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bayou christmas night

interview mit KINK

ega box - erfurt

21.12.2013

[anm.d.red.:
1. Bild, das; -[e]s, -er [mhd. bilde = bild, gestalt, ahd. bilidi = nachbildung, abbild; gestalt, gebilde

2. bei szenemag für gewöhnlich ohne nachbearbeitung in "reinform". keine verwendung von farb- oder sonstigen filtern, keine manipulation, what you see is what you get! evtl. zu sehende verformungen und lichteffekte entstehen ausschließlich auf grund der gegebenheiten vor ort sowie ggf. unter verwendung eines konventionellen fotoblitzes.

3. die umrandeten fotos sind mit groß-formaten hinterlegt. auf wunsch mailen wir euch auch gerne die original-größen.]

some impressions picked out of our archive
bayou
festival

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...

10.01.2006

kevin
saunderson
im interview

10.01.2006

joey beltram
im
im interview

rom, florenz, adelaide, melbourne, sydney, genf, erfurt... die stationen von kink der letzten wochenenden. seit ca. 2 jahren tourt der aus bulgarien stammende kink durch die welt und avancierte sehr schnell zu einem der beliebtesten liveacts.

das machte uns neugierig, denn schließlich ist bulgarien bisher nicht unbedingt als die kreativ-hochburg für elektronische musik in erscheinung getreten, sondern eher mit korruption und immer wieder dem ruf, zu den "ärmsten" ländern der europäischen union zu gehören (was leider in weiten teilen auch stimmt - siehe die gezeigten bilder aus sofia).

nichts desto trotz oder gerade deswegen ist in dieser vermeintlichen abgeschiedenheit strahil velcher auf elektronische musik aufmerksam geworden, welche durch frühe acid- und rave-mixtapes, respektive cds, ausgelöst wurde.

diese neugier führte letzten endes dazu, dass er begann, selbst tätig zu werden und dj-sets, remixe sowie eigene produktionen zu starten.

trotz seines mittlerweile überbordenden erfolgs, bleibt er seiner heimat sofia in bulgarien treu. seinen besuch heute in der erfurter egabox (thüringen) nutzten wir, um noch ein wenig mehr von dem sympathischen kink zu erfahren:

bullytm: hallo kink, wo warst du gestern, denn wie man liest bist du sehr viel unterwegs derzeit?

kink: ja, dass stimmt. ich hatte gestern einen auftritt in genf, der sehr gut verlief und von dort bin ich direkt hier her gekommen. zur zeit bin ich sehr viel unterwegs und teilweise bis zu einem monat am stück auf tour, nordamerika, europa, asien...

[anm.d.red.: wie gut der genf-auftritt war, könnt ihr sehr anschaulich unter diesem link verfolgen!]

bullytm: du stammst ursprünglich aus bulgarien, richtig?

kink: ja, genau genommen aus sofia, wo ich auch immernoch lebe. ich geniesse es dort, da es mir das gefühl gibt, daheim zu sein. das einzige, was mich an sofia etwas stört sind die flugverbindungen.

bullytm: wie muss man sich sofia in bezug auf die elektronische szene vorstellen? wir haben gelesen, dass du z.b. zu dem kollektiv "porno bpm" dazugehörst?

kink: ja, dass ist meine dj-crew in sofia.

in den 90ern gab es in bulgarien eine große elektronische musikszene. das hatte auch mit dem fall des eisernen vorhangs zutun, wodurch die leute sehr offen für alles aus dem westen waren, die demokratie ansich, kunst und insbesondere eben techno-/housemusik. die szene war sehr stark und die promoter buchten vor allem große internationale größen, mit denen durchaus bis 10.000 besucher angezogen wurden. aber es gab natürlich auch kleinere clubs.

in den letzten jahren jedoch merkt man, dass die leute etwas gelangweilt und nur noch schwer zu begeistern sind. dazu kommt, dass es wirtschaftlich derzeit nicht so gut um bulgarien bestellt ist und so wagen die veranstalter nur noch selten das risiko, interessante und eher unbekannte djs/künstler zu buchen. auf der anderen seite gehen auch die meisten leute eher den sicheren weg, dass wenn sie schonmal weggehen, sie dann nicht gerade ein experiment wagen wollen. so ergibt sich leider ein kleiner teufelskreis.

