[archive] - [review 2011] - [nachtdigital - olganitz]

[back]


 


nachtdigital 14

bungalowdorf - olganitz

05.-07.08.2011

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen wir euch auch gerne die original-größen.]
 
impressions, picked from our archive

2003



2004



2006



2007



2008

freitag

2008

samstag+
sonntag

2008

people


2009

freitag


2009

samstag


2009

sonntag


2010

freitag

2010

samstag

2010

sonntag

2003 waren wir zufällig das erste mal in olganitz... eine wahnsinnsfahrt mit vielen schlaglöchern, baustellen, kuhgestank, staub... 2011 ist nachtdigital so etwas wie die "heilige liga" (um uns bei einer afterhour partyreihe in nürnberg zu bedienen) in ganz deutschland bzw. fast schon europa. es mutet fast schon elitär an, eine der weiterhin eisern auf 3.000 stück limitierten karten zu bekommen.

christian h., übernehmen sie:

"...

"Familiär", "Intim", "Persönlich", "Gemeinschaftsgefühl"…

Vorab: Nie und nimmer Worthülsen (und ganz besonders niemals in Bezug auf nun zu rapportierendes Festival), aber trotzdem im Laufe der Zeit bis hin zum heutigem Tage - wo in unserer Welt doch so ziemlich alles mit Superlativen geschmückt werden möchte - ein an Bedeutung und Glaubhaftigkeit verlorengegangener Sprachgebrauch (vor allem was die Promotion von Events in unserer Szene anbelangt). So entscheide ich mich nun, alle oben genannten Begrifflichkeiten nur ein einziges mal auf diesen Seiten verwendet haben zu wollen.

Sich und seine Machenschaften beweihreuchern ist immer möglich (was von den meisten an Individuen, Gruppen, … Veranstaltern auch gemacht wird). Das Schreiben und Nachreden ist eine Sache, das Empfinden eine andere. Ab einem gewissen Punkt muss nichts mehr gesagt werden, es ist alles klar. Es geht nicht mehr um das Posieren, Profilieren, Wetteifern, Titten, Techno & Trompeten. Es geht um nichts weniger als… (jetzt fällts mir ein: hät ich dieses Wort doch auch nach ganz oben in die erste Reihe verlegt…):

L E B E N.

Um nichts mehr als DAS. Den Augenblick genießen, Dazugehören, Teil des Ganzen sein, zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Innehalten und den Moment der Bestätigung durch alle Sehnen und Adern rinnen lassen, die richtige Musik, die richtigen Menschen, die richtige Lebenshaltung und Leidenschaft erlangt zu haben. Alle Empfindungen und Sinne jener Auserwählten sind auf einen Nenner gebracht. 3000 Köpfe können nicht irren.

Oben angesprochenen "Punkt" hat das "Nachtdigital" längst hinter sich gelassen. Man kann geradezu von einer "Monopol-Stellung" reden, vorausgesetzt man verortet diese in die entsprechenden Gesellschaftsgruppe. Damit möchte ich mal pauschal all jene inbegriffen verstehen, die - salopp gesagt - in erster Linie aus Liebe zur Musik losziehen, weniger aus Gründen von sinnlosen Alkoholexzessen, Frauen, Geld… das sonst übliche eben.

Aber hier ist nichts üblich. Für knappe 3 Tage (viel zu kurz…) wird eine Parallelwelt für und von einer erlesenen Zahl an "Jüngern" kreiert, die es möglich macht, den stressvollen Alltag und persönlichen Sorgen schnell den Tanzpass geben zu können. Mehr noch: Eine Welt namens "Nachtdigital", die in sich abgeschlossen ist, in welcher nichts mehr hinzugefügt werden muss, welche nahe perfekt zu sein scheint für die freie und unbekümmerte Geistesentfaltung jedes Einzelnen. Man ist sich zu jeder Zeit im Klaren: Mein "Ich" besinge ich im genau passenden Umfeld.

Wo auf den meisten anderen Events das "Ich" wortwörtlich "besungen wird" - also Anerkennungsdrang, Selbstverliebheit, Konkurrenzdenken - das kollegiale "Miteinander" und den Grundgedanken einer "Feier" stört - besinn(g)t man sich bei dem Nachtdigital ganz (auf) sich selbst. Eben: der Zustand des vollkommenen Glücklichseins ist längst erreicht, nun geht es nur noch darum, in diesem vermeintlichen Vakuum an Zeit gefesselt zu bleiben. Den Sinneseindrücken wird dafür eine opulente Pracht an Mitteln geboten.

