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immer wieder sonntags #1

die rakete - nürnberg

30.11.2014

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde

2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.

3. manche fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch mailen wir euch auch gerne die original-größen.]


andré galluzzi...

ad hoc in unserem
archive gefunden...

13.04.2001

u60311
frankfurt

17.09.2005

joue joue
erfurt

21.06.2008

gasmaschinen-
zentrale


14.12.2008

berghain,
berlin

25.09.2010

manga
jena

23.06.2011

le bonheur
festival


nach muna mit robag wruhme und café neuwerk mit marcus meinhardt, setzen wir unsere ganz persönliche sonntags-reihe heute mit andré galluzzi fort.

tut auch not, denn die letzten wochen waren etwas dürftig bei uns und auch dieses wochenende fielen einige der ursprünglichen pläne mit schneebrettbar und manga in jena (jeweils mit giegling-records/artists), klangklubnacht in hallstadt sowie der swat party in neuhaus leider ins wasser.

da kam das debüt der "immer wieder sonntags" reihe hier in der rakete gerade recht!

wir fühlen uns ja fast schon ein wenig geehrt, dass wir bei dieser historischen geburtsstunde dabei sein dürfen. aber zugegeben, richtig nachgefragt, warum jetzt nürnberg unbedingt noch eine sonntagsreihe benötigt, haben wir so direkt nicht. vorstellen könnten wir uns jedoch, dass man den in nürnberg doch recht üppig bestückten frei- und samstagen noch ein weiteres puzzle-teil hinzufügen wollte.

irgendwie macht das auch sinn, denn wenn ein andré galluzzi hier an einem samstag auflegt, platzt der club aus allen nähten. bei einem mathias kaden (der übrigens am 21.12. als nächstes kommt) dürfte es nicht viel anders aussehen (können wir selbst bestätigen, siehe review 2012). so dämpft der sonntag etwas, denn schließlich können nicht alle von sonntag auf montag "tun was sie wollen" (übrigens auch bei uns heute eher glückliche fügung).

vielleicht ist es aber auch ein gagen-thema... der artikel über den techno-kapitalismus in der groove vor einigen monaten offenbart ja schließlich sehr anschaulich, dass es hinter den kulissen der clubs, booking-agenturen und festivals schon sehr - sagen wir mal - kaufmännisch zugeht.

soviel trockenes und nüchternes zahlenwesen verdirbt uns nur die laune, kommen wir daher gleich zum wesentlichen - dem heutigen abend!

der mann hinter dem ehemaligen taksi (zusammen mit guido schneider) sowie aras label (zusammen mit dana ruh gegründet), ostgut & berghain resident der ersten stunde, weiterhin vinyl-fetischist und in diesem sinne umso bemerkenswerter für lange sets bishin (und darüber hinaus) zu 10 stunden bekannt.

erste kritik des abends: so richtig klar im vorfeld war das nicht, dass er heute immerhin auch ein 5h set abliefern sollte, wobei die kritik auch an uns selbst geht, da wir doch schon so tief im etablishment verankert zu sein scheinen, dass wir eben nicht mal schnell am montag anstatt 9uhr, um sagen wir mal 14uhr anfangen oder ganz einen werktag streichen könnten. wobei, könnten wir schon, wollens aber nicht (oder nicht mehr)...

den auftakt bei unserer ankunft um 19uhr ungefähr machten übrigens solaris aka stefan riegaus back2back mit hajdar berisha. teilweise ziemlich straff im technobereich, spielten sie sich gegenseitig die platten zu. was aber irgendwie ganz gut zur stimmung des tages/abends paßte! auch die erwartung selbst an einen "galluzzi-abend", ist ja jetzt nicht gerade deeper chicago house.

mit eintreffen von andré galluzzi füllte es sich dann auch - wie abgesprochen - zusehens. "bedarf" an einem sonntagsreigen scheint also durchaus zu bestehen.

das schon etwas fortgeschrittene tempo war andré nicht bereit so 1:1 zu übernehmen und pitchte erstmal (sowohl sound- als auch geschwindigkeitstechnisch) etwas runter. also alles auf anfang, wir starten bei null. schließlich sollte es - wie gesagt - eine ca. 5h lange reise werden.

neben anderen "elder djs man" wie sven väth, zeichnet auch andré (der übrigens auch ursprünglich aus frankfurt stammt) meiner meinung nach aus, dass er ein sehr gutes händchen/ohr dafür hat, was ein floor braucht und was nicht. die richtige platte zur richtigen zeit in der richtigen reihenfolge. "platte" wie schon erwähnt wörtlich zu verstehen, denn andré ist ein bekennender vinyl-spieler. 2012 startete er aus dem grund auch die partyreihe "we play vinyl".

so richtig bekannt geworden ist andré durch seine sets im berliner ostgut. dem vorgänger also zu dem allen bekannten berghain. die ostgut/berghain veranstalter zögerten sicherlich nicht lange, als sie ihm auch dort (im berghain) erneut einen resident-job anboten.

auch kennt man andré durch sein mittlerweile leider eingestelltes label taksi, welches er zusammen mit paul brtschitsch gründete/betrieb und welches zu der damaligen zeit durchaus großes gewicht in der szene hatte - also 1995 bis ca. zur jahrtausendwende.

2001 kam dann das ostgut ins andré´s leben und nach dessen schließung/abriss, dann ende 2004/anfang 2005 das berghain. seine legendären ellenlangen sets machten ihn weltweit bekannt, so bekannt, dass man auch seinen veröffentlichten mix-cds kult-status bestätigen kann.

eigene produktionen gab es von ihm natürlich auch, z.b. in kollaboration mit guido schneider, der bereits erwähnten dana ruh und auch mit paul brtschitsch. sein größtes talent jedoch blieb und bleibt das frenetische, zeitvergessene auflegen!

diese routine und dieses gefühl für musik konnte man auch heute spüren und fühlen. dass es sonntag abend war und man morgen ja arbeiten muss, war für ein paar stunden ziemlich schnell vergessen. ein gut zusammen geschichteter techno-sound, der mit jedem neuen track etwas nahezu trance-artiges entwickelte, natürlich ohne tatsächlich trancige platten zu spielen. techno soul im besten sinne, nicht einfach nur stur und stumpf und bolzend, sondern mit etwas mehr tiefe.

ihr seht, wir merkten keinen unterschied zu einer samstags- oder freitagsparty.

zu unserer schande müssen wir aber tatsächlich einräumen, dass uns unser schlechtes gewissen gegen 23uhr einholte und aus dem trance-zustand heraus geleitete... dabei füllte sich die rakete gerade während des galluzzi sets immer mehr, sodass es spannend gewesen wäre zu sehen, wie voll und weit es noch hätte gehen können... insbesondere musikalisch natürlich, denn ab einer gewissen uhr- oder besser spielzeit, nimmt sich andré alle möglichen freiheiten in der plattenauswahl.

fürs protokoll: nächstes mal montag urlaub nehmen - oder kündigen!

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