[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild,
gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt,
gebilde
2. bei szenemag für gewöhnlich ohne
nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb-
oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you
see is what you get! evtl. zu sehende verformungen
und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund
der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung
eines konventionellen fotoblitzes.
3. die umrandeten fotos sind mit
groß-formaten hinterlegt. auf wunsch
mailen
wir euch auch gerne die
original-größen.]
impressions,
picked from our archive
beim
häuten der zwiebel. heute also die letzte schicht
unserer nachtdigital-berichterstattung. danke an
christian h. & euch viel spass bzw. viele
interessante eindrücke!
"...
Also, wie machen wir´s? Bzw., wie hättet
ihr´s gern? Den langen Rundumschwung oder kurzen
Umriss? Ersteres liebend gerne, denn meine Gelüste
hierfür sind absolut ausreichend - fiel das
Wochenende doch wieder mehr als schön
aus; zurückgelassen mit all den bunten Bildern und
erzählungsbedürftigen Sinneseindrücken.
Doch muss es sicherlich nicht (ganz zu schweigen von
meinem sch*** chronischen Zeitproblem...) Ein Verweis
auf das Review
letzten Jahres,
welches ganz und gar keine philosophische
Leerveranstaltung darstellen soll, müsste doch
ausreichen! Denn - so viel geändert hat sich nichts!
Zumindest nicht so viel, dass die Grundessenz des Ganzen
neu erklärt werden müsste.
Und
wie die Einleitung schon vermuten lässt, hätte
ich es gerne, alles Folgende um den Tellerrand zu
erzählen, als tief in der Suppe zu rühren.
Dafür verhaken sich sowieso zu viele subjektive
Eindrücke in die Wahrnehmungskette, als dass man ein
klares - und kein trübes - Bild für ALLE
erzeugen könnte. Drum, wie denn so oft, schenke ich
euch den Rahmen, an dem ihr euch entlang
hangeln könnt, bis zu dem Punkt, an dem es - im
besten Falle - klick macht. Bzw.
BUMM!
Das
ND ist und bleibt die Blaupause an Festival
elektronischer Natur, welches für das steht,
wofür ein gutes Event immer stehen sollte: die Liebe
zur Musik. Und dafür zeigt sich nicht nur einzig die
Musik als solches verantwortlich, auch alles
Drumherum. Aber genau dieses
Drumherum ist sicherlich eine komplexere
Angelegenheit als man denkt; Eine Angelegenheit mit dem
Faktor x, vlt. die Formel, die man nichtmal unbedingt
aufs Sicherste berechnen kann. Etwas, was sich in der
Summe der planbaren Annehmlichkeiten auf der
Festivalwiese einfach ergibt. In Worten ausgedrückt,
geht es schlichtweg um das Feeling.
Und
um es auf den Punkt zu bringen: Das Schaffen des
richtigen Umfeldes für die Anreicherung des
richtigen Feeling jedes Einzelnen - eben zum
Nachgehen jedermann´s (auf Papier; denn ab und an
verirren sich auch ein paar Art- (von mir aus auch
Leid-); jedoch nicht Zeitgenossen) Musikleidenschaft, von
mir aus auch Liebe machen, könnte nur
schwer besser gestaltet werden als alljährlich auf
jenem erhabenen Koordinatenfeld [anm.d.red.: =
nachtdigital festival] fernab jeglicher
Zivilisation.
Die
Reise (die Amsterdamer können mit ihrer 8h Autofahrt
nur zu gut davon reden) über Hügel und
Täler, je weiter desto fremder der Gedanke, nun
gleich ein Plätzchen im Nirgendwo anzutreffen, an
dem sich die vermeintlich coolsten Leute aus aller Herren
Länder versammeln - zumindest dem Augenschein nach.
Ein Ort, so ausgeschmückt und liebevoll dekoriert,
ja: einladend, was verheißen soll: Ja, du
bist Alice! Vlt. kein Wunderland, aber nahe dran.
Spätestens dann wenn die Musik angeht. 21:00 Uhr,
Freitag Abend.
Und
natürlich steht die Musik im Mittelpunkt. Wie alle
Kunst, welche für drei Tage im
aussergewöhnlichen Stil erlebbar gemacht wird. Man
muss sich nur öffnen. Open your mind!