Und genau diese bestimmten Mittel sorgen eben dafür, dass sich dieser mächtige Apparat namens Nachtdigital so leichtstemmig seit mehr als 10 Jahren durch die Bewusstseinsströme all jener Szenecharaktere mit gehobenen Musikanspruch fließen konnte. Sei es der besondere Ort als solches, die Dekoration, das bedachte Wochenendprogramm aus unzähligen Unterhaltungsangeboten aus den Sparten Musik, Film, Kunst, Literatur, Kultur, Workshop.

An sich können diese Begebenheiten als "gewöhnlich" für jedes anspruchsvollere Festival betrachtet werden. Aber in diesem speziellen Fall muss eingeräumt werden: Die Art und Weise, wie all diese Dinge erlebt werden können, grenzt das ND von allem Übrigen ab. Es ist ein "unterschwelliges Etwas", was im Unterbewusstsein jedes Einzelnen sein Unwesen (wirklich Unwesen, denn am darauffolgenden Montag ist die Seele zu tiefst bedrückt) treibt.

 

Und nun zum nächsten, fundamentalen Faktor:

L I E B E.

Um der sich irgendwo doch alles im Leben dreht. Um eben ein Wochenende lang im beschaulichen Ort (wenn man davon sprechen möchte) Olganitz. Denn sie ist die alles bestimmende Zutat in diesem explosiven Gemisch an Lebensfreuden. Die Geschenke stehen Freitag abend um 21:00 Uhr in der Startrampe, die Veranstalter in der manigfaltigen Gestalt von Liebesbotschaftern drücken den Startknopf. Von Grund auf wird einem die Liebe also entgegengebracht und über knapp 72h wieder und wieder bewiesen. Da möchte und kann man nicht gegenwirken. Alle Energieflüsse schwappen ungebremst über und die elektrisierende "Techno-Kommune I" ist infiziert.

Im Laufe der Jahre - mittlerweile huldigen wir die 14. Ausgabe jenes Exots in dieser "Branche" - ist so eine relativ unbekannte aber stets begehrte Marke entstanden. Das begrenzte Kartenkontingent ist nach wenigen Stunden pulverisiert, für die anderen erfolglosen 10000: Pustekuchen! Dieser Spagat von "Unbekannt" und "Heiß begehrt" darf nicht als Glücksgriff gedeutet werden, sondern als Glanzleistung. Diese eigentümliche Realität ist durch harte Arbeit der Männer im Hintergrund über Jahre hinweg gedeiht. Und so genießt der eingeschworene ND-Clan jährlich seinen epochalen Auftritt und feiert sich selbst.

Es bedarf nicht der Auflistung persönlicher Vorkommnisse und Erlebnisse. Es geht im Grunde nur um das eine: Die Party. Die KOPF-PARTY wohlgemerkt ("Party" suggeriert zu "Oberflächliches")! Und vlt. sollte ich an dieser Stelle die Sache mit der Musik (sollte dieser Bericht nicht eine Berichterstattung über Musik werden?) noch mehr ausklammern. Am Ende geht es darüber hinaus. Es geht um die pure Freude, mit 2999 die selbe Gedankenwelt durchfeiern zu können. Ob das nun auf einem Musikfestival, einem Oldtimer-Treffen, der wöchentliche Stammtisch-Umtrunk im nächsten Wirtshaus oder was auch immer ist. Gefühlt, ist das Musikfestival- oder Club-Erlebnis, erst recht im Stil wie hier beim Nachtdigital, natürlich aber mit nichts anderem zu vergleichen.

Das Wohlbefinden jedes Einzelnen beschränkt sich in diesen "Momenten für die Ewigkeit" auf die sonst belanglosesten Begebenheiten: (Auf der Welt-) Sein, Gesundheit, Sehen, Riechen, Tasten, Schmecken… Hören. Der Kopf ist ausgeschaltet. Solche Zustände sind heilig, die im (Normalo-)Leben nur selten erfahrbar gemacht werden können. Für den Freund elektronischer Musik - kommen wir wieder zurück - enorm hoch lob zu preisen, dass es so Angebote an die Gesellschaft wie das Nachtdigital gibt.

Wir sind alle stetig auf der Suche nach etwas. Es wird mal schwer, mal leichter gemacht. Für unsere Gruppe von Individuen macht das Nachtdigital die Suche nach unserem eigenen Ich um einiges leichter. Überspitzt ausgedrückt: Für Manche bildet dieser Ort sogar Antworten auf die Fragen des Lebenssinns ab. Aber warum für "manche"? Eigentlich für alle, die die Chance bekommen haben, diesem Event beizuwohnen. Denn wie schon gesagt: Die Empfindungen aller Anhänger decken sich und belaufen sich am Ende nur auf das eine:

G L Ü C K.

..."

ame

shed

space dimension controller agoria

andre sondermann

carsten jost

dasha ruh

fairmont

lawrence

prosumer

2011 by bullytm, text/pics by christian h.] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !





[top]