nichts üblich. Für knappe 3 Tage (viel
zu kurz
) wird eine Parallelwelt für und von
einer erlesenen Zahl an "Jüngern" kreiert, die es
möglich macht, den stressvollen Alltag und
persönlichen Sorgen schnell den Tanzpass geben zu
können. Mehr noch: Eine Welt namens "Nachtdigital",
die in sich abgeschlossen ist, in welcher nichts mehr
hinzugefügt werden muss, welche nahe perfekt zu sein
scheint für die freie und unbekümmerte
Geistesentfaltung jedes Einzelnen. Man ist sich zu jeder
Zeit im Klaren: Mein "Ich" besinge ich im genau passenden
Umfeld.
Wo
auf den meisten anderen Events das "Ich"
wortwörtlich "besungen wird" - also
Anerkennungsdrang, Selbstverliebheit, Konkurrenzdenken -
das kollegiale "Miteinander" und den Grundgedanken einer
"Feier" stört - besinn(g)t man sich bei dem
Nachtdigital ganz (auf) sich selbst. Eben: der Zustand
des vollkommenen Glücklichseins ist längst
erreicht, nun geht es nur noch darum, in diesem
vermeintlichen Vakuum an Zeit gefesselt zu bleiben. Den
Sinneseindrücken wird dafür eine opulente
Pracht an Mitteln geboten.
Und
genau diese bestimmten Mittel sorgen eben dafür,
dass sich dieser mächtige Apparat namens
Nachtdigital so leichtstemmig seit mehr als 10 Jahren
durch die Bewusstseinsströme all jener
Szenecharaktere mit gehobenen Musikanspruch fließen
konnte. Sei es der besondere Ort als solches, die
Dekoration, das bedachte Wochenendprogramm aus
unzähligen Unterhaltungsangeboten aus den Sparten
Musik, Film, Kunst, Literatur, Kultur, Workshop.
An
sich können diese Begebenheiten als
"gewöhnlich" für jedes anspruchsvollere
Festival betrachtet werden. Aber in diesem speziellen
Fall muss eingeräumt werden: Die Art und Weise, wie
all diese Dinge erlebt werden können, grenzt das ND
von allem Übrigen ab. Es ist ein "unterschwelliges
Etwas", was im Unterbewusstsein jedes Einzelnen sein
Unwesen (wirklich Unwesen, denn am darauffolgenden Montag
ist die Seele zu tiefst bedrückt) treibt.
Und
nun zum nächsten, fundamentalen
Faktor:
L I
E B E.
Um
der sich irgendwo doch alles im Leben dreht. Um eben ein
Wochenende lang im beschaulichen Ort (wenn man davon
sprechen möchte) Olganitz. Denn sie ist die alles
bestimmende Zutat in diesem explosiven Gemisch an
Lebensfreuden. Die Geschenke stehen Freitag abend um
21:00 Uhr in der Startrampe, die Veranstalter in der
manigfaltigen Gestalt von Liebesbotschaftern drücken
den Startknopf. Von Grund auf wird einem die Liebe also
entgegengebracht und über knapp 72h wieder und
wieder bewiesen. Da möchte und kann man nicht
gegenwirken. Alle Energieflüsse schwappen ungebremst
über und die elektrisierende "Techno-Kommune I" ist
infiziert.
Im
Laufe der Jahre - mittlerweile huldigen wir die 14.
Ausgabe jenes Exots in dieser "Branche" - ist so eine
relativ unbekannte aber stets begehrte Marke entstanden.
Das begrenzte Kartenkontingent ist nach wenigen Stunden
pulverisiert, für die anderen erfolglosen 10000:
Pustekuchen! Dieser Spagat von "Unbekannt" und
"Heiß begehrt" darf nicht als Glücksgriff
gedeutet werden, sondern als Glanzleistung. Diese
eigentümliche Realität ist durch harte Arbeit
der Männer im Hintergrund über Jahre hinweg
gedeiht. Und so genießt der eingeschworene ND-Clan
jährlich seinen epochalen Auftritt und feiert sich
selbst.
Es
bedarf nicht der Auflistung persönlicher
Vorkommnisse und Erlebnisse. Es geht im Grunde nur um das
eine: Die Party. Die KOPF-PARTY wohlgemerkt ("Party"
suggeriert zu "Oberflächliches")! Und vlt. sollte
ich an dieser Stelle die Sache mit der Musik (sollte
dieser Bericht nicht eine Berichterstattung über
Musik werden?) noch mehr ausklammern. Am Ende geht es
darüber hinaus. Es geht um die pure Freude, mit 2999
die selbe Gedankenwelt durchfeiern zu können. Ob das
nun auf einem Musikfestival, einem Oldtimer-Treffen, der
wöchentliche Stammtisch-Umtrunk im nächsten
Wirtshaus oder was auch immer ist. Gefühlt, ist das
Musikfestival- oder Club-Erlebnis, erst recht im Stil wie
hier beim Nachtdigital, natürlich aber mit nichts
anderem zu vergleichen.
Das
Wohlbefinden jedes Einzelnen beschränkt sich in
diesen "Momenten für die Ewigkeit" auf die sonst
belanglosesten Begebenheiten: (Auf der Welt-) Sein,
Gesundheit, Sehen, Riechen, Tasten, Schmecken
Hören. Der Kopf ist ausgeschaltet. Solche
Zustände sind heilig, die im (Normalo-)Leben nur
selten erfahrbar gemacht werden können. Für den
Freund elektronischer Musik - kommen wir wieder
zurück - enorm hoch lob zu preisen, dass es so
Angebote an die Gesellschaft wie das Nachtdigital gibt.
Wir
sind alle stetig auf der Suche nach etwas. Es wird mal
schwer, mal leichter gemacht. Für unsere Gruppe von
Individuen macht das Nachtdigital die Suche nach unserem
eigenen Ich um einiges leichter. Überspitzt
ausgedrückt: Für Manche bildet dieser Ort sogar
Antworten auf die Fragen des Lebenssinns ab. Aber warum
für "manche"? Eigentlich für alle, die die
Chance bekommen haben, diesem Event beizuwohnen. Denn wie
schon gesagt: Die Empfindungen aller Anhänger decken
sich und belaufen sich am Ende nur auf das
eine:
G L
Ü C K.
..."