[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei
szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in
"reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen
filtern, keine manipulation, what you see is what you
get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte
entstehen ausschließlich auf grund der
gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines
konventionellen fotoblitzes.
3.
manche fotos sind mit groß-formaten
hinterlegt. auf wunsch mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
nach
muna mit robag wruhme und café neuwerk mit marcus
meinhardt, setzen wir unsere ganz persönliche
sonntags-reihe heute mit andré galluzzi
fort.
tut
auch not, denn die letzten wochen waren etwas
dürftig bei uns und auch dieses wochenende fielen
einige der ursprünglichen pläne mit
schneebrettbar und manga in jena (jeweils mit
giegling-records/artists), klangklubnacht in hallstadt
sowie der swat party in neuhaus leider ins
wasser.
da kam
das debüt der "immer wieder sonntags" reihe hier in
der rakete gerade recht!
wir
fühlen uns ja fast schon ein wenig geehrt, dass wir
bei dieser historischen geburtsstunde dabei sein
dürfen. aber zugegeben, richtig nachgefragt, warum
jetzt nürnberg unbedingt noch eine sonntagsreihe
benötigt, haben wir so direkt nicht. vorstellen
könnten wir uns jedoch, dass man den in
nürnberg doch recht üppig bestückten frei-
und samstagen noch ein weiteres puzzle-teil
hinzufügen wollte.
irgendwie
macht das auch sinn, denn wenn ein andré galluzzi
hier an einem samstag auflegt, platzt der club aus allen
nähten. bei einem mathias kaden (der übrigens
am 21.12. als nächstes kommt) dürfte es nicht
viel anders aussehen (können wir selbst
bestätigen, siehe review
2012).
so dämpft der sonntag etwas, denn schließlich
können nicht alle von sonntag auf montag "tun was
sie wollen" (übrigens auch bei uns heute eher
glückliche fügung).
vielleicht
ist es aber auch ein gagen-thema... der artikel über
den techno-kapitalismus in der groove vor einigen monaten
offenbart ja schließlich sehr anschaulich, dass es
hinter den kulissen der clubs, booking-agenturen und
festivals schon sehr - sagen wir mal - kaufmännisch
zugeht.
soviel
trockenes und nüchternes zahlenwesen verdirbt uns
nur die laune, kommen wir daher gleich zum wesentlichen -
dem heutigen abend!
der
mann hinter dem ehemaligen taksi (zusammen mit
guido schneider) sowie aras
label (zusammen mit dana ruh gegründet), ostgut
& berghain resident der ersten stunde, weiterhin
vinyl-fetischist und in diesem sinne umso bemerkenswerter
für lange sets bishin (und darüber hinaus) zu
10 stunden bekannt.
erste
kritik des abends: so richtig klar im vorfeld war das
nicht, dass er heute immerhin auch ein 5h set abliefern
sollte, wobei die kritik auch an uns selbst geht, da wir
doch schon so tief im etablishment verankert zu sein
scheinen, dass wir eben nicht mal schnell am montag
anstatt 9uhr, um sagen wir mal 14uhr anfangen oder ganz
einen werktag streichen könnten. wobei, könnten
wir schon, wollens aber nicht (oder nicht
mehr)...
den
auftakt bei unserer ankunft um 19uhr ungefähr
machten übrigens solaris aka stefan
riegaus back2back mit hajdar berisha.
teilweise ziemlich straff im technobereich, spielten sie
sich gegenseitig die platten zu. was aber irgendwie ganz
gut zur stimmung des tages/abends paßte! auch die
erwartung selbst an einen "galluzzi-abend", ist ja jetzt
nicht gerade deeper chicago house.
mit
eintreffen von andré galluzzi füllte
es sich dann auch - wie abgesprochen - zusehens. "bedarf"
an einem sonntagsreigen scheint also durchaus zu
bestehen.
das
schon etwas fortgeschrittene tempo war andré nicht
bereit so 1:1 zu übernehmen und pitchte erstmal
(sowohl sound- als auch geschwindigkeitstechnisch) etwas
runter. also alles auf anfang, wir starten bei null.
schließlich sollte es - wie gesagt - eine ca. 5h
lange reise werden.
neben
anderen "elder djs man" wie sven väth, zeichnet auch
andré (der übrigens auch ursprünglich
aus frankfurt stammt) meiner meinung nach aus, dass er
ein sehr gutes händchen/ohr dafür hat, was ein
floor braucht und was nicht. die richtige platte zur
richtigen zeit in der richtigen reihenfolge. "platte" wie
schon erwähnt wörtlich zu verstehen, denn
andré ist ein bekennender vinyl-spieler. 2012
startete er aus dem grund auch die partyreihe "we play
vinyl".
so
richtig bekannt geworden ist andré durch seine
sets im berliner ostgut. dem vorgänger also zu dem
allen bekannten berghain. die ostgut/berghain
veranstalter zögerten sicherlich nicht lange, als
sie ihm auch dort (im berghain) erneut einen resident-job
anboten.
auch
kennt man andré durch sein mittlerweile leider
eingestelltes label taksi,
welches er zusammen mit paul brtschitsch
gründete/betrieb und welches zu der damaligen zeit
durchaus großes gewicht in der szene hatte - also
1995 bis ca. zur jahrtausendwende.
2001
kam dann das ostgut ins andré´s leben und
nach dessen schließung/abriss, dann ende
2004/anfang 2005 das berghain. seine legendären
ellenlangen sets machten ihn weltweit bekannt, so
bekannt, dass man auch seinen veröffentlichten
mix-cds kult-status bestätigen kann.
eigene
produktionen gab es von ihm natürlich auch, z.b. in
kollaboration mit guido schneider, der bereits
erwähnten dana ruh und auch mit paul brtschitsch.
sein größtes talent jedoch blieb und bleibt
das frenetische, zeitvergessene auflegen!
diese
routine und dieses gefühl für musik konnte man
auch heute spüren und fühlen. dass es sonntag
abend war und man morgen ja arbeiten muss, war für
ein paar stunden ziemlich schnell vergessen. ein gut
zusammen geschichteter techno-sound, der mit jedem neuen
track etwas nahezu trance-artiges entwickelte,
natürlich ohne tatsächlich trancige platten zu
spielen. techno soul im besten sinne, nicht einfach nur
stur und stumpf und bolzend, sondern mit etwas mehr
tiefe.
ihr
seht, wir merkten keinen unterschied zu einer samstags-
oder freitagsparty.
zu
unserer schande müssen wir aber tatsächlich
einräumen, dass uns unser schlechtes gewissen gegen
23uhr einholte und aus dem trance-zustand heraus
geleitete... dabei füllte sich die rakete gerade
während des galluzzi sets immer mehr, sodass es
spannend gewesen wäre zu sehen, wie voll und weit es
noch hätte gehen können... insbesondere
musikalisch natürlich, denn ab einer gewissen uhr-
oder besser spielzeit, nimmt sich andré alle
möglichen freiheiten in der
plattenauswahl.
fürs
protokoll: nächstes mal montag urlaub nehmen - oder
kündigen!