aber, wenn auch im kleinen, es entwickelt sich eine gewisse gegenbewegung. neue talente reifen heran und so kommt langsam wieder etwas frischer wind in die szene. wenngleich deren herangehensweise und auch deren interesse etwas anders gelagert ist, als noch in den frühen 90ern.

es ist ein wenig vergleichbar mit der situation in ostdeutschland, nur etwas zeitversetzt. wir hatten unseren großen "peak" mit elektronischer musik, der in einem absturz endete und sich nun langsam wieder neu formiert!

bullytm: wie muss man sich das bei dir vorstellen, was war ausschlaggebend, dass du dich der elektronischen musik zu gewandt hast?

kink: ansich würde ich mich generell erstmal als musik-fan bezeichnen. gerade in der zeit vor dem fall des eisernen vorhangs waren die möglichkeiten und die auswahl natürlich extrem beschränkt, dennoch interessierte ich mich sehr für jegliche art von guter musik. mit dem ende der sowjetunion dann, ca. 1991/92, kam ich über radiosendungen zu techno/acid, eine art von musik, die ich bis dato so noch nicht gehört hatte und welche mich vollkommen weggeblasen hat.

zu beginn waren das eher imitate von detroit techno, bis man sich dann durchgearbeitet und durchgehört hatte zu den eigentlichen originalen wie z.b. dave angel.

im vordergrund stand also das radio und später dann einzelnde dance-compilations, wodurch sich meine vorliebe für diese damals noch mysteriöse neue musik immer mehr stärkte. für mich war das die beste zeit, da alles neu und ein wenig limitiert war. man musste schon suchen, um diese musik zu finden.

heutzutage jedoch, wird man quasi "zugeschüttet" mit musik, welche durch die neuen medien auch sehr einfach und direkt verfügbar ist. das macht es etwas weniger reizvoll, wenngleich ich mich immernoch für musik interessiere, ganz klar.

als ich ca. im jahr 2000 anfing, musik aufzulegen, gab es noch keine infastruktur für platten, d.h. man musste zwangsläufig mit dem computer auflegen. und heute ist das mittlerweile mein ganz persönlicher filter, wenn etwas auf vinyl erscheint, denn niemand macht sich die mühe "schlechte musik" auf platte zu finanzieren. das soll nicht heißen, dass digitale musik nicht auch gut sein kann, aber für mich macht es das etwas leichter und überschaubarer, wenn ich nach neuer guter musik suche - einfach auf vinyl zurück zu greifen!

bullytm: vom djing bist du später ja auch zum produzieren eigener stücke übergegangen, richtig?

kink: mit der bulgarischen musikszene war ich überwiegend unzufrieden, es hatte einfach nicht das, wonach ich suchte. etwas, dass mit "black origin" zutun hatte, mit soul, funk, disco. grundzüge, die ich auch in detroit techno und housemusic sehr schätze! bulgarien stand immer eher für einen "progressive house-" oder auch trance-sound, der sicher auch gut sein kann, aber eben nicht meinem geschmack entspricht.

und so fing ich an, selbst musik zu produzieren. 2005 war meine erste vinyl-veröffentlichung, die aber leider nicht sonderlich erfolgreich war. davon ließ ich mich aber nicht entmutigen und machte weiter, bis es im jahr 2008 zu der zusammenarbeit mit neville watson (der track "inside out") aus london kam.

"inside out" wurde dann von vielen djs gespielt, josh wink, laurent garnier, steve bug... einige meiner früheren idole spielten auf einmal unseren track. auf josh winks label ovum veröffentlichte ich danach ein paar weitere tracks und so ging alles seinen weg - das war der startschuss meiner internationalen karriere.

bullytm: wie hast du neville watson kennengelernt?

kink: meine erste veröffentlichung in 2005 war auf einem kleinen britischen label. dort hatte ich ein bild gesehen, auf dem neville auflegte und über - damals war das noch so - myspace kamen wir in kontakt. ein großes glück, denn wir haben sehr schnell über die musik große gemeinsamkeiten entdeckt und uns per email loops und stücke hin- und hergeschickt.

im grunde waren wir anfangs nur über die musik miteinander verbunden und hatten keinen direkten persönlichen kontakt. das heißt ohne miteinander zu sprechen, haben wir immer mehr platten veröffentlicht, die ebenfalls ziemlich erfolgreich waren.

erst ca. 2 jahre später (2010) hatten wir erstmalig einen auftritt zusammen, dass war in berlin in der panorama bar und seither sind wir eng befreundet.