Wenn getan, dann voilá: Fuck off das Versagen der
Anlage im Zelt-Floor Freitag Nacht (die Vögel haben
aus den letzten Löchern gepfiffen); Fuck off die
weniger tanzbaren Acts wie bspw. Africa
Hightech zur (Fast-) Primetime; Fuck off....
ach, mir fällt nichts mehr ein. Will sagen: Das
Positive überwiegt in einer so überzeugenden
Weise, dass alles weniger Gute sofort in Staub verpuffen
sollte.
Sich
zufrieden geben mit den wenigen, noch so kleinen
Momenten, welches das viel zu kurze Leben uns schenkt.
Sei es nur am Seeufer zu sitzen, die Füße
baumelnd im kühlen Nass, den Blick in noch so
strahlende Gesichter zu schweifen; im Rücken den
sanft-umschmeichelnden Bass, eingenommen in einer
Klangarchitektur, welche über das Wochenende
gestreckt nicht differenzierter hätte ausfallen
können. Wenn Kritik, dann auf hohem Niveau, oder
eben unberechtigt. Dann aus Mündern jener, welche
vlt. doch eher den Trip nach Kastellaun hätten
antreten müssen. Oder einfach Jener, die es nicht
verstanden haben, bzw. können:
Denn
am Ende geht es mehr um den Griff zur Bierflasche, die
kollektive Extase Samstags Morgen um 6, das Liebkosen
noch so netter Holländerinnen an der Bar. Es geht
nicht nur um das Drumherum, sondern auch um
das Dazwischen. Und für dieses
Dazwischen ist diesmal nicht der Veranstalter
in der Bringschuld - Nein, der zahlende Gast erhält
Gestaltungsfreiheit. Für die Anreicherung positiver,
glückssteigender Impulse seiner eigenen Gedankenwelt
gibt es auf dem Nachtdigital genug Möglichkeiten.
Bzw. sollte es geben. Wenn nicht, könnte diejenige
Person, welche anders denkt, einem leid tun.
Aber
so ist das eben: Es passt nicht jeder in die Kunstszene
(was auch gut ist!!), und das ND bestrebt Kunst,
zumindest den Versuch an Kunst, im öffentlichen
Raum. Die Qualität an Kunst, was das
auch immer nun heißen mag, kann, ja sollte sogar,
differieren. Nur so stechen die Dinge heraus.
Eintönigkeit ade, Spannungskurven olé! Doch
in der Gesamtheit, auch wenn in einzelnen Stücken
eine Beurteilung, besser ein Empfinden, nicht greifbar
ist, sollte am Ende bei Jedermann ein Mehrwert an
erlebter Zeit zu verbuchen haben.
Schon
allein deshalb, drei Tage mehr auf diesem Planeten
verbracht zu haben. Drei Tage Lebenskunst zu zelebrieren.
Drei Tage fernab der oft immer gleichen Alltagsrythmik.
Drei Tage ohne die üblichen Gewohnheiten. Aber auch
nur, weil das Nachtdigital drei Tage vom Jahr einnimmt.
Nicht mehr. Gutes will nicht einfach zu haben sein. Gutes
will ersehnt werden. Gut zu bleiben, ist dann die
Herausforderung. Das Nachtdigital erfindet sich stetig
neu, wie die Musik in hiesiger Szene sich
fortwährend in der Spirale nach oben schwingt. Die
Vergangenheit aber - die Herkunft - nie in Vergessenheit
geratend. Oder so: Future is so last year.
Mittlerweile
habe ich jegliches Gespür dafür verloren, ob
meine letzten Absätze Sinn ergeben oder nicht. Ich
lehne mich zurück, schließe die Augen und
stelle mir eine einfachste Szenerie vor: Stehend vor
einer Bühne. Auf dieser ein halbnackter, später
nackter, ziemlich schön anzusehender Mann. Singend,
besser schwafelnd, sinngetränkte Satzstümmel.
I-was mit Sonne. Hier kommt die Sonne. Und
nächstes Jahr kommt Nachtdigital. So schlecht es
dieses Jahr auch war. Es kann nur besser
werden..."