bullytm: und wie gehts nun weiter mit deiner musik-karriere?

kink: meine ersten auftritte hatte ich ja als dj und nach und nach merkte ich, dass mir das nicht 100%ig liegt. also habe ich angefangen, auch einmal live zu spielen. anfangs noch recht holprig, ohne wirklich zu wissen, was ich da genau tat. aber durch viel arbeit, insbesondere in den letzten 2 jahre, bin ich tiefer und tiefer in die materie eingedrungen.

so standen eben diese letzten 2 jahre eher im zeichen, die welt zu erobern. eigene produktionen war da eher sekundär. für das nächste jahr steht daher an, mich mehr mit meiner eigenen musik zu beschäftigen. neue geräte und instrumente auszuprobieren, vielleicht auch ein wenig mehr visuelle elemente in meine liveshows einzubauen. ob das dann weniger oder sogar mehr gigs bedeutet, weiss ich noch nicht. aber klar ist für mich, dass ich musikalisch nicht stehen bleiben, sondern mich immer weiter entwickeln möchte.

durch meinen erfolg habe ich auch jetzt die möglichkeiten zu experimentieren und darauf freue ich mich. zum beispiel habe ich jetzt im januar keine größeren gigs und diese zeit werde ich entsprechend intensiv nutzen.

bullytm: gibt es auch schon konkrete pläne?

kink: meine freundin rachel (anm.d.red.: die z.b. auch die vocals des tracks "follow the steps" besteuerte) ist auch musikerin, zwar eher mit klassischer musik-ausbildung, aber dennoch werden wir verstärkter zusammen musik machen. ggf. auch eine live-show zusammen mit ihr.

ansonsten, klar, möchte ich versuchen, nächstes jahr ein eigenes album fertig zu stellen, was für mich neuland ist, da ich darauf auch ein paar experimente machen möchte. es werden auch mit rachel ein paar tracks dabei sein, aber zuviel möchte ich noch nicht verraten.

bullytm: weißt du schon, wo es herauskommen wird?

kink: nein, noch nicht. ich werde es erst fertig stellen und dann schauen, wo es musikalisch am besten hinpaßt!

bullytm: hattest du schon einmal daran gedacht, dich in bulgarien noch mehr zu engagieren, z.b. einen club aufmachen oder ähnliches?

kink: nein, nicht wirklich. ich bin kein so guter geschäftsmann und derzeit ist meiner meinung nach auch keine gute zeit für solche pläne.

aber ich denke darüber nach, ggf. ein eigenes label zu gründen, um neuen talenten aus bulgarien, aber auch internationalen neuen künstlern eine chance zu geben. aktuell richten wir ein studio ein, was aller voraussicht nach in sofia seinen sitz haben wird.

mir ist es vor allem wichtig, einen eigenen sound zu kreieren. vielleicht sogar so etwas wie einen speziellen sofia-sound. andere städte wie chicago, detroit oder aktuell z.b. berlin, stehen alle für einen gewissen sound. wenn wir das schaffen, dann haben wir viel erreicht!

bullytm: aber du wirst weiterhin live auftreten?

kink: ja, natürlich. auch nach intensiven 2 jahren jetzt, macht mir das live spielen immer noch viel spass. es ist einfach fantastisch zu sehen, wie die menschen auf deine musik reagieren. auch neue sounds & tracks, die ich ausprobiere, werden offen und frenetisch aufgenommen und das gibt mir viel energie zurück.

aus diesem grund mag ich auch kleine gigs wie heute, wenn du dein publikum direkt vor dir hast und sich das livespielen anfühlt, als wärst du mit ein paar freunden im club unterwegs. auf der anderen seite mag ich aber auch die größeren auftritte, da du so einer umso größeren menge an menschen deine musik näher bringen kannst.

vielleicht ergibt es sich ja und ich kann nächstes jahr z.b. in glastonbury spielen. ein festival, auf dem in 2008 eben auch meine tracks initial sehr häufig gespielt wurden.

bullytm: dann hoffen wir, dass du auch in deutschland weiterhin spielen wirst. so, wie im sommer beim bayou festival oder eben auch heute abend!

so langsam wird es etwas lauter im hintergrund, daher wünschen wir dir für heute abend viel erfolg und sagen: blagodaria!

kink: dankeschön, its been a pleasure!

2013 by bullytm] - powered by STORM Urban Water H2O + ENERGY !


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